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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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geklungen wie ein betrunkener Gaukler. Ich könnte gewiss eine mitreißendere Rede halten, wenn ich eine Ziege kneifen würde.«
    »Kaleb …«
    »Eine inkontinente Ziege, wohlgemerkt.«
    »Glaubt Ihr wirklich, dass es mich auch nur im Geringsten interessiert, was die Sidhe von meiner ›Rede‹ halten?«
    »Wer zum Teufel redet denn hier von den Sidhe, alter Junge? Ich muss mich schließlich mit dir zeigen, das weißt du.«
    Jassion drehte sich um und streckte die Hand aus. Er war zwar immer noch ein wenig zittrig, aber es genügte, um Kaleb aufzuhalten. »Mylord!«, schnarrte er.
    »Ja bitte?«
    »Das ist jetzt das zweite Mal, dass Ihr mich ›alter Junge‹ genannt habt, und ich verbitte mir das. Die angemessene Anrede lautet immer noch ›Mylord‹.«
    »Oh, das tut mir schrecklich leid. Ich bitte um Verzeihung, Mylord, alter Junge.«
    Jassions Augen blitzten, und seine Hand zuckte wie eine angreifende Schlange zum Griff von Kralle. Er packte ihn, zückte den höllischen Stahl jedoch nicht, sondern erstarrte unter Kalebs bösartigem Blick.
    »Du solltest dir deiner wirklich sehr sicher sein, bevor du
das tust«, sagte der Hexer leise. »Du hast gesehen, wozu ich in der Lage bin, alter Junge, und auf Burg Braetlyn hast du nur ein Häppchen davon gekostet. Selbst wenn du es mit mir aufnehmen könntest, was du, nur um die Sache klarzustellen, nicht kannst, würdest du damit deine Jagd zum Scheitern verurteilen.«
    Der Baron keuchte vor Wut, und die Sehnen in seinen Händen waren zum Zerreißen gespannt, während er den Griff des Kholben Shiar umklammerte. »Ihr werdet mir ab sofort mehr Respekt entgegenbringen!«, verlangte er.
    »Nein, das werde ich nicht«, antwortete Kaleb. »Du bekommst meine Hilfe, das muss genügen. Und wenn es dich tröstet: Es liegt nicht an dir. Ich habe wirklich kaum Verwendung für irgendeinen von … Na ja, eigentlich für niemanden. «
    »Das tröstet mich nicht.«
    »Aha. Ich kann dir gar nicht sagen, wie betroffen mich das macht. Wirklich nicht.«
    Jassion holte mehrmals tief Luft, kämpfte sichtbar mit seiner Selbstbeherrschung und nahm schließlich die Hand von Kralles Griff. Er hätte schwören können, dass er ein enttäuschtes Jammern aus dem tiefsten Innern der Klinge vernahm.
    Die beiden Männer setzten ihren Weg wortlos fort. Die Welt um sie herum war stumm; die einzigen Geräusche machten gelegentlich ein paar Zweige, die unter ihren Stiefeln zerbrachen, oder ein raschelndes Blatt, das andeutete, dass jemand beobachtete, wie sie durch den Theaghl-Gohlatch gingen, auch wenn die Sidhe sie nicht mehr belästigten.
    Kalebs mystisches Licht erlaubte es ihnen nicht, die Tageszeit auch nur annähernd zu bestimmen. Jassion vermutete, dass seit seinem rüden Erwachen etwa zwei Stunden vergangen
waren bis zu dem Moment, an dem sein Gefährte sie zu ihrem Ziel brachte, wobei er Gott weiß welchem Weg gefolgt war.
    Diese einfache Hütte hätte in den meisten Wäldern keineswegs fehl am Platze gewirkt, aber hier, in dem boshaften Reich des Theaghl-Gohlatch, kam ihre Existenz mehr oder weniger einem Wunder gleich. In einem Abstand von drei bis vier Metern um die Hütte herum wuchs kein einziger Baum, obwohl sich dichte Zweige über der Hütte verschränkten, wie die sinnlichen Finger von hölzernen Liebenden. Auf drei Seiten war die freie Fläche vor dem Haus von einem chaotischen Durcheinander aus Kräutern und Gemüse erfüllt, die, scheinbar völlig ohne System oder Ordnung, kreuz und quer wuchsen. Jedenfalls kam es Jassion so vor.
    Die Hütte selbst war aus Feldsteinen gebaut, wobei nicht klar war, woher diese stammten. Efeu kroch die Wände empor und sah aus wie Adern einer versteinerten Haut. Die Schindeln auf dem Dach waren ebenso von Baumrinde überzogen wie die Tür. Irgendwo im Haus musste ein Feuer brennen, denn aus dem Schornstein quoll eine schmale Rauchsäule, die sich fast schüchtern auf den Weg gen Himmel machte.
    Kaleb deutete auf den Rauch und wartete, bis Jassion nickte und ihm damit sagte, dass er ihn gesehen hatte. »Bist du wieder so weit bei Kräften, um dich da drinnen in irgendeiner Weise nützlich zu machen?« Offenbar fasste er Jassions mörderischen Blick als ein Ja auf, denn er ging zur Tür, trat sie brutal ein und machte dann Platz, damit der Baron an ihm vorbei ins Innere des Hauses stürmen konnte, Kralle fest in der Hand.
    Ein orangefarbenes Licht, das von glühender Holzkohle und Asche herrührte, ging von dem Kamin aus, doch eine Flamme war nicht zu

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