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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Flüchtlingen bevölkert, die langsam und traurig nach Westen zogen. Manche saßen auf Pferden, deren Satteltaschen bis zum Platzen vollgestopft waren, andere reisten auf Pferdefuhrwerken, die mit den armseligen Resten ihres Zuhauses und ihres Lebens beladen waren, und viele hatten nur das retten können, was sie auf ihrem Rücken zu tragen vermochten. Unzählige schlurfende Füße wirbelten den Staub auf den Straßen auf, trampelten das Gras an der Seite flach, und das alles begleitet von ersticktem Schluchzen, geflüsterten Beteuerungen und tränenreichen Gebeten. Der süßliche Geruch von Schweiß lag in der Luft, und irgendwie roch es auch nach Verzweiflung. Beim Gestank der langsam verfaulenden Hoffnungen konnte sich einem glatt der Magen umdrehen.
    Aber Corvis war dankbar über die Anwesenheit dieser Menschen, obwohl er sich gleichzeitig dafür schämte. Denn Irrial und er konnten sich ausgezeichnet zwischen ihnen verstecken, falls irgendwelche cephiranischen Späher sich so weit ins Landesinnere vorwagen sollten, außerdem beschäftigten die Leute die Baroness. Was bedeutete, dass nur selten eine Unterhaltung zwischen ihnen stattfand, und dementsprechend gab es nur wenig Gelegenheit für Bitterkeit und Vorwürfe.

    Na, wir haben doch immer schon gewusst, dass der Pöbel für irgendetwas gut ist, stimmt’s?
    Nach einigen Tagen bog die Masse der Flüchtlinge jedoch ab. Die Straße führte durch Emdimir, die informelle Demarkationslinie zwischen Zentral- und Ostimphallion. Die Stadt war bereits so überfüllt, dass die steinernen Mauern sich nach außen zu biegen drohten wie der Bauch eines Hungernden, und unaufhörlich trafen weitere Menschen ein. Die Luft über Emdimir flimmerte vor Hitze, und Corvis war davon überzeugt, dass er die Pestilenz beinahe sehen konnte, die in den Wolken über den Mauern waberte. Aber die meisten Flüchtlinge hatten keine Kraft zum Weiterziehen, und die Stadtregierung war noch nicht hartherzig genug, um sie einfach abzuweisen.
    Nachdem Corvis und Irrial die Stadt passiert hatten, kamen sie deutlich schneller vorwärts, vor allem dank der Pferde und der Überlandstraßen. Das war auch gut so, denn die Reise verlief bemerkenswert unerfreulich, selbst ohne die beklagenswerten Flüchtlinge. Die Sonne schien fest entschlossen zu sein, sie zu einem Eintopf zu kochen, und die Hitze wurde nur durch ein gelegentliches Sommergewitter etwas gelindert, was aber Unmengen von Moskitos aufscheuchte. Nach dem zweiten Regenguss hatte Corvis sich blutig gekratzt und war davon überzeugt, dass er es vorziehen würde, einen Dolchstoß in ein lebenswichtiges Organ abzubekommen, als noch einen einzigen Moskitobiss zu ertragen.
    Da er den Gedanken laut aussprach, bot ihm Irrial sofort ihren Dolch an, woraufhin Corvis beschloss, seine Beschwerden in Zukunft für sich zu behalten.
    Das waren jedoch nicht die einzigen Bisse, die er zu ertragen hatte. Das cephiranische Schlachtross, das er erbeutet hatte, war ein widerwärtiges, unwilliges Biest, das sich seinem
neuen Herrn noch nicht untergeordnet hatte. Das Tier war mehr als kooperativ, solange Corvis auf seinem Rücken saß, dafür sorgte seine offenbar gute Ausbildung. Doch wenn sie zu Fuß gingen, zerrte es ständig an den Zügeln oder blieb einfach stehen, sobald er versuchte, es zu führen. Das Pferd hatte ihn bereits dreimal gebissen, einmal, und zwar als er ihm für die Nacht Fußfesseln anlegte, sogar so stark, dass er blutete. Ein anderes Mal hatte es nach ihm ausgeschlagen. Der Tritt hätte ihm zweifellos etliche Knochen gebrochen, wenn der Huf ihn nicht verfehlt hätte.
    Corvis, der dieses Theater allmählich satthatte, hatte dem Pferd einen harten Schlag auf die Nase versetzt. Offenbar hatte das Tier einen Teil der Nachricht verstanden, denn es hatte nicht mehr nach ihm getreten, obwohl es nach wie vor versuchte ihn zu beißen. Abgesehen davon hatte er anderthalb Tage lang einen besonders finsteren Blick von Irrial ertragen müssen, nachdem er »diese hilflose Kreatur« geschlagen hatte.
    Zum ersten Mal seit Jahren vermisste Corvis Rascal. Es war ein gutes Pferd gewesen, aber das arme Tier war, obwohl es es sehr lange verzweifelt versucht hatte, eben nicht Corvis Rebaines Pferd gewesen.
    Und dann war da noch Irrial selbst, die so wenig wie möglich mit ihm redete. Ihre Diskussion darüber, ob sie Corvis nun im Schlaf ermorden sollte oder nicht, war wahrscheinlich die längste Unterhaltung gewesen, die sie seit Rahariem geführt hatten.
    Hast du

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