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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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nicht mit der Absicht, sie zu töten. Er hatte sich wohl tatsächlich eingebildet, dass er sich an dem Mädchen vergehen könnte und sie anschließend darüber Stillschweigen bewahren würde. Das zumindest soll er der Polizei gegenüber behauptet haben. Doch Amelie hatte sich gewehrt und bevor er auch nur annähernd zum Zug gekommen war, so laut um Hilfe geschrien, dass er sie, in seiner Panik, entdeckt zu werden, erwürgt hatte.
    Das alles hätte Haro Marius sagen müssen. Und ursprünglich hatte er das auch vorgehabt, aber dann, als Marius im Wohnzimmer vor ihm gehockt hatte, mit der Verletzung an der linken Hand und der großen Verzweiflung in den Augen, da hatte er es einfach nicht übers Herz gebracht.
    Marius hatte gesagt, er wollte das Ganze endlich hinter sich lassen. Und er, Haro, wollte ums Verrecken nicht derjenige sein, der ihn wieder mitten hineinkatapultierte.
    Regen prasselte gegen die Fensterscheiben.
    Das Geräusch holte Haro wieder in die Gegenwart zurück.
    â€žDieses Scheißwetter geht mir tierisch auf den Nerv“, fluchte sein Kollege und verzog das Gesicht.
    Haro nickte. „Mir auch.“ Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Kai, ich muss dringend weg. Ich nehme mir den halben Tag frei. Kannst du dem Huber Bescheid sagen?“
    Sein Kollege nickte und blickte ihn erstaunt an. „Klar“, murmelte er. „Was hast du denn so Dringendes zu erledigen?“
    Aber Haro antwortete ihm nicht. Er nahm seine Aktentasche vom Boden, griff seine Jacke von der Stuhllehne und verschwand grußlos aus dem Zimmer.
    â€žTschüss auch!“, rief ihm sein Kollege kopfschüttelnd hinterher.

    Karim war vor mir an der Tür und entdeckte den Zettel zuerst, der mit einem Klebestreifen daran befestigt war.
    â€žEine Nachricht für dich“, sagte er. „Du sollst gleich zum Münkel ins Büro kommen.“
    Ich stöhnte übertrieben auf. „Mist! Hauptsache der will nicht noch mal über die Sache mit meinen Händen labern.“
    Das Regenwasser tropfte mir von den Haaren in den Nacken. Ich musste dringend aus meinen nassen Klamotten raus und auf ein Gespräch mit dem Münkel hatte ich absolut keine Lust.
    Karim schien meine Gedanken zu erraten. „Geh du zuerst ins Bad. Deine nassen Klamotten kannst du einfach auf dem Boden liegen lassen. Ich bringe sie dann zusammen mit meinen gleich in die Waschküche und schmeiß eine Maschine an.“
    â€žDanke“, sagte ich tonlos. „Aber ich trockne mir nur die Haare ab. Wenn ich pitschnass vor dem Münkel steh, dann wird er mich wenigstens nicht so lange zutexten.“
    Karim gluckste. „Korrekte Idee, Alter.“
    Ich schnappte mir das Handtuch vom Haken, trocknete mir das Gesicht, rubbelte anschließend die Haare damit trocken und machte mich dann auf den Weg zu Münkels Büro.
    â€žImmer schön geschmeidig bleiben“, rief mir Karim aufmunternd hinterher.
    Ich hob im Gehen und ohne mich dabei umzudrehen die Hand über den Kopf und formte mit Zeige- und Mittelfinger das Victory-Zeichen.
    Vor Münkels Bürotür blieb ich kurz stehen und atmete noch einmal tief durch. Ich hatte schon die Hand gehoben, zu einer Faust geballt und wollte gerade damit an die Tür klopfen, als diese schwungvoll nach innen aufgerissen wurde. Mein Klopfen ging ins Leere. Frank Münkel stand vor mir.
    â€žHoppla“, witzelte er, „das wäre ja fast ins Auge gegangen.“
    Ich musste unwillkürlich grinsen.
    â€žIch wollte mir gerade eine Tasse Tee holen. Aber das hat auch noch Zeit. Komm rein“, forderte er mich auf, drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch.
    Ich blieb einen Moment unentschlossen in der geöffneten Tür stehen. Hatte der überhaupt nicht bemerkt, dass ich pitschnass war? Sollte meine Rechnung am Ende nicht aufgehen?
    Doch da rief er schon erstaunt aus: „Du bist ja völlig durchnässt. Warum hast du dir nicht erst einmal was Trockenes angezogen?“ Er musterte mich skeptisch, mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Ich zuckte unschuldig die Achseln. „Auf dem Zettel stand, dass Sie mich
sofort
sprechen möchten.“
    Frank Münkel schüttelte den Kopf. „Na ja, so viel Zeit hättest du dir schon noch lassen können.“ In seiner Stimme schwang ein leicht säuerlicher Unterton mit. „Dann bleib am besten dort stehen, sonst tropfst du mir noch das ganze Büro voll.

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