Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Bilder flackerten auf, Reflexionen der jüngsten Vergangenheit, und alle sie waren befleckt und faulten an den Stellen, wo Khanda sie berührte.
*ALSO WIRKLICH, CORVIS.*
Die Stimme hallte laut durch seinen Verstand und klang unendlich viel schlimmer als die Phantomechos der letzten Jahre. Sie löschte seine Gedanken vollkommen aus. *SCHON WIEDER EINE ADELIGE? VERSUCHST DU, WEIL ES MIT DEM EROBERN NICHT KLAPPT, DICH JETZT AUF DEN THRON ZU FICKEN? ODER BIST DU ETWA DER MEINUNG, DASS DIE INZUCHT SIE FÜGSAMER MACHT?*
Corvis konnte nur gurgeln. Selbst wenn er die Worte über die Lippen bekommen hätte, schlug sein Verstand zu heftig um sich, um sie auszubilden.
Mehr Bewegungen, mehr Bilder. Ein widerlicher Gestank durchdrang seine Erinnerungen, verwandelte sogar die erfreulichen Bilder in etwas Ekelhaftes, etwas, das er besser vergessen sollte. *DER HUND? SEILLOAH IST DER HUND?* Corvis fühlte sich an, als würde er unter dem grausamen und hysterischen Gelächter platzten. * PAH, ICH HABE JA IMMER SCHON GESAGT, DASS SIE EINE HÜNDIN IST.*
So ging es unaufhörlich weiter, immer weiter zurück. Durch Corvis’ letzte Reisen: das Leben, das er als Mitglied von Rahariems Kaufmannsgilde geführt, die Pläne, die er geschmiedet hatte. Und noch weiter: durch seine albtraumhaften Erfahrungen in Tharsuul, dem Land der Drachenkönige, seine alles verzehrenden Studien der schauerlichen Wissenschaft. Letztere machte er nicht etwa, um seine neuen Pläne zu verbessern, wie er behauptete und sogar selbst glaubte, sondern um dem Schmerz zu entgehen, weil Tyannon ihn abgewiesen hatte.
Er hätte am liebsten gedroht, gefordert, verlangt, ja sogar – die Götter mochten ihm beistehen – gebettelt, dass es aufhörte. Aber er konnte es nicht. Nicht einmal diese Möglichkeit hatte Khanda ihm gelassen.
Bis… *AH! DA IST ES JA! GERADE NOCH RECHTZEITIG. WENN ICH NOCH MEHR VON DEINER ARMSELIGEN EXISTENZ HÄTTE DURCHLEBEN MÜSSEN, HÄTTE ICH MICH ÜBERGEBEN. UND DU NENNST MEIN HEIM DIE HÖLLE …*
Corvis sah, wie die Worte durch seinen Verstand zuckten, eins nach dem anderen, und wie Khanda sie Schuppen gleich abschälte. Allmählich und unausweichlich entrang der Dämon ihm so den gesamten Zauberspruch, bis ihm nur noch ein einziger Satz fehlte.
Der Schrei erklang sowohl in Corvis’ Verstand als auch in seinen Ohren und drohte, sein Gehör und seine geistige Gesundheit gleichzeitig zu vernichten. Ein Geysir aus Schmerz explodierte in seinem Bauch, noch während er auf die Straße stürzte, so schlaff wie eine Stoffpuppe.
Khanda stand da, steif und mit vor Qualen und Staunen aufgerissenem Maul. Eine verzerrte Maske aus Blut und zerfetzter, von Splittern übersäter Haut blickte über seine Schulter, und die gewellte Klinge eines von Dämonen geschmiedeten Flammenschwertes ragte aus seinem Brustkorb heraus.
»Ich weiß zwar nicht genau, was du bist!«, stieß Jassion rau hervor und drehte Kralle bösartig in der Wunde. »Aber ich habe genug gehört.«
Die Welt schien den Atem anzuhalten. Corvis starrte die beiden Männer an, die er am meisten von allen hasste, dann blickte er zu Irrial, die hinter ihnen stand. Ihre Hände waren aufgerissen und bluteten, nachdem sie Jassion ausgegraben hatte. Schließlich sah er zu Seilloah, die langsam heranhumpelte. Eine Pfote war seltsam abgewinkelt, und sie presste das Bein schmerzerfüllt an die Brust.
Langsam senkte Khanda den Blick und starrte auf das höllische Stück Stahl, das ihn wie ein Spanferkel aufgespießt hatte. Schließlich sagte er etwas: »Autsch.«
Obwohl es ihm eindeutig Schmerzen bereitete, drehte er den Oberkörper herum, wobei er die Wunde noch weiter aufriss, und rammte zwei Finger in das zerfetzten Fleisch, wo einst Jassions Nase gewesen war.
Der Baron kreischte und torkelte zurück, wobei er beide Hände vors Gesicht schlug und das Schwert in Khandas Oberkörper stecken ließ. Der Dämon lachte, als er die erstaunten Gesichter seiner Feinde bemerkte.
»Ich habe meinen Körper völlig unter Kontrolle, Corvis, bis auf ein paar Beschränkungen, die mir der Beschwörungszauber auferlegt. Warum sollte ich auf die Idee kommen, mich sterblich zu machen? Begreift ihr es denn nicht, ihr Schwachköpfe? Ihr könnt mich nicht töten!«
Er streckte die Hand aus, als wollte er einen Ball werfen, und Jassion stolperte weiter zurück, diesmal aber bloß ein paar Schritte. Er hob sich nur für einen Moment vom Boden und auch nur wenige Zentimeter, bevor er wieder zurückfiel. Zum
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