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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ziemlich fähig, jedenfalls für einen Menschen.« Er beugte sich vor, und seine Stimme klang leicht gehetzt von seinen aufgeregten Atemzügen. »Ich kann meine eigene Macht nicht gegen ihn einsetzen. Das erlauben die Zauber nicht, die mich beschworen haben und binden. Aber der Zauber eines Fremden und damit eine Beschwörung, die nicht auf meiner eigenen Magie beruht? Das ist etwas vollkommen anderes. Ich war bei dir als dein Schoßhexer, und zwar lange genug, um die menschlichen Methoden der Zauberei zu erlernen.
    Stell dir doch nur mal vor, Corvis! Mit diesem Zauber kann ich ›Meister‹ Nenavar zwingen, mich aus meinem Bann zu befreien und mir nicht nur meine Freiheit, sondern auch meine vollständige Macht zu gewähren! Sie genügt, um diesen verfluchten Mistball von Welt zu meinem Spielzeug zu machen. Gegen mich wird Selakrian wie ein Scharlatan wirken. Weißt du noch, wie Mecepheum vor sechs Jahren ausgesehen hat? Das war gar nichts!« Ein Speichelfaden hing aus dem Mundwinkel des Dämons. »Du hast diesen Zauberspruch behalten, während der Rest des Zauberbuchs zu
Asche verbrannt ist. Du hast dies alles erst möglich gemacht. «
    Hinter ihm klapperte es leise. Hölzerne Planken rutschten in einer kleinen Lawine unter Irrials aufgerissenen, blutenden Händen herunter. Khanda zuckte zusammen und wollte sich umdrehen.
    »Es ist alles weg, Khanda!«, schrie Corvis triumphierend. »Ich habe die Seiten schon vor Jahren verbrannt. Du hast bloß deine Zeit verschwendet!«
    »Ach, Corvis, Corvis, Corvis.« Eine Hand zuckte vor und packte sein Kinn mit ungeheurer Kraft. Khanda schnalzte leise mit der Zunge, während er das Kinn seines Gegenübers hin und her drehte, bis er ihm den Kiefer fast ausgerenkt hatte. »Nach all den vielen gemeinsamen Jahren verstehst du mich immer noch nicht. Ich brauche die Seite nicht. Die Worte sind auch so festgehalten, und zwar«, er ließ das Kinn los und tippte ihm so hart gegen die Stirn, dass er ihm mit dem Fingernagel die Haut aufriss, »hier. Zuerst habe ich versucht, das, was ich brauche, von Audriss zu extrahieren. Das hätte mir wirklich sehr viel Zeit erspart. Aber in seinem Schädel war nicht mehr genug Essenz übrig.« Er zuckte mit den Schultern. »Also, was jetzt?«
    Das war natürlich eine rhetorische Frage, aber Corvis beantwortete sie trotzdem.
    »Ich werde dich aufhalten«, erwiderte er schlicht. Sein zuversichtlicher Ton verbarg, jedenfalls hoffte er das, den klaffenden Schlund, der sich in seinem Bauch aufgetan hatte. »Wir haben das alles schon einmal durchgemacht, Khanda, vor langer Zeit. Du besitzt nicht genügend Willenskraft, um in meinen Verstand einzudringen.«
    Der Dämon beugte sich vor, bis sich ihre Nasen fast berührten. »Das war, wie du selbst gerade gesagt hast, vor langer Zeit. Ich bin jetzt stärker. Ich bin erheblich wütender als
du. Und solltest du«, sagte er und richtete sich wieder auf, »zu eigensinnig sein, zwinge ich dich zuzusehen, wie ich alle möglichen unerfreulichen Dinge mit Mellorin anstelle.«
    Corvis’ Atem schien gegen eine Ziegelwand in seinem Hals zu prallen. Sein Gesicht, das bereits leichenblass war, wurde noch weißer, fast wie der Helm, den er einst getragen hatte.
    »Oh, habe ich dir etwa nicht gesagt, dass sie hier ist? Das tut mir leid, wie unaufmerksam von mir. Vermutlich ist es nicht allzu unerfreulich für sie«, fuhr Khanda beiläufig fort. »Sie mag mich nämlich wirklich. Vielleicht genießt sie es sogar, solange ich ihr nicht sage, dass du dabei zusiehst.«
    Corvis war nicht klar, dass der Schrei, den er hörte, von ihm selbst kam, und er konnte sich auch nicht daran erinnern, diese Ausgeburt der Hölle angegriffen zu haben. Er wusste nur, dass er plötzlich in der Luft hing, mit den Füßen strampelte und Khandas Faust um seinen Hals spürte. Der Dämon stand jetzt ebenfalls, und eine fehlende Haarsträhne deutete darauf hin, dass Corvis ihn mit seiner Schnelligkeit überrascht hatte.
    Aber es war alles umsonst, alles nur ein weiterer Tanz als Marionette an Khandas Drähten. Denn in diesem Moment von gedankenloser, bestialischer Wut konnte Corvis an nichts anderes denken.
    Als alle Gedanken ausgelöscht, alle Mühe und Konzentration verschwunden waren, drang Khanda so leicht wie ein Wurm, der sich durch einen Apfel frisst, in seinen Verstand ein.
    Corvis spürte, als die obszöne Präsenz in ihn hineinglitt wie ein glatter, schleimiger Wurm, eine Zunge, die über seine Gedanken glitt, die seine Träume schmeckte.

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