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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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mehr gewusst, was er tun sollte, als er plötzlich eine vierte Person in der Nähe bemerkte, die anscheinend gleichfalls den beiden gefolgt war, aber Benno kaum gesehen haben dürfte, da er sich eng an den Stamm einer Eiche am Rande des Friedhofs drückte. Es war Venantius. Als Berengar seiner ansichtig wurde, habe er sich rasch in den Schatten der Grabsteine gekauert, und Venantius sei dann geradewegs zu Adelmus in die Kirche gegangen. An diesem Punkt habe Benno, um nicht entdeckt zu werden, den Rückzug ins Dormitorium angetreten. Und am nächsten Morgen habe er dann erfahren, dass die Leiche des armen Adelmus unten am Steilhang lag. Soweit Bennos Bericht.
    Die Stunde des Mittagsmahles näherte sich, und Benno verließ uns, da William ihm keine Fragen mehr stellte. Wir blieben noch ein paar Minuten hinter dem Badehaus und gingen dann langsam durch den Garten, schweigend den einzigartigen Enthüllungen nachsinnend, die wir soeben vernommen hatten.
    »Frangula«, sagte William plötzlich und beugte sich über einen dürren Strauch, den er offenbar an seinen Winterstauden erkannt hatte. »Ein guter Rindentee gegen Hämorrhoiden. Und das hier ist Arctium lappa, ein kräftiger Breiumschlag aus seinen frischen Wurzeln heilt die Ekzeme der Haut.«
    »Ihr seid besser als Meister Severin«, unterbrach ich ihn, »aber sagt mir jetzt, was Ihr von alledem haltet.«
    »Mein lieber Adson, du solltest lernen, mit deinem eigenen Kopf zu denken. Benno hat uns wahrscheinlich die Wahrheit gesagt. Sein Bericht passt zu dem, was uns Berengar heute Morgen erzählt hat, wenn auch durchsetzt mit Halluzinationen. Rekonstruieren wir. Berengar und Adelmus tun etwas sehr Schlimmes miteinander, wie wir bereits vermuteten. Dabei wird Berengar dem Adelmus jenes Geheimnis verraten haben, das nun leider wohl ein Geheimnis bleibt. Adelmus, entsetzt über sein Vergehen gegen die Keuschheit und gegen die Regeln der Natur, denkt nur daran, sich jemandem anzuvertrauen, der ihm Absolution erteilen kann, und rennt Hals über Kopf zu Jorge. Der aber ist ein gestrenger Herr, wie wir selber vorhin bemerkten. Er wird den Beichtenden hart getadelt und ihm höllische Strafen angedroht haben. Vielleicht hat er ihm die Absolution verweigert, vielleicht hat er ihm eine unmögliche Buße auferlegt, wir wissen es nicht, und Jorge wird es uns niemals verraten. Tatsache ist jedenfalls, dass Adelmus danach in die Kirche rennt, um sich vor dem Altar niederzuwerfen, aber auch das besänftigt nicht seine Gewissensbisse. Nun tritt Venantius zu ihm. Wir wissen nicht, was sie einander sagen. Vielleicht verrät ihm Adelmus das Geheimnis, das Berengar ihm als Geschenk (oder als Bezahlung) anvertraut hatte und das ihm nun wohl nichts mehr bedeutet, seit er ein viel schrecklicheres Geheimnis hat. Was tut daraufhin Venantius? Vielleicht eilt er mit Berengars Geheimnis davon, erfasst von der gleichen Wissbegier, die heute auch unseren guten Benno gepackt hat, und überlässt Adelmus seinen Gewissensbissen. Adelmus jedenfalls sieht sich von allen verlassen, beschließt zu sterben, läuft verzweifelt hinaus auf den Friedhof und trifft dort Berengar. Er droht ihm mit furchtbaren Worten, macht ihn verantwortlich für sein Unglück und nennt ihn seinen Lehrer im schändlichen Treiben. Ich glaube wirklich, dass Berengars Erzählung, wenn man sie von allen halluzinatorischen Elementen reinigt, der Wahrheit entspricht. Adelmus hat einfach die Drohungen wiederholt, die er von Jorge gehört haben dürfte. Daraufhin läuft Berengar voller Entsetzen zur einen Seite davon und Adelmus voller Verzweiflung zur anderen, um sich in den Abgrund zu stürzen. Den Rest kennen wir, er hat sich fast vor unseren Augen abgespielt. Alle glauben, dass Adelmus umgebracht worden sei. Venantius hat nun den Eindruck, dass dem Geheimnis der Bibliothek eine noch viel größere Bedeutung zukommt, als er bisher gedacht hatte, und versucht es auf eigene Faust zu ergründen. Bis ihn jemand aufhält, entweder bevor er ans Ziel gelangt ist oder danach...«
    »Wer mag ihn getötet haben? Berengar?«
    »Kann sein. Oder Malachias, der das Aedificium zu hüten hat. Oder jemand anders. Berengar ist verdächtig, weil er Angst hat und weil er wusste, dass Venantius sein Geheimnis kannte. Malachias ist verdächtig: Als Verantwortlicher für die Unantastbarkeit der Bibliothek entdeckt er, dass jemand sie verletzt hat, und tötet. Jorge weiß alles von allen, kennt das Geheimnis des armen Adelmus und will nicht, dass ich finde,

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