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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Schaumkrone thronen. Andererseits durfte aber natürlich nicht zu viel Schaum entstehen. Deshalb gab es auch beim Einschenken diverse Dinge zu beachten. Für die sichere Methode musste man das Glas sehr schräg halten und sehr langsam am Rand entlang einschenken. Profis hingegen steckten die Flasche vollständig ins Glas und zogen sie dann senkrecht wieder heraus. Auf diese Weise konnte man sehr schnell einschenken, ohne dass sich zu viel Schaum bildete. Allerdings schoss das Bier im ersten Moment sehr schnell aus der Flasche, weil sich ja unten im Glas noch Luft befand. Und viele Anfänger zogen dann vor Schreck die Flasche gleich wieder ganz heraus – was eine Riesensauerei ergab.
    Als Matthias mit dem Einschenken fertig war, fiel Christine der Frosch wieder ein. Sie erzählte Matthias von der aufgeschlitzten Amphibie: «Da haben wohl die Nachbarskinder Metzger gespielt.»
    «Das glaub ich nicht, das ist ja unmenschlich.» Für Matthias waren auch Frösche potenzielle Buddhas. Man behandelte alle Wesen mit Respekt. Auch Pflanzen, selbst Steine und überhaupt alle Dinge im Universum. «Was meinst du eigentlich, wie die Kinder hier erzogen werden?»
    «Na ja, ich dachte, dass man als Kind auf dem Land vielleicht nicht so eine hohe Achtung vor dem Leben der Tiere hat, weil man von klein auf lernt, dass sie nur Mittel zum Zweck sind. Zum Zweck, gegessen zu werden.»
    «Das ist Blödsinn. Gerade durch diesen Zweck werden sie ja wertvoll. Kein Bauer würde ein Tier aus Jux umbringen. Genauso wenig wie ein Buddhist. Buddhisten sind ja auch nicht alle Vegetarier, aber sie sind den Tieren dankbar dafür, dass wir sie essen dürfen.»
    «Nun, so ganz freiwillig stellen sie sich ja nicht zur Verfügung, oder?», gab Christine zu bedenken.
    «Na ja, es ist ihr Karma. Und wir bedanken uns dafür. Auch bei Pflanzen.»
    So hundertprozentig leuchtete Christine das nicht ein. Aber andererseits müssten die Buddhisten ja verhungern, wenn sie gar nichts essen würden, was sie als beseeltes Wesen achteten.
    «Sag mal, wie lange musst du eigentlich morgen arbeiten?», fragte Matthias plötzlich.
    «Nur bis mittags. Freitagnachmittags sind keine Patiententermine, weil viele da schon übers Wochenende nach Hause fahren.»
    «Das ist prima. Ich habe nämlich morgen frei. Ich könnte dir doch am Nachmittag ein bisschen die Gegend zeigen.»
    «Klar, gerne. Wir können meinen Wagen nehmen.»
    «Und ich darf fahren?» Matthias hatte schon länger ein Auge auf Christines BMW geworfen. Das Cabrio kam einem Motorrad so nahe, wie es ein Auto nur konnte.
    «Klar. Umso besser kann ich die Landschaft genießen.»
    Matthias strahlte übers ganze Gesicht. Er konnte sich wie ein Kind über ganz einfache Dinge freuen. Christine mochte das. Mehr noch: Sie mochte Matthias. Und auf einmal fiel ihr ein, dass sie ihm noch gar nicht von den neuesten Entwicklungen in der Mordserie erzählt hatte. Sie berichtete ihm von Holzhammers Anruf, von der Aussage der Verkäuferin und dass eine Phantomzeichnung angefertigt werden würde.
    «Eine Frau soll es gewesen sein?», fragte Matthias.
    «Ja, wie gesagt, die meisten Giftmorde werden von Frauen begangen.»
    «Aber an Wildfremden?» Matthias konnte sich überhaupt kein Motiv für einen Mord vorstellen, geschweige denn einen Grund, wahllos Menschen umzubringen.
    «Vielleicht hat sie Wahnvorstellungen. Eine innere Stimme befiehlt es ihr. Oder sie projiziert etwas in diese Fremden hinein. Sie tötet sie stellvertretend. Oder sie möchte damit eigentlich jemand anderen treffen. Das haben wir ja schon bei Manu besprochen. «
    «So wie man den Hund vergiftet, um den Besitzer zu treffen?» So einen Fall hatte es vor einigen Jahren einmal hier im Ort gegeben.
    Einige Zeit spekulierten sie noch weiter, was einen Menschen zu einer solchen Tat bringen konnte – aber nicht allzu lange. Denn beide hatten keine Lust, sich den Abend mit so einem düsteren Thema zu verderben. Im Gegenteil, sie hatten zu etwas ganz anderem Lust.

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    Matthias war zärtlich, aber zielstrebig. Und auch Christine wusste von Anfang an, dass sie wollte. Es gab keine Unsicherheit, beide genossen, was sie taten. Es war fast so, als ob sie einander schon jahrelang kannten. Später schliefen sie ruhig und zufrieden ein, jeder auf seiner Seite des Bettes.
    Als Christine das Haus verließ, dämmerte bereits der Morgen. Die Luft war noch feucht und kühl, deshalb ging Christine – anstatt erst die Auffahrt hinab zur Straße und dann

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