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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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der anderen Seite, bei den Verlierern. Ähnlich große Stücke hielt er auf Ardzrouni, der den Monstern vielleicht beibringen könnte, die eine oder andere Kriegsmaschine zu bauen. Auch Solomon verschmähte er nicht: Ein Heer müsse immer einen erfahrenen Mediziner dabeihaben, sagte er, denn schließlich könne man kein Omelett zubereiten, ohne Eier zu zerschlagen. Am Ende beschloss er, dass auch Boron und Kyot, die er als Träumer ansah, in seinem Plan eine Funktion haben könnten: In ihrer Eigenschaft als Schriftkundige und Literaten könnten sie die Bücher der Armee führen, sich um den Nachschub kümmern und für die Labung der Krieger sorgen.
    Er hatte die Eigenarten und Fähigkeiten der verschiedenen Rassen genau bedacht. Über die Nubier und die Pygmäen gab es nichts weiter zu sagen, es ging nur darum, in welcher Position sie bei einer eventuellen Schlacht am besten eingesetzt werden sollten. Die Skiapoden könnten, schnell, wie sie waren, als Sturmtruppen dienen, waren sie doch befähigt, sich dem Feind möglichst rasch zwischen Farnen und Gräsern zu nähern und plötzlich aufzutauchen, ehe die Gelbgesichter mit den langen Schnauzbärten Zeit hatten, sich darauf einzustellen. Es genüge, sie im Gebrauch des Blasrohrs zu unterweisen, meinte Ardzrouni, das leicht herzustellen sei, da es in jener Gegend Röhricht im Überfluss gab. Vielleicht könnte Solomon unter all den Kräutern auf dem Markt ein Gift finden, mit dem sich die Pfeile tränken ließen, und er solle sich bitte nicht zieren, Krieg sei nun mal Krieg. Solomon erwiderte, während der Schlacht um Masada habe sein Volk den Römern harte Nüsse zu knacken gegeben, denn die Juden seien kein Volk, das sich wortlos ins Gesicht schlagen ließe, wie die Gojim meinten.
    Die Giganten waren gut einsetzbar, nicht auf weite Distanz, wegen ihres nur einen Auges, aber im Nahkampf, womöglich indem sie gleich hinter den Skiapoden aus dem Farnkraut auftauchten. Riesig, wie sie waren, könnten sie die kleinen Pferde der Weißen Hunnen mit einem Schlag auf die Nase zum Stehen bringen, sie mit bloßen Händen an der Mähne packen und so lange schütteln, bis der Reiter aus dem Sattel fiel, um diesen dann mit einem Fußtritt zu erledigen, betrug doch die Größe eines Gigantenfußes gut das Doppelte eines Skiapodenfußes.
    Weniger leicht verwendbar waren die Blemmyer, die Ponkier und die Panothier. Ardzrouni regte an, letztere mit ihren großen Ohren durch die Luft segeln und im Gleitflug von oben herunterkommen zu lassen. Wenn die Vögel sich durch Flügelschlag in der Luft halten könnten, pflichtete ihm Boron bei, warum sollten es dann nicht auch die Panothier mit ihren Ohren schaffen, zum Glück schlügen sie diese ja nicht im Leeren. Somit wären die Panothier für jenen fatalen Moment zu reservieren, in dem die Weißen Hunnen nach Überwindung der ersten Verteidigungslinien in die Stadt eindringen würden. Die Panothier würden sie hoch oben in ihren Felsennestern erwarten, würden sich durch die Luft auf sie stürzen und könnten ihnen die Kehlen durchschneiden, sofern man sie entsprechend gut im Gebrauch eines Messers, sei es auch aus Obsidian, unterwiesen hatte. Die Blemmyer waren nicht gut als Späher verwendbar, da sie zum Ausschauhalten mit dem ganzen Oberkörper aus der Deckung gehen müssten, was unter Kriegsbedingungen einem Selbstmord gleichkäme. Aber passend eingesetzt wären sie als Sturmtruppe nicht zu verachten, denn der Weiße Hunne war gewohnt (nahm man an), auf den Kopf zu zielen, und wenn man plötzlich einen Feind ohne Kopf vor sich hat, ist man zumindest für einen Augenblick ratlos. Genau diesen Augenblick könnten die Blemmyer nutzen, um mit Steinäxten unter die Pferde zu schlüpfen.
    Die Ponkier waren der wunde Punkt in der Kriegskunst des Poeten, denn wie sollte man Leute einsetzen, die den Penis an der Brust haben, also sehr leicht beim ersten Zusammenstoß eins in die Eier kriegen und sich dann wimmernd am Boden wälzen? Allerdings konnte man sie als Späher verwenden, denn wie sich herausgestellt hatte, war dieser Penis so etwas wie der Fühler bei manchen Insekten, insofern er sich bei der geringsten Veränderung des Windes oder der Temperatur aufrichtete und zu vibrieren begann. Infolgedessen könnten sie als Kundschafter im Vorfeld der Truppe eingesetzt werden, und sollten sie dann als erste fallen, sei das eben nicht zu ändern, sagte der Poet, Krieg sei nun mal Krieg und lasse keinen Raum für christliche Nächstenliebe.
    Die

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