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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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unversehrt von den ganzen Trümmern, der Kholben Shiar hervor.
    Völlig zerfetzte Hände, die nicht vor Schmerz, sondern vor Wut zitterten, packten die Klinge. Der Dämon spürte die unersättliche Gier in dem Metall, eine Macht, die aus derselben infernalischen Quelle strömte wie seine eigene. Er unterdrückte ein angewidertes Zischen, als er die Waffe berührte, während er gleichzeitig Rebaine und Jassion tausend Tode versprach.
    Er hatte erwartet, dass der Kholben Shiar ihn verletzen könnte, auch wenn er wusste, dass er die Waffe nicht zu töten vermochte. Ihm war klar, dass die Magie anderer Dämonen, ganz gleich welche äußere Form sie annahm, ihm Schmerzen bereiten würde. Aber erst als er gespürt hatte, wie die Waffe ihn durchdrang, wie sie seinen Verstand und seinen Körper durchbohrte und ihn auf die Erde heftete, hatte er begriffen, was das wirklich bedeutete. Khanda hatte seine menschliche Gestalt noch nicht lange genug angenommen, um sterbliche Pein zu kennen, und nichts, weder seine kleineren Verletzungen noch die Folter von Nenavars Groll hatten ihn auf diese Qualen vorbereiten können, die jenen in der Hölle gleichkamen.
    Zentimeter um Zentimeter quetschte er die Klinge aus seinem Körper heraus, wobei er sich die Finger an der Schneide zerschnitt. Doch wie immer heilte es fast sofort. Schließlich spürte er, wie der Druck und der Schmerz nachließen, hörte, wie Kralle hinter ihm zu Boden fiel, und seufzte vor Erleichterung auf. Es klang sehr menschlich.

    Seine Beine bogen sich wie Setzlinge und hätten seinen Körper eigentlich nicht tragen dürfen, als die unmenschliche Kreatur von dem Trümmerhaufen wegstolperte. Bei jedem Schritt zuckte sein Körper zusammen, den der Dämon nach seinem Willen in Windeseile neu formte. Ein Schritt, und ein Bein hörte auf, sich durchzubiegen, die Knochen wurden zusammengefügt und die Kniescheibe zurück an ihren Platz geschoben. Der nächste Schritt, und ein Arm glitt mit einem Schnappen ins Gelenk zurück, während sich die Finger mit ploppenden Geräuschen gerade richteten. Der nächste Schritt, und das Blut fiel von seinem Gesicht ab. Allerdings enthüllte es nicht die dämonische Visage, die Corvis erkannt hatte, sondern die eher weltlichen Gesichtszüge, deren Träger den Namen Kaleb geführt hatte.
    Aber obwohl sich die größte Wunde, die von Kralle selbst stammte, geschlossen hatte, verblasste sie nicht ganz. Denn obwohl er die Kontrolle über seinen Körper hatte, fehlte ihm die innere Kraft, diese Aufgabe zu Ende zu bringen. Bald, wenn er die Gelegenheit hatte, würde er sich ausruhen und sich von dieser unerwarteten Qual erholen. Bald, ja. Aber nicht jetzt.
    Er ließ die Waffe liegen, wo sie war, und hoffte, dass irgendein Dorfbewohner dumm genug wäre, sich herauszuwagen und sie aufzuheben und ihm damit einen Vorwand zu geben, jemanden in Fetzen zu reißen. Es geschah nichts dergleichen. Khanda folgte der Straße, den Gerüchen von Furcht, Schmerz und ihm vertrautem Blut. Er ging an etlichen Häusern und einigen Geschäften vorbei, bis er schließlich einen großen Holzschuppen erreichte, in dessen Seite ein riesiges Loch klaffte.
    Wie subtil, Corvis. Weißt du nicht einmal, wofür eine Tür gut ist?
    Er brauchte gar nicht erst einzutreten. Der Geruch, der aus
dem Inneren drang, genügte vollkommen, dieses Gebäude als Stall zu identifizieren. Ebenso wenig brauchte er die Hufspuren zu untersuchen, die herausführten, denn er konnte die Magie förmlich sehen, die sich von ihnen wie Frühnebel erhob. Ganz offensichtlich wollte seine Beute so viel Abstand zwischen ihn und sich legen wie möglich. Das war sehr klug. Vergeblich, gewiss, aber klug.
    Zügig und ohne Hast kehrte er zu den Trümmern zurück und tippte sich dabei mit der Fingerspitze an die Lippen, als er nachdachte. Er hatte Jassion falsch eingeschätzt, war davon ausgegangen, dass der glühende Hass des Barons ihn blind für alles andere machte. Selbstverständlich hatte er nicht beabsichtigt, dass Jassion seine Unterhaltung mit Corvis hörte. Er hatte geglaubt, der Baron sei bewusstlos, wenn nicht sogar tot. Trotzdem war ihn dieser Fehler teuer zu stehen gekommen, und das beschämte ihn, obwohl er es niemals zugeben würde.
    Früher einmal hatte Khanda die Seelen der Sterblichen weit besser einschätzen können. Seine lange Verbindung mit dem Schrecken des Ostens und seine glühende Wut auf ihn hatten offenbar sein Urteilsvermögen getrübt. Nun denn, das würde nicht noch einmal

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