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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hinter sich lassen.
    »Wir hätten ruhig noch bleiben können«, sagte sie, während sie einer kleinen Gruppe von Handwerkern auf der Straße auswich und schließlich mit ihm Schritt hielt. »Jedenfalls lange genug, damit Ihr Eure Kinder hättet wiedersehen können.«
    »Sie waren nicht da.« Er weigerte sich, Irrial anzusehen. »Und Tyannon hätte mich ganz sicher nicht bis zu ihrer Rückkehr bleiben lassen.«
    »Ich glaube, dass die beiden sehr wohl da waren«, widersprach Irrial. »Habt Ihr bemerkt, dass sie Euch immer nur ›Cerris‹ genannt hat?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das hat nichts zu bedeuten. Sie hat mich ebenso oft Cerris genannt wie Corvis. Vor allem jetzt …« Er zuckte erneut mit den Achseln.
    Irrials Miene verdüsterte sich. Sie wusste ganz offensichtlich nicht, ob sie ihm glauben wollte, aber ihr war sonnenklar, dass dies nicht der richtige Augenblick war, um weiter nachzuhaken. »Es tut mir leid«, sagte sie liebenswürdig. Hätte jemand die beiden beobachtet, hätte er Schwierigkeiten gehabt zu entscheiden, wer von ihnen über ihre Worte überraschter war.
    Sie schlängelten sich durch den geringen Verkehr auf den Straßen. Gelegentlich kam eine Abteilung von Soldaten vorbei, um der chaotischen Mobilmachung der östlichen Adeligen zu folgen. Sie waren beide in Gedanken versunken und wären vermutlich ewig so weitergegangen, wenn nicht
plötzlich auf der linken Straßenseite ein entfernter, schriller Schrei ertönt wäre.
    »Corvis!«
    Er blieb mitten auf der Straße stehen, und sein Nacken schmerzte, als er voller Panik gegen den Instinkt ankämpfte, hektisch um sich zu blicken. Niemand hier sollte ihn mit diesem Namen anreden können! Denn wenn ihn tatsächlich jemand erkannt hatte, konnte es nur wenige Augenblicke dauern, bis …
    Aber nein. Zwar warfen ihm einige Leute böse Blicke zu, weil er den Verkehr blockierte, aber anscheinend hatte niemand sonst den Ruf gehört. Selbst Irrial war einige Schritte weitergegangen, bevor sie bemerkt hatte, dass er stehen geblieben war. Sie wirkte verwirrt.
    »Corvis! Hier drüben!«
    Er konzentrierte sich auf den schmalen Spalt zwischen dem Geschäft eines Weinhändlers und einem Bäckerladen. Diesmal musste Irrial den Ruf ebenfalls gehört haben, denn sie spähte angestrengt in dieselbe Richtung.
    »Eine Falle?«, flüsterte sie.
    »Möglicherweise, aber ich glaube, wir sollten das besser herausfinden.«
    Misstrauisch näherten sie sich der Stelle, die Hände auf den Griffen ihrer Waffen. Tränen traten ihnen in die Augen, als ihnen der Gestank von gärenden organischen Stoffen in die Nase drang. Offenbar dachten sich beide Geschäftsinhaber nichts dabei, ihre Abfälle einfach auf der Gasse zu entsorgen, wo Käfer, Kakerlaken und Ratten durch den Müll huschten. Eine besonders große, räudige Ratte näherte sich ihnen in einem merkwürdigen Gang, und Corvis hätte beinahe gekichert, als er überlegte, ob sie von dem verrottenden Abfall betrunken war.
    Dann jedoch sah die Ratte zu ihm hoch und sagte mit derselben
hohen Stimme wie vorhin: »Hallo, Corvis!« Jetzt fragte er sich, ob er derjenige war, der sich aus Versehen betrunken hatte.
    Irrial neben ihm schluckte vernehmlich, und der Mund stand ihr offen. Corvis fühlte sich sofort besser. Denn das bedeutete, dass er nicht verrückt wurde.
    Jedenfalls nicht deswegen.
    Nachdem ihm das gedämmert hatte, wurde ihm sofort etwas anderes klar, und er wusste, was da gerade passierte. Er grinste über beide Backen, als er sich hinkniete und der Ratte in die runden Knopfaugen sah.
    »Hallo, Seilloah.«
    Die Ratte blinzelte und schien Irrial zum ersten Mal zu bemerken. Ihre Schnurrbarthaare und ihr nackter Schwanz zuckten aufgeregt. »Also, Cerris«, fuhr sie etwas nervös fort.
    »Schon gut, Seilloah. Sie ist so ziemlich über alles im Bilde.«
    Wieder blinzelte die Ratte. »War das klug?«
    Corvis zuckte mit den Schultern. »Ich lasse es dich beizeiten wissen. Seilloah, das hier ist Baroness Irrial. Irrial, darf ich vorstellen, Seilloah.«
    »Ich bin entzückt«, sagte die Ratte.
    »Das ist eine Ratte«, erwiderte die Baronin erstaunlich geistesgegenwärtig.
    »Eigentlich ist es eine Hexe«, erklärte Corvis sie auf. »Sie steckt nur gerade im Körper einer Ratte.«
    »Aber es … sie redet. Wie kann sie das bewerkstelligen?«
    Er musste lächeln, während er sich an das erste Mal erinnerte, als Seilloah und er eine ganz ähnliche Unterhaltung geführt hatten. Er wiederholte, was sie ihm damals erklärt

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