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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Die ganze Zeit über musste er dabei an seinen Bruder denken.
    Merkwürdig. Bislang waren immer nur Wut und Rachdurst in ihm hochgestiegen, wenn er sich an Nakur erinnert hatte. Jetzt aber waren es Tränen und Trauer.
    »Bruder«, murmelte er. »Warum hast du mich verlassen?«
    Nakur hatte so fröhliche Augen gehabt. Er war ein lustiger Kerl gewesen, immer zu Scherzen aufgelegt. So unbekümmert und voller Lebendigkeit.
    Und nun war er tot.
    So wie der Mann, der hier zu seinen Füßen lag und noch im Tod seine Waffe umklammert hielt. Und hatte ihm das etwas genützt? Hatte es überhaupt irgendeinen Sinn, eine Waffe zu erheben, um seine Feinde damit zu erschlagen?
    »Jetzt komm endlich!« Torgons Stimme kippte vor lauter Ungeduld fast über. »Der Sumpf ist gefährlich. Und der Nebel wird dich gleich ganz einhüllen!«
    Lexz nickte. Ja. Der Sumpf war tatsächlich gefährlich. Und der Tote zu seinen Füßen war keineswegs sein Bruder, er hatte wahrscheinlich noch nicht einmal Ähnlichkeit mit ihm. Es war ein fremder Mann aus einem fremden Volk.
    Oder ein Dämon.
    »Du hast dich verlaufen?«, fragte jemand.
    Lexz fuhr so heftig zusammen, dass ihm fast die Waffe aus der Hand gefallen wäre. Dann fuhr er in der Hocke herum und starrte in die Richtung, in der Ekarna die erste Leiche entdeckt hatte.
    Ja. Da stand sie. Schemengleich, in den feuchtkalten Schwaden kaum wahrnehmbar.
    »Isana?«, murmelte er. »Aber warum …«
    Dann jedoch erkannte er seinen Irrtum. Er war so sicher gewesen, Isana sei auf wundersame Weise ihren Entführern entkommen und zu ihm zurückgekehrt, um ihn mit sich zu nehmen. Aber das stimmte nicht. Das Mädchen, das dort stand, wo Ekarna den Toten entdeckt und an sich herangezogen hatte, fast ganz im Nebeldunst verborgen, wirkte so seltsam licht und durchscheinend, als sei es gar nicht von dieser Welt. Sie hatte leicht schräg stehende Augen, in denen eine bange Frage zu lesen war, und ihr Mund war leicht geöffnet, so wie bei jemandem, der gerade etwas Schreckliches gesehen hatte.
    Lexz hatte das Gefühl, jeden Halt zu verlieren. Hatte er diese Kleine nicht schon einmal gesehen, am Leichenpfuhl, nach dem ersten Angriff der Höhlenmenschen? Aber wenn das stimmte: Was tat sie dann hier?
    »Wer bist du?«, fragte er.
    Das Mädchen antwortete nicht. Seine Füße und Beine waren vollständig vom Nebel verdeckt, um seinen Oberkörper zogen jetzt immer dichtere Schwaden, nur ihr Gesicht war so klar zu erkennen, als wäre es auf geheimnisvolle Weise gegen den Nebel gefeit.
    »Isana?«, fragte er mit klopfendem Herzen und war doch eigentlich ganz sicher, dass sie es nicht war. »Bist du es?«
    Das Mädchen hob die Hände. Es sah aus, als flute das Licht ungehindert durch ihre Handflächen hindurch, von ihren Fingern schien ein schwacher Schein auszugehen.
    Nein. Das war ganz sicher nicht Isana.
    »Wer bist du?«, wiederholte er schaudernd. »Und was willst du von mir?«
    Das Mädchen murmelte etwas, und Lexz wäre fast einen Schritt zurückgewichen, als er die Worte zu verstehen glaubte: »Der Schamane schickt mich.«
    Zakaan … Lexz runzelte die Stirn. Es gab so Vieles in der Welt der Schatten, das er im Gegensatz zu dem Schamanen nicht verstand. Und vieles hatte mit dem Tod zu tun, und auch mit der Trauer um seinen Bruder. Aber auch mit dem Verlust, den er gerade erst erlitten hatte, als man ihm Isana nahm, kaum dass er sie gefunden hatte.
    »Du bist dabei, dich selbst zu verlieren«, sagte das seltsame Wesen, das ihm in der Gestalt eines Mädchens erschienen war.
    Sein Körper verkrampfte sich im stummen Schmerz. Das Gefühl, dieses zarte Wesen doch zu kennen, verstärkte sich. Obwohl er es jetzt erst zum zweiten Mal sah, war es ihm auf eine merkwürdige Art vertraut. Und vielleicht stimmte das ja auch. Vielleicht hatte es etwas mit den Gesängen zu tun, dem eintönigen Trommeln, den Rauchschwaden und den vergorenen Getränken, die sie zu sich genommen hatten. Vielleicht war sie ihm in einer Vision erschienen, angelockt vom Schamanen, und vielleicht hatte das etwas mit dem Tod seines Bruders zu tun …
    Ja, jetzt war er sich sicher. Wie man die ersten Strahlen der Frühlingssonne erkennt, wenn sie den Winter vertreibt, und sich wieder an ihre Wärme erinnern kann, erkannte er nun auch das Mädchen wieder: auf eine mehr körperliche als geistige Weise. Sie kannten sich schon seit Ewigkeiten, vielleicht aus düsteren Träumen, gewiss aber aus der Zeit, als sein Bruder gestorben war …
    Oder auch

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