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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nach Dragosz’ Tod noch. Oder vielleicht auch gerade deswegen.
    Arri hatte niemals in Erfahrung bringen können, wie Surkija gestorben war. Alle Raker – vor allem Dragosz – hatten ein Geheimnis darum gemacht, als sei ihr Tod mit ganz schrecklichen Umständen verbunden. Vielleicht war sie einer abscheulichen Bluttat zum Opfer gefallen? Aber wer war dann ihr Mörder?
    »Du musst wirklich etwas essen!«, forderte Isana sie auf. »Deine Hände fangen vor lauter Schwäche ja schon an zu zittern.«
    Vor lauter Schwäche? Arri hätte beinahe laut aufgelacht. Nicht vor Schwäche, sondern vor Mordlust. Weil sie sie am liebsten um den Hals von jemanden gelegt hätte, den sie für all das Leid hätte verantwortlich machen können, das ihr widerfahren war.
    Dabei hätte sie gar nicht sagen können, wer außer Dragosz’ Mördern eigentlich den Tod verdient hatte. Isana gewiss nicht, und schon gar nicht Surkija.
    Die war ja schließlich schon tot.
    Außerdem hatte sie ihr gar nichts getan. Ganz im Gegenteil. Wenn man es nüchtern betrachtete, dann hatte ihr Arri sogar den Mann weggenommen, und nicht umgekehrt. Wenn sich das jetzt nach Dragosz’ Tod wieder umdrehte, dann mochte es sogar ausgleichende Gerechtigkeit sein.
    Das änderte allerdings nichts an Arris Bitterkeit.
    Schlimmer noch: Surkija hatte ihr niemals den geringsten Anlass gegeben, sie abzulehnen – oder gar zu hassen. Sie war ebenso eine Heilerin gewesen wie Arri, und alle erzählten sich auch nur das Beste über sie. Wenn sie sich unter günstigeren Umständen kennengelernt hätten, wären sie wahrscheinlich sehr gut miteinander ausgekommen, vielleicht sogar gute Freundinnen geworden.
    Als ob das irgendetwas besser machen konnte.
    Isana legte den Kopf schief. »Hat es dir jetzt endgültig die Sprache verschlagen?«
    Wenn Arri ehrlich gewesen wäre, hätte sie nur sagen können: »Ja, das hat es. Und zwar an dem Tag, an dem Dragosz in meinen Armen gestorben ist.«
    Stattdessen raffte sie sich dazu auf, den Kopf zu schütteln. »Nein. Ich bin nur … etwas müde.«
    »Und hungrig?«
    Wieder schüttelte Arri den Kopf. Das ist nicht Surkija, hämmerte es dabei in ihren Gedanken, das ist Isana.
    Es half. Arri zwang sich dazu, Isana als das zu betrachten, was sie wirklich war: die Tochter des Schmieds und die Nichte der Heilerin Surkija – nicht aber ihr Ebenbild.
    Trotzdem war es keineswegs einfach. Die Ähnlichkeit zwischen Isana und Surkija wurde durch Isanas aufwendig gefertigte Kleidung noch unterstrichen, die der von Arri und Surkija bis in die Einzelheiten glich: Es war die traditionelle Kleidung der Heilerinnen, eine aus leichtem Stoff gewebte Bluse, die mit den ineinander verwobenen Schlangensymbolen verziert war, und ein dunkler Wickelrock, den ihre Trägerin gekürzt und umgenäht hatte, nachdem er an mehreren Stellen eingerissen war. Das Auffälligste an ihr war aber der Ring aus Feuerstein, den Isana wie auch Arri um den Hals trugen, nur dass der ihre ein Stück kleiner war. Jetzt nahm sie ihn in die Hand und drehte ihn – das war eine Angewohnheit, die ihr Gelegenheit gab, in Ruhe nachzudenken – was oft auch besser war, denn manchmal sprudelten aus dem zarten Mädchen so grobe oder unbedachte Worte heraus, dass es deswegen schon mehr als einmal fast zu Handgreiflichkeiten zwischen ihr und Taru gekommen wäre.
    »Ich mache mir langsam wirklich Sorgen.« Isana sah auf und seufzte leise. »So kann es doch nicht weitergehen!«
    Arri versuchte ihre düsteren Gedanken weiter zurückzudrängen und sich ganz auf das Mädchen zu konzentrieren, das ihr da gegenübersaß. »Was weißt du nicht?«, fragte sie zwar leise, aber immerhin so freundlich, wie sie es im Augenblick vermochte.
    »Du willst doch nur nichts essen, weil du glaubst, dass sie dich gleich holen, um dich zu ersäufen!« Isana schüttelte entschieden den Kopf, und wieder stoben unzählige winzige Wassertropfen von ihrem Haar auf. »Aber das lasse ich nicht zu!«
    »Das ist zwar lieb von dir«, antwortete Arri leise. »Aber ich glaube kaum, dass du das verhindern kannst.«
    »Und ob!« Der Ring ins Isanas Fingern drehte sich immer schneller. »Und wenn ich diesem aufgeblasenen Taru die Augen auskratzen muss!«
    Ja, natürlich. Isana und Taru hatten sich noch nie leiden können. Und ihr Verhältnis hatte sich in den letzten Tagen mit Sicherheit nicht verbessert.
    »Taru hält mich für eine Giftmischerin«, sagte Arri ruhig. »Und außerdem glaubt er, ich hätte ihm den Vater genommen. Da ist

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