Die Homoeopathie-Luege
nicht etwa von einem Fehlschlag der Homöopathie.
Wolfgang Springers Verdienste
Einer der beteiligten Ãrzte war Wolfgang Springer. Er praktiziert in einer homöopathischen Gemeinschaftspraxis in München und ist eine gewichtige Stimme in der Welt der Homöopathie: Er ist seit etlichen Jahren Supervisor für homöopathische Kollegen in Deutschland, Ãsterreich und der Schweiz, er war Dozent an der Universität Witten/Herdecke, Präsident des 60. homöopathischen Weltärztekongresses 2005, Bundesvorstandsmitglied des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ãrzte (DZVhÃ) für den Bereich Gesundheitspolitik und vieles andere. Er rühmt sich unter anderem, zu den 25 weltweit ausgezeichneten Diplomträgern der »Athenian School of Homoeopathic Medicine« unter Georgos Vithoulkas zu gehören, jenem griechischen Ingenieur, der bereits ein neues Zeitalter der Medizin heraufziehen sieht, in dem »die Homöopathie die Allopathie ablöst«. Weil Springer sich »durch seinen Einsatz für die Homöopathie in Deutschland herausragende Verdienste erworben« hat, wurde ihm im Jahr 2012 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Gaus nimmt Springer tatsächlich ab, dass er von seiner Arbeit nach wie vor überzeugt ist. Ein Umstand leistet da eventuell zusätzliche Ãberzeugungsarbeit: »Homöopathie ist ein gutes Geschäft«, sagt Gaus. Von den rund 500000 DM, die die Robert Bosch Stiftung damals in die Studie gesteckt habe, sei der GroÃteil in die Gemeinschaftspraxis Dr. Springer geflossen. Das bescherte Gaus Einblicke in deren übliche  Honorarstandards. »Es war eindrucksvoll für mich, wie gut eine renommierte homöopathische Praxis verdient.« Gaus hätte da mit seinem Professoreneinkommen nicht mithalten können. Insofern findet er es nachvollziehbar, dass »die Ãrzte den Ast, auf dem sie sitzen, nicht absägen wollen«.
Immer auch positive Ergebnisse
Die Münchener Kopfschmerzstudie ist beileibe nicht der einzige Versuch, eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneien nachzuweisen, allerdings erreichen nur wenige ihre Qualität, sowohl was Methodik als auch Durchführung angeht: Viele Studien schlieÃen weniger Patienten ein, teilen die Probanden der Behandlungs- oder Kontrollgruppe nicht per Zufall zu, haben gar keine Kontrollgruppe und vieles mehr. Solche Abweichungen vom Standard können das Ergebnis maÃgeblich beeinflussen. Selbst so etwas scheinbar Unwesentliches wie die Verblindung â dass Ãrzte und Patienten nicht wissen, ob der Patient eine Arznei oder ein Placebo bekommt â kann dabei schon den Ausschlag geben. So hat Wilhelm Gaus den Eindruck, dass es zwischen der Verblindung und dem Ergebnis eine einfache Korrelation gibt: »Je sorgfältiger eine Studie verblindet ist, desto bescheidener ist ihr Erfolg.« Bedenkt man diese möglichen Schwachpunkte, darf es nicht verwundern, dass bislang etliche Studien zugunsten der Homöopathie ausgegangen sind.
Neben den bereits angesprochenen möglichen Mängeln kommt noch ein weiterer Umstand hinzu, der positive Ergebnisse sogar unausweichlich macht: Rein statistisch ist irgendwann ein »Erfolg« zu erwarten. Dem liegt eine einfache Rechnung zugrunde: Unterschiede im Ergebnis zwischen der Behandlungs- und der Kontrollgruppe werden als »statistisch signifikant« definiert, wenn die statistische Auswertung eine mehr als 95-prozentige Wahrscheinlichkeit ergibt, dass der Unterschied nicht zufällig, sondern eine Folge der Behandlung ist. So werden 5 von 100 Studien »statistisch signifikant positive« Ergebnisse bringen, obwohl diese doch zufällig sind.
Würden nur diese positiven Studien veröffentlicht, stünde die Homöopathie also groÃartig da. Tatsächlich ist das Problem des sogenannten Publication Bias â das heiÃt der Verfälschung des Gesamteindrucks aufgrund selektiven Veröffentlichens â nach dem Eindruck von Gerd Antes, Leiter des Deutschen Cochrane Zentrums und Honorarprofessor an der Universität in Freiburg, in der alternativmedizinischen Szene besonders groÃ. So ist das oft vorgebrachte Argument, dass zwei Drittel aller Homöopathie-Studien positive Ergebnisse bringen, vollkommen wertlos. Es entspricht zwar der »reinen Wahrheit«, wie Gaus sagt, aber eben nicht der »vollen Wahrheit«.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Bringen Studien
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