Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
du.« Erneut lächelte die Ratte schwach. »Selbst als Nagetier.«
»Ich kann einfach nicht fassen, dass wir dieses Gespräch hier führen«, murmelte Irrial. »Wer ist Jassion?«, fuhr sie dann fort. »Du hast mir keine Chance gegeben nachzufragen, als Tyannon ihn erwähnte.« Offenbar entging ihr, dass sie wieder die vertrauliche Anrede wählte.
»Der Baron einer Provinz am Meer namens Braetlyn«, erwiderte er. Er schien jedes einzelne Wort in zwei Stücke zu beißen, während er es aussprach. »Er ist ein grausamer, bösartiger Mistkerl mit einem unerträglichen Jähzorn und einem Komplex, der so groß ist wie das Höllentor. Wohin ich ihn auch schon vor verflucht langer Zeit hätte schicken sollen.«
Endlich! Wir sind uns tatsächlich mal in einem Punkt einig.
»Corvis«, sagte die Hexe ernsthaft. »Hast du in jüngster Zeit irgendeinen sehr mächtigen Hexer verärgert?«
»Nicht dass ich wüsste. Warum?«
»Wegen Jassions Gefährten, Kaleb.«
Irrial und Corvis sahen sich vielsagend an. »Diesen Namen haben wir heute schon einmal gehört«, antwortete er der Hexe, »aber ich kenne ihn nicht.«
»Er kennt dich jedenfalls, und er ist wirklich mies. Möglicherweise ist er sogar genauso mächtig, wie Rheah Vhoune es einst war.«
Corvis spitzte die Lippen, als er sich an die Frau erinnerte, die einer seiner mächtigsten Feinde gewesen war, bevor die Bedrohung durch Audriss sie zu einer unbehaglichen Allianz gezwungen hatte. »Angeblich sollen derart mächtige Zauberer gar nicht mehr existieren. Jedenfalls nicht in Imphallion.«
»Jemand hätte Kaleb davon erzählen sollen. Unbedingt!«
»Vielleicht ist er ja gar nicht aus Imphallion«, schlug Irrial vor, die unbedingt an dem Gespräch teilnehmen wollte, obwohl sie kaum die Hälfte verstand. »Könnte er ein Cephiraner sein?«
»Er hatte keinen cephiranischen Akzent«, meinte Seilloah nachdenklich, »aber das beweist gar nichts. Zum Teufel, soweit ich weiß, könnte er sogar ein Tharsuuli sein.« Sie machte eine Pause und senkte die Schnauze, während sie Corvis betrachtete. »Ist er das vielleicht sogar?«, fragte sie. »Besteht nach dem, was dir im Norden zugestoßen ist, vielleicht die Möglichkeit, dass die Drachenkönige ihn geschickt haben?«
Corvis schüttelte sich unwillkürlich. »Bei allen Göttern, ich hoffe nicht. Das hätte uns gerade noch gefehlt.« Als er Irrials verwirrte Miene bemerkte, erklärte er: »Das war, bevor ich nach Rahariem gekommen bin. Eine lange Geschichte, die ich dir ein andermal erzählen werde.«
Sie runzelte die Stirn, nickte jedoch. »Ist dieses Gespräch nicht insgesamt ein bisschen sehr theoretisch?«, fragte sie. »Sollten wir uns nicht eher darüber den Kopf zerbrechen, was wir gegen diesen Kaleb unternehmen können? Woher er stammt, können wir uns später immer noch überlegen.«
»Da hat sie nicht ganz unrecht«, quiekte Seilloah. »Du bist ein besserer Bannwirker geworden als früher, Corvis, aber ich erzähle dir nichts Neues, wenn ich dir sage, dass du mit deinen Künsten nach wie vor niemanden beeindrucken kannst. Und ich vermochte nicht einmal auf der Höhe meiner Macht etwas gegen Kaleb auszurichten, ganz zu schweigen von meiner derzeitigen Situation.«
»Wie ich sehe, hat es deinem sonnigen Gemüt geschadet, als Nager deine Existenz zu fristen«, knurrte er.
Seilloah holte tief und zögernd Luft, ein wirklich bemerkenswerter Anblick angesichts ihrer derzeitigen Gestalt. Dann sagte sie leise: »Pekatherosh?«
Corvis’ Miene versteinerte sich augenblicklich. »Nein. Auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen.«
Zum zweiten Mal sind wir vollkommen einer Meinung, alter Junge. Lass diese aufgeblasene Eiterbeule genau da, wo sie ist.
»Wir werden möglicherweise seine Macht benötigen, Corvis.«
»Weil es das letzte Mal so ausgezeichnet funktioniert hat, oder wie? Nein, niemals.«
»Ich nehme nicht an, dass einer von euch sich die Mühe machen möchte, mich aufzuklären?«, fragte Irrial die beiden scharf.
»Corvis …«
»Sie gehört dazu, Seilloah. Sie hat es verdient, eingeweiht zu werden.« Er drehte sich zu der Baroness um. »Als ich …«, er suchte nach einer taktvolle Beschreibung.
»… mir meinen Weg durch Imphallion auf Kosten Tausender Unschuldiger freigemetzelt habe?«, warf sie hilfreich ein.
»Ja«, er hüstelte, »genau. Damals war die Magie, über die ich verfügte, nicht auf meine eigenen Fähigkeiten beschränkt. Ich besaß ein Amulett, einen Talisman, wenn du so
willst.
Weitere Kostenlose Bücher