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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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zeigten.
    »Wollen Sie mir nicht sagen, wie Sie heißen?«
    Sie lächelte und drehte sich um. Etwas Weißes flog von ihr
auf, flatterte direkt auf ihn zu und legte sich über seinen Kopf. Er schrie.
    Das Ding vor seinem Gesicht bewegte sich sanft. Er blies dagegen. Materie, eindeutig Materie, echter Stoff, genau genommen sehr feiner, durchsichtiger Stoff. Er griff nach dem Ding und zog es sich vom Kopf. Ein Schleier. Ein dünner weißer Schleier.
    Sie war einige Treppenstufen näher gekommen. Kaum noch bekleidet.
    Hell wie Morgenröte zog das Begreifen über sein Gesicht. Sie tanzte für ihn. Sie tanzte für ihn und zog sich aus. Nichts Böses wollte sie ihm.
    Den nächsten Schleier, der in seine Richtung flog, fing er auf. Sie machte ihm Gesten. Gesten mit beiden Armen. Was wollte sie? Sollte er ihr beim Ausziehen helfen? Er betrat die steile Treppe, auf der es nur Göttinnen gelang, sich anmutig zu bewegen.
    Nein? Wollte sie nicht, dass er ihr half? Mit nacktem, weißem Arm deutete sie auf eine Stufe in der Mitte der Treppe. Er setzte sich. Lächelnd schritt sie ihm entgegen. Ein merkwürdiges Lächeln war es, das sie ihm da zeigte. Starr. Aber das allein war es nicht. Es kam von den Augen. Mit sanftem Schauer erkannte er, dass ihre Augen gelb waren. Schwefelgelb. War sie doch eine feindliche Göttin?
    Mit beiden Händen schnappte er nach der nächsten Chiffonwolke, die auf ihn zuschwebte. Es war ihm egal. Solange sie ihn mit Schleiern bewarf und immer mehr von ihrer köstlichen Haut offenbarte, sollte sie sein, was immer sie wollte.
    Sein Herz klopfte. Immer nackter kam sie immer näher auf ihn zu. Er vergaß zu atmen. Alles, was sie noch anhatte, war ein dünnes weißes Unterkleidchen. Ein Nichts. Und auch dieses Nichts fasste sie noch am Saum, schob es nach oben, und - und - und - im selben Moment, in dem ihn das unbedeckte Weiß ihres Venushügels blendete, sah er den Dolch an ihrem Oberschenkel.

    »Ja, ich habs mit meinem Vater getrieben.« Isabelle Konrads Stimme zischte in Kyras Ohr. »Macht dich das an? Brauchst du so ne Geschichten, um heiß zu werden? Was willst du hören? Ich kann dir ne Menge Geschichten erzählen.«
    Kyra versuchte, sich aus dem Schwitzkasten zu befreien. »Isabelle, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht -«
    Isabelle richtete sich lächelnd auf, ohne Kyra aus der Oberschenkelzange zu entlassen. »Nee, nee. Ist absolut in Ordnung. Ich steh da nämlich auch drauf.« Sie näherte ihr Gesicht wieder Kyras. Mit der Zunge leckte sie ihr eine Strähne aus der Stirn. »Soll ich dir erzählen, wie wirs im Urlaub getrieben haben, da, wo mein Vater die Fotos gemacht hat?« Ihre Schenkel ruckten. »Soll ich?«
    »Nein.«
    »Wir haben Mami Tempel gucken geschickt. Und haben uns selbst hinter ne Säule verdrückt. Du glaubst gar nicht, wie dick diese Säulen sind. Da können zwei Menschen ne Menge treiben, ohne dass jemand was sieht. Ich hatte nur so n kurzes Sommerkleidchen an. Und nix drunter. Hab ich immer so gemacht, damit -«
    »Isabelle, hör auf.« Kyra versuchte, den Lippen auszuweichen, die zwischen den Sätzen auf ihr Gesicht und ihren Hals herniederfuhren.
    »Die Geschichte fängt doch gerade erst an. Wo war ich stehen geblieben? Ich hatte nie was drunter, damit wirs leichter hatten.« Knopf für Knopf öffnete sie Kyras Jeans.
     
    Er lag auf dem Rücken wie ein Käfer, bedeckt von ihren weißen Schleiern, zuoberst das Unterkleid, das sie als letztes über ihn geworfen hatte, und wusste nicht, ob schreien vor Angst oder Lust. Drei Stufen über ihm fasste sie sich ans Strumpfband und zog das Messer heraus, ließ das Messer blitzen im Feuerschein, er schrie, ob vor Angst oder Lust, war in der letzten Stunde egal. Er schloss die Augen. Ein Ruck am Kopf
sagte ihm, dass es jede Sekunde vorbei war. Und obwohl er am ganzen Leib zitterte, zwang er sich, die Augen noch einmal zu öffnen. Hinschauen war Künstlerpflicht, Hinschauen bis zum Schluss.
    Nackt stand sie vor ihm, hielt das Messer in der Rechten, und in der Linken - in der Linken hielt sie ein Büschel weißer Haare. Sie legte die dünne Locke auf ihre Handfläche und pustete sie fort.
    Es war das herrlichste Begreifen seines Lebens. Fast hätte er vor Erleichterung gelacht. Haareabschneiden. Sie wollte nur spielen. Spielen wollte sie mit ihm, nichts als unschuldige Kinderspiele treiben. Nun lachte er wirklich.
    Und lachte, als sie neben ihm niederkniete und ihm die Schuhe auszog.
    Und lachte, als sie ein paar goldene Handschellen aus

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