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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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rasch«, bemerkte er.
    »Ja«, sagte ich. Ich schaute auf die Tür, die fest geschlossen
war.
    »Ein neuer König, neue Gesetze, ein neues Oberhaupt der
Kirche. Geht es Elisabeth gut?«
    »Sie war krank«, berichtete ich. »Doch nun geht es ihr wieder
besser. Sie weilt in Hampton Court, bei der Königin. Ich bin erst vor
Kurzem mit ihr von Woodstock gekommen.«
    Lord Robert nickte. »Hat sie Dee schon getroffen?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ich dachte, er wäre in Venedig.«
    »Das war er auch, mein holder Knabe. Und er hat aus Venedig
ein Paket an deinen Vater in Calais geschickt, das dein Vater zu eurem
Geschäft in London schicken wird, damit du es John Dee bitte
aushändigst.«
    »Ein Paket?«, fragte ich ängstlich.
    »Nur ein Buch.«
    Ich schwieg. Wir beide wussten nur zu gut, dass die falsche
Art Buch für mich den Galgen bedeuten konnte.
    »Ist Kat Ashley noch bei der Prinzessin?«
    »Natürlich.«
    »Richte bitte Kat heimlich Folgendes aus: Wenn man ihr ein
paar Bänder anbietet, soll sie diese auf jeden Fall kaufen.«
    Ich schrak zurück. »Mylord …«
    Robert Dudley streckte mir eine entschiedene Hand entgegen.
»Habe ich dich jemals in Gefahr gebracht?«
    Ich zögerte, weil ich an die Wyatt-Verschwörung denken musste.
Damals hatte ich verräterische Botschaften überbracht, die ich anfangs
nicht verstanden hatte. »Nein, Mylord.«
    »Dann überbringe meine Botschaft, aber hüte dich vor jeder
Botschaft eines anderen, und übernimm auch keine von Kat, was auch
immer sie dir erzählt. Sobald du ihr gesagt hast, dass sie die Bänder
kaufen soll, und sobald du John Dee sein Buch gegeben hast, hast du
nichts mehr mit der Sache zu tun. Es ist nur ein unschuldiges Buch, und
Bänder sind nun mal Bänder.«
    »Ihr spinnt wieder eine Intrige«, sagte ich unglücklich. »Und
trachtet, mich hineinzuspinnen.«
    »Holder Knabe, ich muss doch etwas tun, ich kann nicht den
ganzen Tag Gedichte schreiben.«
    »Die Königin wird Euch eines Tages vergeben, und dann könnt
Ihr heimkehren …«
    »Sie wird mir niemals vergeben«, stellte er nüchtern fest.
»Ich muss warten, bis eine Veränderung eintritt, eine umwälzende
Veränderung, und während ich warte, werde ich meine Interessen zu
schützen wissen. Elisabeth weiß doch, dass sie nicht nach Ungarn gehen
darf oder sonst wohin, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Sie scheint entschlossen, England niemals zu
verlassen und auch nicht zu heiraten.«
    »König Philipp wird sie nun bei Hofe behalten und sich mit ihr
anfreunden, nehme ich an.«
    »Warum?«
    »Ein Baby, dazu noch ein ungeborenes, reicht nicht aus, um die
Thronfolge zu sichern«, erklärte er. »Und Elisabeth ist die nächste
Erbin. Sollte die Königin im Wochenbett sterben, befände sich Philipp
in höchst prekärer Lage: Er stünde allein in einem fremden Land, und
die neue Königin mit ihrem Gefolge wäre seine erbitterte Feindin.«
    Ich verstand.
    »Und wenn er Elisabeth von der Thronfolge ausschließen würde,
wäre die nächste Erbin Maria, die mit dem französischen Prinzen
verheiratet ist. Meinst du nicht, dass unser spanischer König Philipp
eher den Teufel auf dem englischen Thron sehen möchte als den Sohn des
Königs von Frankreich?«
    »Oh«, sagte ich nur.
    »Genau«, konstatierte er zufrieden. »Du kannst Elisabeth daran
erinnern, dass sie jetzt, da Philipp Ratsmitglied in Marias Kronrat
ist, in einer stärkeren Position ist. In diesem Rat gibt's nicht viele,
die geradeaus denken können, er hingegen kann es. Versucht Gardiner
immer noch, die Königin zu überzeugen, dass Elisabeth ein Bastard ist
und des Thrones verlustig gehen sollte?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
    Robert Dudley lächelte. »Ich wette, dass es sich so verhält.
Ehrlich gesagt, weiß ich es genau.«
    »Ihr seid gut informiert für einen angeblich freundlosen
Gefangenen ohne Nachricht oder Besucher«, bemerkte ich beißend.
    Lord Robert zeigte sein dunkles, verführerisches Lächeln.
»Kein Freund, der mir so lieb wäre wie du, Liebchen.«
    Ich versuchte, sein Lächeln nicht zu erwidern, spürte aber,
wie meine Wangen unter seiner Aufmerksamkeit erglühten.
    »Du bist wahrlich zu einer jungen Frau gereift«, sagte er.
»Zeit, dass du deine Pagenlivree ablegst, mein Vögelchen. Zeit, dass du
unter die Haube kommst.«
    Ich wurde rot, weil ich an Daniel dachte und daran, was er
wohl davon halten würde, dass Lord Robert mich ›Liebchen‹ und ›mein
Vögelchen‹

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