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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Enttäuschung und Schrecken, als sie an den mühsamen Fußmarsch dachte, der nun vor ihnen lag, zuerst durch den verbotenen Wald und bis zur Lichtung, und dann noch einmal gut dieselbe Entfernung, auch wenn die zweite Hälfte des Weges nicht ganz so anstrengend werden würde. Dann, so plötzlich, dass sie tatsächlich erschrocken zusammenfuhr, kam ihr der verrückte Gedanke, dass ihre Mutter Dragosz möglicherweise begleitet und sie ganz allein hier zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte Lea sie und Dragosz gestern Abend nicht nur beobachtet und belauscht, sondern ihre Zauberkräfte benutzt, um Arris Gedanken und Gefühle zu lesen, und wusste nun, dass ihre Tochter weit mehr als bloße Zuneigung für den Mann empfand, der doch ihr gehörte; was lag da näher, als sie einfach hier zurückzulassen?
    Natürlich war dieser Gedanke vollkommener Unsinn, das begriff Arri im gleichen Moment, in dem sie ihn dachte, aber das nur zu wissen half gar nichts. Es nahm ihm weder etwas von seinem Schrecken, noch hinderte es Arris Herz daran, plötzlich wie wild loszuhämmern. Sie stand mit einem Ruck auf und bemerkte kaum, wie der Umhang nun doch von ihren Schultern glitt und die Kälte erbarmungslos durch die Bluse biss, die sie darunter trug. Hastig machte sie einen Schritt in die Richtung, in der der Wagen gestanden hatte, blieb mit klopfendem Herzen wieder stehen und fuhr dann noch heftiger und jetzt eindeutig erschrocken zusammen, als hinter ihr das Rascheln von trockenem Laub erklang. Arri konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken, als sie die schattenhafte Gestalt erblickte, die hinter ihr aus dem Wald heraustrat.
    »Arianrhod?«
    Der Schrecken erlosch, aber ihr Herz hämmerte beinahe noch schneller, und für einen Moment kam sich Arri tatsächlich so kindisch und dumm vor, wie sie sich benommen hatte. Die Gestalt war niemand anderes als ihre Mutter.
    »Was ist mit dir?«, fragte Lea. Sie kam näher und wurde von einem bloßen Schemen zu einem menschlichen Wesen, und obwohl Arri sie gegen den völlig schwarzen Hintergrund des Waldes nur undeutlich erkennen konnte, sah sie doch, dass sie die Hand auf den Schwertgriff gelegt hatte und ihr Blick misstrauisch die schwarz daliegende Ebene hinter ihr absuchte.
    »Nichts«, meinte Arri hastig und in einem Ton, der das genaue Gegenteil besagte. »Ich. ich dachte nur.«
    Sie verstummte abermals. Ihre Mutter sah sie abschätzend an, dann nahm sie die Hand vom Schwert und kam näher. »Ich verstehe. Es ist alles in Ordnung. Dragosz ist schon abgefahren, und wir wollten dich nicht wecken. Fühlst du dich gut?«
    »Nein«, antwortete Arri wahrheitsgemäß. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals schlechter gefühlt zu haben. Der Schlaf, der hinter ihr lag, hatte ihr nicht geholfen, sich zu erholen, sondern schien sie ganz im Gegenteil Kraft gekostet zu haben. Sie fror noch immer erbärmlich, und ihre rechte Hand klopfte und pochte unter dem Verband, als hätte sie sich in einen Beutel voller Ameisen verwandelt, die mit aller Gewalt aus ihrem Gefängnis auszubrechen versuchten.
    »Gut«, sagte Lea. »Dann können wir ja aufbrechen. Es sei denn, du hast gerade etwas Wichtigeres vor.«
    Arri hatte das Gefühl, dass sie jetzt eigentlich wütend werden sollte - aber dann zuckte sie nur mit den Achseln. Ihre Mutter hatte ja Recht. Sie hatte tatsächlich nichts Wichtigeres vor, und auch wenn sie den Himmel über der dichten Wolkendecke kaum erkennen konnte, so spürte sie doch, dass es nicht mehr lange bis zum Einbruch der Dämmerung war. Schlaf würde sie sowieso nicht mehr finden (und wenn, dann wäre es höchstens die Art von Schlaf, die gerade hinter ihr lag und auf die sie getrost verzichten konnte) und solange sie sich bewegten, war die Kälte vermutlich besser zu ertragen.
    Trotzdem drehte sie sich noch einmal um und sah dorthin zurück, wo der Wagen gestanden hatte. Es war so dunkel, dass sie ihn möglicherweise nicht einmal gesehen hätte, selbst wenn er noch da gewesen wäre, und die Schwärze dahinter hätte ebenso gut das Ende der Welt bedeuten können. Auf der anderen Seite hatte sie zeit ihres Lebens gelernt, sozusagen mit einem offenen Auge und einem offenen Ohr zu schlafen, und der schwerfällige, von zwei Pferden gezogene vierrädrige Karren bewegte sich alles andere als leise. Eigentlich hätte sie spätestens von dem Geräusch aufwachen müssen, mit dem er losgefahren war.
    »Wenn du irgendjemandem Vorwürfe machen willst, dann mir«, sagte ihre Mutter, und wieder war

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