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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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zwei Toren Rückstand nur mit den treuesten Fans im halb leeren Stadion, die wie früher eher hoffnungs- als erwartungsvoll zuschauten.
    Heute hatte Angelique aber unter all dem Trübsinn noch ein einzelnes, matt glimmendes Fünkchen Optimismus gefunden. Sie spielten gegen Aberdeen, verdammt noch mal, und als die das letzte Mal hier gewannen, hätte Fred West noch ein komplettes Team beim Familienduell aufstellen können. Vielleicht war es auch gar kein Optimismus, sondern die pure Verzweiflung. Sie war wirklich am Ende, wenn sie ein Fußballspiel brauchte, um sich aufzuheitern, aber heute würde sie auch ein Eins-zu-Null in der Nachspielzeit nach dreiundneunzig Minuten Mist feiern. Sie brauchte einfach irgendeine winzige Kleinigkeit, die mal so lief, wie sie es wollte.
    Die Mannschaften liefen aufs Feld, und der Anblick der blauen Trikots füllte das Stadion sofort mit dem Klang tausender Stimmen. Angelique stand auf und trug dazu bei. Sie spürte es hoffnungsvoll kribbeln, die Angst und Erwartung versetzten sie zurück zu dem ersten Spiel in Paisley. Genau das brauchte sie jetzt.Zumindest konnte sie sich die nächsten beiden Stunden an einen Ort zurückziehen, an dem die ganze andere Scheiße nichts zählte.
    Die Mannschaften wechselten die Seiten und nahmen ihre Positionen ein. Die Torhüter traten gegen die Pfosten und warfen ihre Ersatzhandschuhe ins Netz. Der Schiedsrichter sah auf die Uhr und pfiff an. Barry Ferguson passte auf Shota Arveladze, und Angeliques Notfallpager piepste, bevor der Ball auch nur den Mittelkreis verlassen hatte.

Zeugenaussage:
Andy Webster (19)
    Weihnachten war dieses Jahr früher gekommen.
    Naja, genau genommen waren es noch drei Wochen, aber auf jeden Fall war Weihnachten nicht abgesagt. Halleluja. Jauchzet und frohlocket. Noch drei Wochen, noch drei Samstage, und dazu die am besten besuchten des Jahres, einer wichtiger als der andere für die Wirtschaft der Einkaufsstraße. Drei weitere saftige Tage, die nicht mehr von einer Zerstörung wortwörtlich biblischen Ausmaßes bedroht wurden. Der Weihnachtsmann konnte schon mal die Rentiere einspannen.
    Die Senkung des Zinssatzes im November war vom Einzelhandel im Vorfeld der umsatzstärksten Jahreszeit positiv aufgenommen worden, und den Experten nach würde die gesamte Branche davon profitieren. Andys Geschäft zeichnete sich durch eine gewisse Nähe zum Einzelhandel aus, doch rechnete er weder mit einem bedeutenden Trickle-down-Effekt dieser Entwicklung noch fürchtete er nennenswerte negative Auswirkungen. Ganz allgemein teilte er nicht die Aufregung der Stimmen aus dem Kernsektor. Was sollten ihn die Zinssätze angehen? Er hatte keinerlei Kreditbedarf und zum Glück kaum laufende Kosten. Dafür war sein Geschäft anderen Variablen ausgesetzt, um die sich der Rest des Einzelhandels keine Gedanken machen musste. M&S zerbrach sich zwar den Kopf über das Konsumklima und über die eigene Marke auf einem Markt, der sich rasant entwickelte, lief aber nicht Gefahr, von der Polizei verscheucht zu werden. The Gapwurde zwar von den Globalisierungsgegnern ideologisch hinterfragt und war der unberechenbaren Flüchtigkeit der Jugendmode ausgesetzt, die jederzeit beschließen konnte, dass Röhren jetzt die neuen Baggies waren, dafür waren dem Laden sicher noch nie von pubertierenden Schlägern mit Kappa-Pullis und Cutter-Messern die Tageseinnahmen abgezogen worden. Und den ganzen November über hatte der Rest des Einzelhandels auf die Bank of England angestoßen und in Erwartung saftiger Vorweihnachtsumsätze die Kassen geölt, aber dem Rest des Einzelhandels wurde auch nicht von einem unermüdlichen amerikanischen Bibelfreak mit Mikro und Batterieverstärker der Auftritt versaut.
    Andy spielte auf der Buchanan Street nicht weit von der Ecke Gordon Street, um sich ein bisschen Biergeld zu verdienen und damit er seine Studienkredite noch von seinem späteren Gehalt statt von seiner Rente abbezahlen würde. Er stand an den meisten Samstagen dort und an ein paar Nachmittagen unter der Woche, je nachdem, wie seine Vorlesungen lagen, wie viele Essays noch anstanden und ob der Nordwind Regen vor sich herpeitschte oder nur seine linke Hand am Griffbrett festfrieren ließ. Er hatte ein paar Stellen zwischen der Argyle Street und der Gordon Street ausprobiert und sich letztlich ein Stück nördlich Letzterer niedergelassen, wo zugegebenermaßen nicht mehr ganz so viel los war wie tiefer in der Fußgängerzone, dafür war aber auch die Gefahr geringer,

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