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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Leinenstreifen, mit denen sie an ihr Bett gebunden war. »Sind diese Fesseln wirklich nötig, Gentlemen? Wir können Ihr Anliegen doch gewiss wie zivilisierte Leute diskutieren. Vielleicht bei einer gemeinsamen Mahlzeit?«
    »Ich würde dich schwerlich zivilisiert nennen«, fauchte Jassion. »Und ich kenne deine Essgewohnheiten, Hexe. Ich ziehe es vor, beim Abendessen am Tisch zu sitzen und nicht als selbiges darauf zu stehen.«
    »Verstehe.« Seilloah verzog unmerklich die Mundwinkel vor Enttäuschung. »Bist du etwa gekommen, um Rache zu nehmen, Mylord Jassion? Willst du dich zu meinem Richter und Henker aufschwingen?«

    »Das sollte ich wohl tun«, erwiderte er. Er klang nachdenklich, trotz der Wut, die seine Lippen zittern ließ. »Deine Verbrechen sind nahezu so monströs wie die deines Meisters. Aber nein.« Er seufzte. »Wir wollen mit dir reden. Kooperiere mit uns und du entgehst vielleicht deiner gerechten Strafe noch für eine Weile.«
    »Verstehe. Was genau soll ich euch verraten?«
    Kaleb und Jassion warfen sich einen kurzen Blick zu. »Wo können wir«, fragte der Hexer, »Corvis Rebaine finden?«
    Seilloah musterte den Mann neben sich mit einem Seitenblick. »Du solltest wissen … Verzeihung, ich glaube, ich habe deinen Namen nicht verstanden.«
    »Kaleb.«
    »Also gut. Du solltest wissen, Kaleb, dass ich Corvis seit drei Jahren nicht mehr gesehen habe. Genauer gesagt, sogar schon ein bisschen länger. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo er im Moment steckt.«
    »Ich glaube dir nicht!« Jassion trat vor und ballte die Fäuste.
    »Das überrascht mich nicht im mindesten«, erwiderte sie. »Trotzdem ist es wahr. Aber selbst wenn ich es wüsste, würde es weit mehr brauchen als das, wozu du fähig bist, um mich zu zwingen, es dir zu sagen.«
    »Das werden wir ja sehen …«
    »Ich werde euch jedoch«, unterbrach sie ihn, »einen Rat im Hinblick auf die Information geben, die ihr haben wollt.«
    »Und was wäre das für ein Rat?« Jassions Tonfall troff förmlich vor Hohn.
    Seilloah lächelte ihn friedlich an. »Greif eine Hexe niemals in ihrem eigenen Haus an, du Dummerchen.«
    Die Worte schienen einen Moment in der Luft zu hängen und die beiden Männer zu verhöhnen. Dann riss Jassion die Augen auf, und Kaleb holte tief Luft, um einen Warnruf auszustoßen, während er die Hände hob.

    Die zerfetzten Leinentücher lösten sich von Seilloahs Handgelenken, zuckten wie Peitschen durch die Luft und hinterließen dunkle Striemen auf Kalebs Gesicht. Selbst der stolze Hexer zuckte vor Schmerz zurück. Das Efeu löste sich von den Wänden, die Wurzeln bohrten sich durch die Spalten und Bodendielen. Pfeilschnell schossen sie durch den Raum und schlangen sich erst um Jassions Knöchel, dann um seine Knie, die Ellbogen, die Handgelenke … und um seinen Hals. Er rang keuchend nach Luft und wand sich, um sich zu befreien, während die Pflanzen ihn mit Gewalt nach oben rissen. Irgendwie schoss Jassion der Gedanke durch den Kopf, dass die Hexer und Hexen der Welt eigentlich etwas Besseres zu tun haben sollten, als ihn ständig durch die Luft zu wirbeln.
    Seilloah stand auf, ohne auch nur einen Muskel zu regen, bewegt von einer unsichtbaren Kraft. Sie bewegte den rechten Arm und die Finger, als würden sie die um sich schlagenden Schlingpflanzen dirigieren und lenken, während ihre braunen Augen die Farbe der Blätter vom Theaghl-Gohlatch angenommen hatten und von Adern aus hellem Grün durchzogen waren.
    Kaleb schleuderte ihr einen Feuerball entgegen, aber die Flammen wurden abgelenkt, bevor sie mit der Haut der Hexe in Berührung kamen. Dann fuhr der Feuerball in den Kamin und mit einer dicken Rauchwolke nach draußen. Die Bodenbretter zerbarsten, Splitter flogen durch den Raum und bohrten sich in die Haut der drei, als mehrere Baumwurzeln gleichzeitig emporzuckten und in der Luft schwankten wie gereizte Schlangen aus Borke und Holz. Sie bohrten sich Kaleb in die Waden und zogen ihm die Beine unter dem Körper weg, so dass er unsanft auf dem zertrümmerten Boden landete.
    Jassion konnte sein Schwert auch diesmal nicht schwingen,
drehte jedoch das Handgelenk und sägte mit Kralle an den Efeuranken. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Seine Brust brannte, die Lungen gierten nach Luft, und aus der Wunde an seiner Seite tropfte Blut. Sie drohte wieder aufzureißen, als die Pflanzen ihn mit Gewalt hin und her zerrten.
    Noch während Seilloah vom Bett auf den Boden trat, erlosch das Lächeln auf ihrem Gesicht.

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