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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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marschierten Krieger, die weit furchteinflößender waren: Gehörnte, zyklopengleiche Oger zerfetzten Soldaten, Schlachtrösser und Kriegsmaschinen gleichermaßen mit ihren gewaltigen, gezackten Klingen oder mit bloßen Händen. Missgestaltete, geduckte Kobolde krochen allerorten aus der Erde, gehüllt in Düsternis, und ermordeten unterschiedslos Soldaten und Bürger. Die Erde um Rahariem war zu einem Sumpf geworden, zu einem klebrigen Morast von all dem Blut, das darauf vergossen wurde. Die Schatten schlagender Flügel und das laute Kreischen unzähliger Aaskrähen waren wie ein endloser Sturm am Himmel.
    Trotzdem verblassten die Schrecken dieser Schlacht vor dem Entsetzen, das noch kommen sollte.
    Der Hof des herzoglichen Besitzes quoll förmlich über von Menschen, die mit ihren Füßen Gräser, Blumen und Sträucher achtlos zertrampelten. Rahariems Bürger, durchmischt mit Aristokraten und Bettlern, drängten sich ziellos in dem Geviert. Entsetztes Wimmern stieg wie aus einer Kehle von der Masse empor, und es gab kein Entrinnen, keine sichere Stelle, an welche die Menschen ihre furchtsamen Blicke hätte lenken können.
    Von den Zäunen, die das Anwesen umgaben, von den Laternenpfosten
in den Straßen dahinter, selbst von den Fahnenmasten des großen Burgfrieds baumelten verwesende Leichen, von denen nicht näher definierbare Flüssigkeiten auf den Boden troffen. Dank der Krähen und des Ungeziefers waren die meisten bereits nicht mehr zu identifizieren, was, trotz des Grauens, auch ein Segen war. Denn jedes der noch erkennbaren Gesichter wurde von jemandem in der Menge geliebt oder erkannt.
    Die Eindringlinge, die menschlichen ebenso wie die anderen, umringten die Anwesenden, stießen sie mit ihren Schwertern und Speeren und hinderten sie wie Schafe daran, vor Angst Amok zu laufen. Solange die Bürger sich beherrschten und weder versuchten, Ärger zu machen, noch zu fliehen, taten die Soldaten ihnen nichts. Doch auf jede Störung folgte eine unmittelbare und brutale Reaktion.
    Niemand machte ein zweites Mal Ärger, allein deshalb nicht, weil keiner den ersten Versuch überlebte.
    Die gewaltigen Tore schwangen auf, und da stand er, umgeben von dem hölzernen Rahmen. Der schwarze Stahl seiner Rüstung schien sich mit der Dunkelheit der Halle hinter ihm zu vereinen, so dass die Knochenplatten und der furchterregende Schädel in der Luft zu schweben schienen, körperlos wie ein Phantasma. Einen endlos scheinenden Moment lang, der genau kalkuliert war, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, wartete er regungslos und ließ nur seinen leeren Blick über die Versammelten gleiten. Er betrachtete jedes einzelne Gesicht und jede Seele und missbilligte ganz offensichtlich, was er da vor sich hatte. Dann, und erst dann, trat das Monster, das sich Corvis Rebaine nannte, vor, so dass ihn alle sehen konnten. Unwillkürlich wich die Menge vor ihm zurück, und etliche begannen zu schluchzen.
    »Ich habe euch Zeit gewährt, wie ich es versprochen habe«, sagte er zu ihnen. Seine Stimme klang genauso hohl, wie die leeren Augenhöhlen des Helmes aussahen. »Doch jetzt ist der Moment der Entscheidung gekommen.«

    Die Menschen von Rahariem wandten sich einander zu, flehten sich voller Tränen um Verständnis an, um Vergebung. Und wählten.
    Viele Adelige und Gildenmeister waren dem Sturz der Stadt entkommen, hatten ihre Kanzleien, Kontore und Anwesen verlassen, um sich unter die Bevölkerung zu mischen und so zu verstecken. Jetzt packten die einfachen Leute sie, stellten sie bloß und zerrten sie nach vorn, auf dass sie Rebaines Urteil vernahmen, denn sie wussten, was er ihnen sonst antun würde.
    Er hatte es ihnen schließlich selbst gesagt, und sie brauchten nur auf die baumelnden Leichen zu blicken, um zu wissen, dass er es ernst meinte.
    Die meisten Aristokraten und Gildenmeister kreischten, als sie aus der Menge davongeschleppt wurden, und flehten die Menschen um Geheimhaltung an, um Sicherheit. Etliche jedoch traten freiwillig vor, mit hoch erhobenem Haupt und nicht gewillt, ihre Brüder dazu zu zwingen, eine solch schreckliche Entscheidung zu treffen.
    Sir Wyrrim war ein hochgeachteter Baron und adeliger Großgrundbesitzer, der in Rahariem fast ebenso verehrt wurde wie der Herzog selbst. Er trat als Erster vor, drehte sich zu der Menge herum und lächelte die Umstehenden freundlich an.
    Plötzlich spürte er, wie sich eine kleine Hand in die seine schob, und als er hinabsah, bemerkte er eine seiner entfernten Nichten,

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