Die Hofnärrin
eine sanfte Mutter sein«,
erklärte sie.
Er legte seine Hand auf ihre, als ob sie beide durch das
starre Mieder die Stelle fühlen könnten, wo sich das Baby bewegte. »Das
weiß ich doch«, pflichtete er ihr bei. »Wer könnte das besser wissen
als ich? Gemeinsam werden wir diesem jungen Mann ein heiliges
katholisches Reich schaffen, und wenn er gleichzeitig den englischen
und den spanischen Thron besteigt, wird er doppelt gesegnet sein mit
den beiden größten Ländern der Christenheit und dem besten Frieden, den
die Welt je gekannt hat.«
Will Somers trieb beim Abendessen seine
Späße. Als er an meinem Platz vorbeikam, zwinkerte er mir zu. »Schau.«
Er holte zwei kleine Bälle aus dem Ärmel und warf sie in die Luft, dann
fügte er noch einen und noch einen hinzu, bis alle vier in der Luft
waren.
»Ich bin geschickt«, betonte er.
»Aber nicht lustig«, hielt ich dagegen.
Als Antwort wandte er mir sein Mondgesicht zu, als wäre er
völlig abgelenkt, und achtete nicht mehr auf seine Bälle. Natürlich
fielen sie sofort herunter und hüpften auf den Tischen herum. Sie
stießen die Zinnkelche um, sodass sich der Wein auf den Tisch ergoss.
Die Frauen kreischten und sprangen auf, um ihre Kleider in
Sicherheit zu bringen. Will starrte sprachlos vor Staunen auf die
Verwüstung, die er angerichtet hatte. Die spanischen Granden brüllten
vor Lachen über die bestürzten Mienen der englischen Höflinge. Die
Königin lächelte, hielt die Hand auf ihren Bauch und rief: »Will, nimm
dich in Acht!«
Der Spaßmacher verneigte sich so tief vor ihr, dass seine Nase
sein Knie berührte, dann richtete er sich mit strahlendem Blick wieder
auf. »Ihr solltet Eure heilige Närrin dafür schelten«, sagte er. »Sie
hat mich abgelenkt.«
»Ach, hat sie etwa vorausgesehen, dass du solch einen Aufruhr
verursachen würdest?«
»Nein, Euer Hoheit«, erwiderte Will mit lieblicher Miene. »Sie
sieht niemals etwas voraus. Die ganze Zeit, seit ich sie kenne, die
ganze Zeit, seit sie in Euren Diensten steht – und für ein
geistiges Wesen bemerkenswert viel gegessen hat –, hat sie
niemals etwas Schlaueres von sich gegeben, als das, was jede Schlampe
sagen könnte.«
Ich lachte und protestierte zur gleichen Zeit, die Königin
lachte laut heraus, und auch der König lächelte, bemüht, den Scherz zu
verstehen. »Aber Will!«, tadelte die Königin. »Du weißt doch, dass
dieses Kind die Gabe des zweiten Gesichts besitzt!«
»Gesicht mag sie besitzen, jedoch keine Sprache«, sagte Will
fröhlich. »Denn sie hat niemals etwas gesagt, das ich des Hörens für
wert hielt. Appetit, ja, den hat sie, wenn Ihr sie Euch deshalb haltet.
Darin ist sie eine wahre Meisterin.«
»Also wirklich, Will!«, rief ich.
»Nicht ein Wort von ihr«, beharrte er. »Sie ist eine heilige
Närrin, so wie Euer Mann König ist. Nur dem Namen nach.«
Das ging dem spanischen Stolz zu weit. Die Engländer brüllten
vor Lachen, doch sobald die Spanier den Witz begriffen, blickten sie
finster drein, und auch der Königin verging das Lächeln.
»Genug«, befahl sie scharf.
Will verneigte sich. »Doch wie der König, so besitzt der
heilige Narr größere Gaben als ein bloßer Spaßmacher, wie ich zu
berichten weiß«, setzte er rasch hinzu.
»Was denn, was für Gaben?«, rief jemand aus der Runde.
»Der König verschafft der liebenswertesten Dame im Königreich
Freude, eine Gabe, die ich mit meinen bescheidenen Mitteln nur hoffen
kann zu erreichen«, erklärte Will bedächtig. »Und die heilige Närrin
hat der Königin ihr Herz dargebracht, was auch der König huldvollst
getan hat.«
Die Königin nickte zu dieser Wiedergutmachung und winkte Will
an seinen Platz bei den Offizieren. Mit einem Zwinkern kam er an meinem
Stuhl vorbei. »Ich bin lustig«, sagte er.
»Du hast die Spanier beleidigt«, sagte ich gedämpft. »Und mich
verleumdet.«
»Ich habe den Hof zum Lachen gebracht«, verteidigte er sich.
»Ich bin ein englischer Spaßmacher an einem englischen Hof. Es ist
meine Aufgabe, die Spanier lächerlich zu machen. Und du zählst nicht
ein Jota. Du bist Korn, Kleine, Korn für die Mühlen meines Geistes.«
»Du mahlst außerordentlich fein, Will«, sagte ich, immer noch
erbittert.
»So wie Gott«, gab er mit sichtlicher Befriedigung zurück.
An diesem Abend ging ich zu Lady Elisabeth,
um ihr eine gute Nacht zu wünschen. Sie trug ihr Nachtgewand, hatte
einen Schal um die Schultern geschlungen und saß am Kamin. Die
glühenden Scheite verliehen ihren
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