Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
ein Spion eines Adelshauses sein können oder ein gedungener Meuchelmörder. Das sind Bedrohungen, die ich hier erwarten und daher einschätzen kann. Erst als ich Einzelheiten über die Flucht der beiden erfuhr, wurde mir klar, mit wem wir es zu tun hatten. Als ich in der Lage war, Nenavar zu verständigen, waren sie längst verschwunden.«
    »Ich glaube, gehört zu haben«, sagte der alte Hexer, »dass keiner der Wachsoldaten überlebt hat.«
    »Das haben sie auch nicht. Aber ein paar Leute im Gang hatten den Mut, den Kopf aus ihren Büros zu stecken, um herauszufinden, was dieser Tumult sollte. Einige von ihnen sahen die Axt, und wir alle kennen ihre Beschreibung in-und auswendig. Oder etwa nicht?«
    »Ich könnte versuchen, sie mit Hilfe von Weitsicht aufzuspüren«, bot Kaleb nachdenklich an.
    Nenavar schüttelte den Kopf. »Das habe ich bereits versucht, bevor ich dich abgeholt habe. Sie sind sehr schnell geritten, unnatürlich schnell, und Rebaine hat ungewöhnlich viele Verteidigungszauber gewirkt.« Er runzelte gereizt die Stirn. »Der Mann ist kein besonders guter Magus, aber er hat die nötigen Zauber ausgesprochen gründlich studiert.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund.«
    »Es ist auch nicht gerade hilfreich«, fuhr Nenavar fort, »dass niemand ihn ohne seine illusionistische Tarnung gesehen hat. Wäre dies der Fall, oder wüsste ich selbst mehr von dieser Lady Irrial, die Lady Mavere offenbar ganz eindeutig gesehen hat, könnte ich diese Ähnlichkeit für einen mächtigeren
Weitsichtszauber nutzen. Aber so, wie es aussieht, müssen wir unsere Suche auf die mühsame Art und Weise fortsetzen.«
    »Womit du meinst, dass ich sie fortsetzen muss«, erklärte Kaleb. »In dem Fall darf ich vielleicht fragen«, fuhr er entschieden höflicher als zuvor fort, »was ich hier eigentlich tue. Jassion und Mellorin werden so bald nicht aufwachen, dafür habe ich gesorgt, aber trotzdem, je länger ich fort bin …«
    »Ihr seid hier«, erklärte Mavere ihm nüchtern, »weil unsere Zeugen auch etliche von Corvis’ Helfern unter den Adeligen erkannt haben, unter anderem einige, von denen ich gar nicht wusste, dass er sie unter seiner Fuchtel hatte. Wir werden also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem der Schrecken des Ostens ihnen etwas Grauenvolles antut.«
    »Oh, meine teure Mistress Mavere, unter den Umständen gehorche ich nur zu gerne.«
    Unwillkürlich zuckte sie vor seinem boshaften Grinsen zurück und verfluchte sich erneut, während sie sich fragte, ob sie unwiederbringlich verdammt war, weil sie sich mit diesen beiden Hexern eingelassen hatte.
     
    Nicht zum ersten Mal an diesem schrecklichen Tag wachte Mellorin schreiend mitten in der Nacht auf. Die Laken um sie herum waren zerknüllt und schweißdurchtränkt, ihr Kissen hatte sie durch das Fenster nach draußen geschleudert.
    Fast noch bevor das Echo verklang, stand eine Gestalt in der offenen Tür. Nach all den schrecklichen Bildern wirkte die Mutter des Mädchens, deren Haar und Nachtgewand von hinten erleuchtet waren, wie ein Engel der Götter. Hinter den Falten des dünnen Gewandes betrachtete Lilander sie mit furchtsamen Blicken.
    Tyannon eilte in den Raum, zog ihre weinende Tochter in die Arme und presste sie so fest an sich, als wäre sie wieder in ihrem
Leib. »Oh, meine Kleine«, summte sie tröstend und wiegte das Mädchen sanft, während sie ihm mit einer Hand übers Haar strich.
    »Mami.« Zwischen den vielen Schluchzern war das geflüsterte Wort kaum zu hören. Mellorin nannte Tyannon schon seit Jahren nur noch »Mutter«.
    Als würde er einen Gipfel erklimmen, zog Lilander sich an der Seite ihres Bettes hoch und legte den Kopf auf das Knie seiner Schwester. »Sei nicht traurig, Mel.« Damals hatte er nicht verstehen können, warum sie daraufhin erneut in Tränen ausbrach.
    Mellorin wusste, dass ihre Mutter sich Sorgen machte, dass sie unbedingt mit ihr über diesen Traum sprechen wollte. Aber wie hätte sie das anstellen können? Sie musste schon einen Schrei unterdrücken, wenn sie nur daran dachte!
    Erneut sah sie sich im Wald liegen, auf dem Rücken, während ihr der Kopf von dem schrecklichen Schlag schmerzte. Sie vernahm das Rascheln von Blättern und hörte das Brummen von Insekten im Schmutz, fühlte außerdem den klebrigen Fleck von trocknendem Blut auf ihrer Kopfhaut. Erneut hörte sie die widerlichen Männer mit ihren barschen Stimmen und ihrem grausamen Gelächter, die über ihr Schicksal verhandelten, als

Weitere Kostenlose Bücher