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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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    Ja, ich habe es getan. Ich habe die Touristen vergiftet. Und jetzt, da alles vorbei ist, soll jeder wissen, warum ich es getan habe.
    Mein Vater, den ich am liebsten nicht so nennen möchte, lebte dafür, das Tal in eine Touristenattraktion zu verwandeln. Das Tal war sein Kind. Er wurde dafür gelobt und ausgezeichnet und verdiente viel Geld. Dass er ein Monster ohne Seele war, wollte niemand sehen. Meine Mutter ist darüber verrückt geworden. Ich vielleicht auch.
    Alles, was das Tal durch ihn gewonnen hat, wollte ich ihm wieder nehmen. All die Gäste und all das Geld. Leider ist es mir nicht gelungen.
    Jetzt muss ich gehen. Deshalb bitte ich den, der dies liest, sich um meine Katzen zu kümmern. Sie brauchen freien Auslauf und dürfen nicht ins Heim. Mein Haus vermache ich dem Tierschutzverein.
    Eleonore Schön
    «Sie schreibt in der Vergangenheitsform, und sie sagt ‹da alles zu Ende ist›. Bisschen wirr, aber hört sich nach einem Abschiedsbrief an», meinte Fischer.
    «Da sollten wir einen Psychologen fragen», antwortete Holzhammer und dachte an Christine. «Aber die Suchaktion sollten wir deshalb nicht abbrechen.»
    «Natürlich nicht», sagte Fischer, aber inzwischen prasselten die ersten Regentropfen gegen die Fenster des Polizeireviers.
    Wieder klingelte Holzhammers Handy. Diesmal hörte er eine wacklige Frauenstimme am anderen Ende der Verbindung: «Franz, hier ist Christine. Ich hab gehört, dass du hier warst. Ich wollte mich bei dir bedanken und Bescheid sagen, dass ich übern Berg bin.»
    Holzhammers Gesicht hellte sich auf. «Servus, Christine, das ist ja phantastisch. Das ist die erste gute Nachricht heute. Wie fit bist du denn schon?»
    «Es geht so, der Kopf ist klar, würde ich sagen. Aber der Körper ist noch etwas schwach. Ich soll noch zwei Tage zur Beobachtung hierbleiben. Aber du kannst gerne vorbeikommen, wenn du magst.»
    «Ja, dann komm ich gleich, ich würde dir nämlich gern was zeigen.» Holzhammer legte auf, und Fischer fühlte sich mal wieder übergangen.
    «Was hast du eigentlich immer mit dieser Christine?», fragte er. So richtig hatte er nie verstanden, warum Christine nach ihrem One-Night-Stand keinen weiteren Kontakt zu ihm gesucht hatte. Schließlich war er eine wichtige Persönlichkeit.
    «Ich dachte, ich zeig ihr den Brief», sagte Holzhammer.
    «Von mir aus», brummte sein Vorgesetzter, «wir können momentan ja sowieso nicht viel machen.»

    Als Holzhammer das Krankenzimmer betrat, saß Matthias noch immer an Christines Bett. Als sie aufgewacht war, hatte er ihr erzählt, was seit dem Morgen passiert war. Und als sie gehört hatte, wie besorgt der Polizist um sie gewesen war, hatte sie ihn sofort anrufen wollen.
    «Ich freu mich, dass es dir gutgeht», strahlte Holzhammer. «Und ich wollte dir das hier zeigen. Den Brief haben wir im Haus der Schön gefunden. Sieht aus wie ein Abschiedsbrief.»
    «Zeig mal her.» Christine las den Brief zweimal langsam durch. «Tja, ziemlich neben der Kappe, die gute Frau», gab sie ein erstes Urteil ab.
    «Ist das Fachsprache?», fragte Matthias mit verschmitztem Grinsen. Auch er hatte inzwischen wieder mehr Farbe im Gesicht. Man sah ihm die Erleichterung an.
    Auch Christine selbst konnte schon wieder grinsen. «Sicher, in dem Stil hab ich meine Dissertation geschrieben», sagte sie. «Aber man braucht wirklich keinen Psychologen, um zu sehen, dass sie schwer gestört ist. Oder war. Obwohl sie noch genug Urteilsvermögen hat, um das sogar selbst zu wissen. Habt ihr sie denn schon gefunden?»
    «War? Das heißt, du meinst auch, dass sie sich umbringen will?», fragte Holzhammer.
    «Vielleicht nicht umbringen, aber ich denke, dass sie sich aufgegeben hat. Und dass ihr eigenes Leben ihr nichts mehr wert ist. Sie hat sich eine Aufgabe gesucht, die ihrem Leben einen Sinn gab. Und diese Aufgabe ist nun zu Ende.»
    «Und das alles nur, weil ihr Vater sich mehr um seinen Job gekümmert hat als um seine Familie? Da müssten ja ziemlich viele Kinder durchdrehen», sagte Matthias. Seine Eltern hatten auch viel gearbeitet in ihrem Leben. Aber er hatte in jedem Moment gewusst, dass sie ihn liebten.
    «Es wird wohl schon etwas mehr gewesen sein. Und seht es mal so: Der Vater hatte sich offenbar eine Aufgabe gewählt, die er rücksichtslos über alles andere stellte. Kommt euch das bekannt vor?»
    «Ja», sagte Matthias. «Genau wie sie.»
    «Das heißt, so was wird vererbt?», fragte Holzhammer.
    «Zumindest teilweise. Die Grundhaltung

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