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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Scheiß von mir bieten, und zwar so lange, wie dein Boss es dir befiehlt.«
    Das hätte man Zal vielleicht als Provokation auslegen können, wenn er die Wette nicht schon verloren gehabt hätte, da er für Merklands Wutausbruch auf den Tag davor gesetzt hatte, als sie ihm vom Juckpulver erzählt hatten.
    »Ach ja?«, fragte Merkland, denn subtiler ging es bei ihm nicht, und eine handschriftliche Warnung, er würde Zal jetzt angreifen, war ihm wohl selbst ein bisschen zu eindeutig.
    Was dann geschah, war für Zal kein reiner Genuss. Gut, natürlich gefiel es ihm schon ein bisschen, aber er bereute es gleichzeitig auch. Nicht wegen Merkland, sondern wegen der Art und Weise,wie er mit ihm fertig wurde und wie er das gelernt hatte. Den Mann, der ins Folsom Prison gegangen war, hätte ein abgebrühter Schlägertyp wie Merkland mit dem kleinen Finger umhauen können. Der Mann, der wieder herausgekommen war, hatte Merkland nach knapp sechs Sekunden blutig vor sich liegen. Trotzdem wusste Zal genau, welcher der beiden er lieber wäre, wenn er die Wahl hätte.
    Das war aber noch nicht der schönste Moment. Der kam erst, als Merkland wieder aufstand und eine Pistole zog.
    »Nein, halt, tu’s nicht!«, bat Zal.
    »Tja, jetzt kommst du dir nicht mehr so schlau vor, was?«
    »Ich hab mit Karl geredet, du Arschloch.«
    Merkland hielt die Waffe weiter auf Zal gerichtet und drehte sich um neunzig Grad, bis er Karl sah. Der stand auf einer Kiste neben der Tür der Lagerhalle und hatte ein Messer in der rechten Hand.
    »Und? Was will er damit?«
    »Okay, Karl, zeig’s ihm.«
    Einen Augenblick später hatte Leo die Pistole vom Boden aufgehoben, während Merkland winselte und sich die getroffene Hand mit der anderen hielt.
    »Ach, stell dich nicht so an, das war doch nur der Griff. Nächstes Mal ist es die Klinge, dann hast du wirklich was zu jammern.«
    »Ihr Schweine!«
    »Ja, ja. Ein gut gemeinter Rat, Alter. Wir müssen alle zusammenarbeiten, daran können wir erst mal nichts ändern, also wär’s am einfachsten, wenn du akzeptierst, dass du schlicht und einfach zu dumm bist, um dich mit mir anlegen zu können. Und jetzt lass dir von Jerome ein Pflaster aufkleben und dann mach dich für deinen Auftritt fertig.«
    »Dem kleb ich gar nichts auf«, beschwerte sich Jerome.
    »Warum das denn nicht?«, fragte Leo. »Du bist doch der Experte im Arschloch-Befummeln.«
    »Merkland hat auch Pech, dass deine Schwester nicht hier ist, Leo. Keine Ahnung, ob sie als Krankenschwester was taugt, aber er würde sich bestimmt freuen, wenn jemand hier wär, der sich noch schneller flachlegen lässt als er.«

    Und so weiter.
    Nicht jeder war so zuverlässig dumm wie Merkland, aber bisher hatte alles wie am Schnürchen geklappt, weil sie ziemlich genau eingeschätzt hatten, worauf sie sich bei verschiedenen Personen, Organisationen und Institutionen verlassen konnten. Sie konnten sich darauf verlassen, dass die Sicherheitsprotokolle einer Bank aus einem Überfall eine Belagerung machten; sie konnten sich darauf verlassen, dass die Bullen aus einer Belagerung einen Zirkus machten und sie konnten sich darauf verlassen, dass der ganze Zirkus wegrannte, wenn er glaubte, dass gleich eine Bombe hochging.
    Angelique de Xavia dagegen war eine unbekannte und deshalb unberechenbare Größe. Zal hatte keine Ahnung, worauf er sich bei ihr verlassen konnte und worauf nicht, und das machte sein Vorhaben viel riskanter als die Tatsache, dass sie Polizistin war. Es war aber auch der Grund dafür, dass ihn all seine Willenskraft nicht von der Bar fernhalten konnte.
    Angelique glaubte nicht, dass sie schon jemals so nervös gewesen war, nicht mal in Dubh Ardrain. Ein Zwei-Personen-Angriff auf ein Dutzend Terroristen, die in einer unterirdischen Festung gut dreißig Geiseln festhielten, hätte ihr eigentlich mehr Angst machen müssen als ein Gin Tonic in einem Pub in der Innenstadt, doch hatte sie bei Ersterem gewusst, womit sie es zu tun hatte. Dort hatte sie sich auch im Verborgenen vorarbeiten können und das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt. Hier war sie freiwillig in eine Situation spaziert, über die jemand anders die absolute Kontrolle hatte, und saß völlig ausgeliefert auf dem Präsentierteller.
    Das war aber nicht der einzige Grund für das Herzklopfen, oder, Mädchen?
    Ach, nerv nicht, ermahnte sie sich. Was sollte das denn für ein anderer Grund sein? Sie brauchte doch nun wirklich keinen. Sie hatte keine Deckung, keinen Schutz und keine

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