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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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zurückschleichen, bevor ich vermisst werde.«
    Irrial blinzelte zweimal, vielleicht um ihre Sehkraft zu überprüfen, weil ihr Gehör ganz offensichtlich versagte. »Was wollt Ihr? Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich brauche Eure Hilfe bei der Suche nach etwas ganz Bestimmtem, Irrial«, fuhr er fort, ohne zu bemerken, dass er die formelle Anrede weggelassen hatte. »Es handelt sich um etwas, das uns einen entscheidenden Vorteil gewährt. Ich kann nicht ohne es verschwinden.«

    »Was ist es?«
    »Eine Waffe. Eine ganz bestimmt Waffe, die sicherlich von einer sehr hochstehenden Persönlichkeit beschlagnahmt worden ist. Die cephiranischen Offiziere treffen sich doch regelmäßig mit den Adeligen und den Gildenmeistern, habe ich recht? Um sicherzugehen, dass die Stadt entsprechend ihren Bedingungen regiert wird?«
    Irrial nickte. »Bisher zweimal in der Woche.«
    »Demnach habt Ihr eine weitaus bessere Chance, die Waffe zu finden, als ich. Sie wurde bei dem Angriff aus meinem Heim geraubt, und ich will ihn zurückhaben.«
    »›Ihn‹? Ihr drückt Euch kryptisch aus. Um was für eine Art Waffe handelt es sich überhaupt?«
    Er seufzte. »Ich weiß es leider nicht.«
    »Cerris, was versucht Ihr mir gerade zu sagen?«
    »Habt Ihr jemals«, er sprach langsam, als überlegte er, wie weit er ihr trauen konnte, »von einem gewissen Kholben Shiar gehört?«
    »Wie bitte? Ihr macht wohl Witze? Das sind Mythen!«
    »Keineswegs. Ich habe einen. Das heißt, ich hatte mal einen.«
    Vielleicht lag es an seinen Augen oder an seiner Stimme, vielleicht aber auch daran, dass er verrückt sein musste, weil er erst eine Flucht riskierte, nur um sich anschließend ebenso heimlich wieder zurückzuschleichen. Was auch immer der Fall war, ganz offenkundig beschloss Irrial, ihm zu glauben.
    »Bei allen Göttern!« Sie ging aufgeregt in ihrem Schlafgemach auf und ab. »Den Gerüchten zufolge hatten Audriss, die Schlange, und Corvis Rebaine jeder einen Kholben Shiar, müsst Ihr wissen.«
    »Tatsächlich.« Cerris’ Stimme klang so tonlos wie ein Grab, und es war eindeutig keine Frage, sondern eine Aussage.

    »Ich habe eine Axt an Rebaines Hüfte gesehen, an dem Tag, als er Rahariem eingenommen hat.« Sie flüsterte und blickte in die Ferne. »Ich weiß nicht einmal, warum es mir aufgefallen ist, weil da so viel anderes an ihm war … Was, glaubt Ihr, war das? Der Kholben Shiar?«
    Cerris erwiderte nichts, aber Irrial schien sein Schweigen gar nicht zu bemerken. Sie schüttelte den Kopf, als müsste sie ihre Gedanken mehr als zwanzig Jahre weiterzerren, zurück zur heutigen Nacht.
    »Wenn Ihr nicht wisst, welche Form er angenommen hat, wie soll ich ihn dann erkennen?«
    »Die Waffe behält gewisse Eigenschaften«, erwiderte er und hoffte, dass ihre Erinnerung nicht allzu genau war. »Es sind ganz bestimmte Runen und Symbole auf der Klinge eingraviert, ganz gleich, um welche Form von Waffe es sich inzwischen handeln mag. Wenn man sie lange genug ansieht, scheinen sie sich sogar zu bewegen.«
    Die Baroness nickte, obwohl ihre Miene nach wie vor zweifelnd war. »Also gut. Und wenn ich herausgefunden habe, wer die Waffe besitzt, was mache ich dann?«
    Sie verbrachten mehr als eine Stunde damit zu diskutieren, Pläne zu schmieden, einander Veränderungen an den Vorschlägen des anderen zu unterbreiten und Vereinbarungen zu treffen. Der Morgen graute bereits, als sie fertig waren, und Corvis, der Irrial zögernd ein »Danke« ins Ohr flüsterte, hatte gerade noch genug Zeit, seine gestohlene Uniform anzuziehen und durch das Tor zu gehen. Leise schlich er sich im Lager zu seiner Pritsche, wo er erschöpft, aber von frischer Entschlossenheit erfüllt, darauf wartete, dass die Wachen ihn weckten.

3
    Zwei Kolonnen von Reitern, gewappnet mit blankem Stahl und in stahlgraue Gewänder gehüllt, schoben sich langsam über die Straße wie ein gepanzerter Tausendfüßler, der sich über die sanft geschwungenen Hügel der Küste schlängelte. Jeder Wappenrock, jeder Schild zeigte Hammer und Amboss, das Wappen der Schmiede-Gilde, als wäre die schiere Menge von erstklassigen Panzern und Kettenhemden nicht Beweis genug für diese besondere Zugehörigkeit.
    Obwohl die Pferde gemessen und gleichmäßig voranschritten, erschütterte das Hämmern der unzähligen Hufe den Boden und vermischte sich mit dem fernen Wogen des Ozeans zu einem einzigen Trommelwirbel. Der salzige Duft des Meerwassers drang unter jedes Visier, und die Soldaten beschlich das bedrückende

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