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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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gegenüber Problemen und dem eigenen Leben ist womöglich vererbt, und die äußeren Umstände bestimmen dann, worauf diese Persönlichkeit sich fixiert.»
    Die beiden Männer schwiegen.
    Plötzlich fiel Christine etwas ein. «Habt ihr eigentlich einen Frosch gefunden?», fragte sie.
    «Wie bitte?», fragte Holzhammer verwirrt zurück.
    «Ich habe am frühen Morgen auf dem Rasen einen toten Frosch gesehen. Als ich das der Schön gegenüber erwähnte, wurde sie völlig hysterisch. Und ich glaube, ich weiß auch, warum.»
    «Ich frag mal nach», sagte Holzhammer und klappte schon sein Handy auf. Er rief Josef Berg an, und nach einem kurzen Wortwechsel wusste er Bescheid. «Sie haben tatsächlich einen großen toten Frosch gefunden. Einen Teichfrosch, sagte Berger. Er lag eingewickelt in der Mülltonne. Und das Seltsame war, dass der Frosch sehr sorgfältig und fast fachmännisch aufgeschnitten war. Mit einem sehr scharfen Messer oder einem Skalpell. Das Herz lag frei. Pervers, wenn ihr mich fragt.»
    «Ein Tierversuch», sagte Christine.
    Die beiden Männer sahen sie verständnislos an.
    «Sie hat es gemacht wie früher», erklärte Christine. «So wurden Herzmedikamente wie zum Beispiel Digitalis getestet. Man legte das Herz frei und gab dem Frosch das Medikament. Oder man träufelte es direkt auf das Herz. Dann konnte man genau zuschauen, wie das Herz reagierte. Und danach rechnete man die wirksame Dosis auf den Menschen um. Das war natürlich eine sehr unsichere Methode. Ein Mensch ist kein Frosch. Aber für die Zwecke unserer Giftmörderin durchaus brauchbar. Sie wusste nicht, wie viel Wirkstoff in den verwendeten Pflanzen war, und wollte sichergehen, dass die Dosis, die man durchschnittlich auf ein Brot streicht, tödlich war. Wahrscheinlich hat sie in den vergangenen Wochen noch viel mehr Experimente durchgeführt.»
    «Verstehe», sagte Holzhammer und klappte wieder das Handy auf. Diesmal bat er Berg, den Frosch ins Labor zu schicken.
    Bald darauf kam eine Schwester und wies darauf hin, dass die Patientin jetzt schlafen müsse. Die beiden Männer verabschiedeten sich.
     
    Die schwarze Wolkenfront stand bereits über dem Watzmann, als die Hubschrauberbesatzung den Weg vom Sagerecksteig zur Wasseralm entlangflog. Kurz bevor der Regen alles einhüllte, glaubte der Bergwachtmann, der neben dem Piloten saß, eine einzelne Gestalt mit einem roten Rucksack entdeckt zu haben. Vielleicht war es aber auch nur ein Schatten gewesen. In der unmittelbaren Nähe gab es keinen Landeplatz, und so wurde die Suche kurze Zeit später ergebnislos abgebrochen. Eleonore Schön blieb verschwunden.

[zur Inhaltsübersicht]
    Epilog
    Der Sommer war mit einem Schlag zu Ende gewesen. Mit einem gewaltigen Blitzschlag. Danach begann der Regen. Er fiel in großen, kalten Tropfen – zu Anfang sanft, wie in Zeitlupe, dann immer heftiger. Er brachte Abkühlung, spülte Staub und Anspannung hinweg. Der Regen blieb über eine Woche, und die Feriengäste reisten ab. Denn irgendwann gab es auf den Urlaubspostkarten nichts mehr zu beschönigen. Am Anfang konnte man noch schreiben: «Die Regentage nutzen wir für kulturelle Unternehmungen.» Oder: «Bei unserem Salzburgbesuch konnten wir den berühmten Salzburger Schnürlregen hautnah erleben.» Doch nach einigen Tagen stellte sich Frustration ein. Auch die Kletterer und Biker reisten ab, denn die Felsen und Straßen blieben nass.
    Die Hexe blieb verschwunden. Dr. Klaus Fischer verbuchte die Aufklärung des Falles natürlich trotzdem für sich. Er behauptete, sie hätte sich irgendwo in den Bergen das Leben genommen und sonnte sich einige Tage lang in Ruhm und öffentlicher Aufmerksamkeit. Franz Holzhammer, der in den letzten Tagen sein Familienleben etwas vernachlässigt hatte, fuhr mit seiner Frau Marie für zwei Wochen nach Großarl. Christine zog nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus bei Matthias ein und machte sich mit seiner Zustimmung daran, das Haus in einen wohnlicheren Zustand zu bringen.

    Adler kämpfen bei der Aufzucht ihrer Jungen mit großen Schwierigkeiten. Längst nicht jedes kommt durch. Deshalb waren die Leute vom Nationalpark nicht sehr optimistisch gewesen, als sie gesehen hatten, dass der alte Adler, der im vorletzten Jahr sein langjähriges Weibchen verloren hatte, im letzten Jahr ein junges Ding von sechs Jahren heimführte, das eben gerade geschlechtsreif geworden war. Doch im Februar hatten die beiden gemeinsam die zur Verfügung stehenden Horste inspiziert, das

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