Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
zwischen den
beiden, obwohl Salia seine Hilfe nicht zu benötigen schien. Der Mann war ganz eindeutig weit mehr als nur ihr Kutscher. Noch bevor Jassion mit zitternden Knien wieder auf die Beine gekommen war, wobei seine Knie zu überlegen schienen, ob sie nachgeben sollten oder nicht, hob Salias Begleiter eine Hand und wedelte durch die Luft, als wollte er einen nicht besonders komischen Witz vertreiben.
Jassion wurde nach oben gerissen, seine Füße hoben sich vom Teppich, und er krachte mit voller Wucht gegen die Wand neben der Büste, direkt über dem Kamin. Dort blieb er hängen, gehalten von unsichtbarer Magie. Sein Kiefer, der bereits ungeheuer schmerzen musste, wurde schlaff. Er schüttelte den Kopf, als versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen. Doch er schüttelte lediglich Staub und Mörtel ab, die sein Haar wie Schuppen bedeckt hatten.
Der Kutscher hielt die Hand immer noch in die Höhe und warf seiner Begleiterin einen ungläubigen Blick zu. »Sind wir sicher, dass wir diesen Mann wollen? Ich kenne tollwütige Hunde, die mehr Verstand besitzen.«
»Salia!«, krächzte Jassion, während er mit Händen und Füßen um sich trat und schlug.
»Halb verhungerte tollwütige Hunde!«, präzisierte der Mann, der eindeutig ein Hexer war.
»Salia …«
»Halb verhungerte, läufige tollwütige Hunde …«
»Das reicht«, erklärte die Priesterin und lächelte den schwebenden Baron liebenswürdig an. »Ja, Mylord Jassion?«
Der Angesprochene holte tief Luft, um sich zu fangen. »Es geht mir gut. Ich bin ganz ruhig. Seid so nett und bittet Euren … Freund, mich jetzt herunterzulassen.«
»Ihr habt Mylord gehört«, sagte sie nur zuckersüß.
Der Hexer zuckte mit den Schultern und ließ den Arm sinken. Dann warf er einen Blick auf die Gestalt, die jetzt
stöhnend auf dem Teppich lag. »Oh. Ihr meintet sicher, ich sollte ihn langsam herunterlassen, stimmt’s?«
Salia Mavere zwang sich dazu, weiterhin amüsiert zu grinsen, obwohl sich ihr fast der Magen umdrehte. In gewisser Weise war sie für den Ausbruch des Barons fast dankbar, weil er sie von ihren eigenen verräterischen Emotionen ablenkte.
Es gab wahrlich nicht viel, was die Mistress der Schmiedegilde fürchtete. Aber jedes Mal, wenn sie an diesen schwarz gepanzerten Mistkerl dachte, durchströmte sie blankes Entsetzen. Allerdings nicht wegen dem, was er ihrem Wissensstand nach getan hatte, sondern wegen alldem, was er hätte tun können.
Außerdem fürchtete sie sich vor dem, was geschehen würde, sollten die anderen Gildenmeister jemals ihren Argwohn teilen. Sie könnten alles vernichten, wofür ich jemals gearbeitet habe …
Jassion rappelte sich mühsam auf, klopfte sich den Staub von der Brust und lenkte damit, wenn auch unabsichtlich, die Aufmerksamkeit seines Gastes wieder auf die Gegenwart statt auf irgendwelche Zukunftsszenarien.
»Ich bitte aufrichtig um Vergebung, Salia«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Mein Verhalten war unentschuldbar. Ich fürchte, dass Ihr da ein sehr empfindliches Thema berührt habt.«
Du hast ja keine Ahnung. Trotzdem konnte sie nur eine Braue heben, beeindruckt von Jassions Neigung zur Untertreibung. Sie wusste, wie jeder, der in Imphallion Macht besaß, dass der Baron als kleiner Junge bei dem Massaker von Denathere dabei gewesen war, als Corvis Rebaine, der den Beinamen »Schrecken des Ostens« trug, seinen Feldzug in einem Keller voller Leichen zu Ende gebracht hatte. Der junge Baron hatte mit ansehen müssen, wie der Kriegsfürst mit
Tyannon, der älteren Schwester Jassions, verschwunden war, und er hatte das Massaker nur deshalb überlebt, weil er zwischen unzähligen Leichen versteckt gelegen hatte.
Sie wusste auch, dass Jassion bei dem Verhör dabei gewesen war, als sie Rebaine gefangen gesetzt hatten, nachdem er im Schlangenkrieg wieder aufgetaucht war. Sie wusste ebenfalls, und das war nur wenigen anderen bekannt, dass Rebaine behauptet hatte, er habe seine Geisel nicht nur nicht getötet, sondern sie am Ende sogar geheiratet. Und zwar auf ihr Drängen hin. Laut den Wachen, die bei diesem Geständnis anwesend waren, hatte Jassion diese Enthüllung alles andere als gelassen aufgenommen.
Als die Baroness nun also sagte: »Ich verstehe«, meinte sie es durchaus ernst. »Ich vergebe Euch diesen Ausbruch, Baron Jassion. Dieses Mal.«
Er nickte kurz. »Aber ich habe es Euch gesagt!«, stieß er im nächsten Moment hervor, wobei es ihn sichtlich Mühe kostete, sich
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