Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
Vom Netzwerk:
Stöcke und ohne Mütze gehen die ja keinen Schritt mehr. Ich hab schon ein Schild draußen an die Tür gemacht, dass die Stöcke draußen bleiben müssen. Die hauen mir ja alles obi damit.» Tatsächlich, vor der Ladentür stand eine Art Schirmständer, und daneben hing ein selbstgemaltes Schild mit zwei gekreuzten Wanderstöcken und der Aufschrift «Wir müssen draußen bleiben».
    «Sonst nichts?», fragte Holzhammer enttäuscht.
    «Lass mich halt überlegen. Ein Einheimischer, eine Einheimische …» Beate legte einige Sekunden lang die Hand an die Stirn. Dann verkündete sie: «Ja, da war jemand.»
    «Was? Ja, wer denn? Sag schon!» Holzhammer war plötzlich wie elektrisiert. Er hatte gar nicht mehr zu hoffen gewagt, dass noch irgendwas bei seiner Befragung herauskommen würde.
    «Also, es war jemand da, der sah aus wie ein verkleideter Einheimischer. Also Einheimische.»
    «Mehrere Einheimische?», fragte Holzhammer verwirrt.
    «Nein, eine Einheimische. Eine Frau.»
    «Ach so, eine Einheimische. Und was war mit der? Wieso verkleidet?»
    «Also, sie trug Touristensachen. So einen grässlichen Jogginganzug, wie ihn die Leute von der Reha-Klinik oft anhaben. Außerdem Turnschuhe und eine große Sonnenbrille. Und eine Baseballkappe, ganz tief ins Gesicht. Aber irgendwas stimmte nicht. Sie hatte den Jogginganzug ganz bis oben geschlossen, dabei war es an dem Tag brütend heiß. Und sie ging lange im Laden herum. Auch hinten, bei den Gläsern. Ich lass die Leute ja normal immer in Ruhe schauen, aber dann bin ich doch hinter gegangen und hab gefragt, ob ich helfen kann. Und dann ist es mir aufgefallen.»
    «Ja, was denn?», fragte Holzhammer und bemühte sich, nicht so entnervt zu klingen, wie er inzwischen war, weil Beate es so spannend machte.
    «Na ja, die Touristen imitieren ja oft unser schönes Bayerisch, sie sagen ‹Grüß Gott› und ‹Servus›. Aber man hört doch, dass es eben Preißn sind.» Beate machte wieder eine ihrer Kunstpausen.
    «Ja und?» Muss ich es aus dir aussischütteln?, hätte er am liebsten gefragt.
    «Ja, bei dieser Frau war es anders. Sie antwortete etwas wie ‹Na lass mir nur mei Rua›, was kein Gast sagen würde. Und dann war es, als würde ihr einfallen, dass sie ja Gast war. Und sie sagte dann noch auf Hochdeutsch dieses grässliche ‹Ich seh mich nur um›.»
    «Das ist ja phantastisch, Beate!», lobte Holzhammer ganz begeistert. «Weißt du noch, wann genau das war?»
    Beate überlegte angestrengt. Schließlich sagte sie: «Auf den Tag kann ich es nicht sagen. Aber es muss so Anfang letzter Woche gewesen sein.»
    «Das würde tatsächlich passen», dachte Holzhammer laut nach. «Kannst du die Frau näher beschreiben?»
    «Na ja, wie gesagt, sie hatte eine riesige Sonnenbrille auf der Nase. Da hat man vom Gesicht nicht viel gesehen.»
    «Aber etwas hat man doch gesehen.»
    «Ja schon.»
    «Du brauchst es nicht zu beschreiben. Wir lassen einen Zeichner aus München kommen. Dann gehst du auf die Polizeistation, und er hilft dir, die Person zu beschreiben.»
    «Ja, wenn du meinst, dass es so wichtig ist? Sag, was hat die Person denn überhaupt getan?»
    Beate ließ nicht locker. Sie hätte eine fabelhafte Polizistin abgegeben, schoss es Holzhammer durch den Kopf. Aber er durfte nichts verraten.
    «Es geht um ein schweres Verbrechen», sagte er nur. «Mehr darf ich im Moment noch nicht sagen. Aber wenn alles aufgeklärt ist, erfährst du es als Erste. Versprochen. Kannst du mir denn vielleicht noch was über die Figur sagen? Die Größe? War sie dick oder schlank?»
    «Also sie hat sich ziemlich zwischen den Regalen hindurchzwängen müssen, ganz schlank war sie nicht. Aber auch nicht ganz dick. Eher untersetzt. Sagt man das bei einer Frau?»
    «Untersetzt, okay. Also stämmig? Breite Schultern, kurze Beine?»
    «So schlimm nun auch wieder nicht.»
    «Schon gut, das klärst du dann alles mit dem Zeichner. Wie alt war sie denn ungefähr?»
    «Na so mittelalt.»
    «Eher vierzig oder eher sechzig?»
    «Zwischen vierzig und sechzig, würde ich sagen.»
    «Na sauber. Äh, ich meine vielen Dank, sehr gut. Also es sagt dir dann jemand wegen dem Zeichner Bescheid.»
    Damit verabschiedete sich Holzhammer und fuhr zurück aufs Revier. Dort marschierte er mit seinen neuen Erkenntnissen direkt hinein zu Dr. Fischer.
    «Sehr schön», freute sich der Chef über Holzhammers Bericht. Immerhin war es ja seine Idee gewesen, die Verkäuferinnen zu befragen. Da fiel sogar ein kleines Lob für seinen

Weitere Kostenlose Bücher