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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auszöge.
    »Hier ist alles gut«, sagte Axel und beugte sich in den Schein der Kerze vor. Die Speisekarte hatte er sich gar nicht erst angesehen. »Gebackene Teigtasche n mit Muscheln, Krebsfrikadellen, Po-Boy Sandwiches. Ich mag besonders gern diese fritierten Teignester, und normalerweise nehme ich gebratene Jakobsmuscheln.«
    »Okay«, sagte Brazil zu Axel, der ihm inzwischen in doppelter Gestalt gegenübersaß. »Ich glaube, du willst mich betrunken machen.«
    »Aber nicht doch«, antwortete Axel und winkte der Kellnerin. »Du hast doch kaum etwas intus.«
    »Ich trinke normalerweise überhaupt nicht. Und ich laufe jeden Morgen zwölf Kilometer«, betonte Brazil.
    »Oh, Mann«, sagte Axel. »Du bist wohl sehr behütet aufgewachsen. Sieht aus, als müßte ich dich ein bißchen erziehen und dir zeigen, wo's lang geht.«
    »Das glaube ich nicht.« Brazil wollte nach Hause, sich in seinem Bett verkriechen. Allein. »Mir geht es nicht besonders, Tommy.« Axel überzeugte Brazil, daß Essen die beste Medizin sei, und in gewisser Weise hatte er da auch recht. Nachdem Brazil sich auf der Herrentoilette übergeben hatte, fühlte er sich besser. Er ging zu Eistee über und wartete darauf, daß sein inneres Wetter aufklarte.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte er dem immer verdrießlicher werdenden Axel.
    »Noch nicht«, sagte Axel, als ob die Entscheidung bei ihm läge.
    »Ganz bestimmt. Ich gehe«, sagte Brazil mit höflicher Bestimmtheit.
    »Wir konnten noch nicht einmal richtig miteinander reden«, sagte Axel. »Worüber?« »Das weißt du doch.«
    »Muß ich raten?« Die Situation wurde Brazil langsam unangenehm, zudem war er mit seinen Gedanken ohnehin in Dilworth.
    »Du weißt es«, wiederholte Axel und sah ihn bohrend an. »Ich möchte nur, daß wir Freunde sind«, ließ Brazil ihn wissen.
    »Genau das möchte ich auch«, stimmte ihm Axel mit Nachdruck zu. »Ich möchte, daß wir uns wirklich gut kennenlernen, damit wir die besten Freunde werden können.«
    Brazil war durchaus in der Lage, Untertöne zu hören, wenn es welche gab. »Du möchtest eine größere Freundschaft als ich. Und du willst sie in diesem Moment beginnen. Ganz gleich, was du behauptest, ich weiß, wie das läuft, Tommy. Was du sagst, ist nicht aufrichtig. Wenn ich in diesem Moment sagte, ich ginge mit dir nach Hause, würdest du sofort darauf eingehen, einfach so. « Er schnippte mit den Fingern.
    »Was ist daran verkehrt?« Axel gefiel die Vorstellung nicht übel, und er fragte sich, ob sie sich vielleicht nicht doch irgendwie realisieren ließe.
    »Hör zu. Da ist ein Widerspruch. So etwas nennt man nicht Freundschaft. So etwas nennt man jemanden reinlegen«, klärte Brazil ihn auf. »Ich bin kein Stück Fleisch, und ich lege auch keinen Wert darauf, ein One-Night-Stand zu sein.«
    »Wer hat denn etwas von einer Nacht gesagt? Ich bin ein Mensch für Langzeitbeziehungen«, versicherte ihm Axel. Brazil konnte nicht umhin, zwei tätowierte Typen mit dicken Muskelpaketen zur Kenntnis zu nehmen. Sie steckten in ölverschmierten Overalls, tranken Budweiser aus Langhalsflaschen und sahen mit großen Ohren zu ihnen herüber. Das verhieß nichts Gutes, aber Axel war zu besessen, um etwas zu bemerken. Er sah nicht, wie die beiden, Zahnstocher zwischen den gemein grinsenden Lippen, mit ihren Wurstfingern auf die Tischplatte trommelten und mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen Pläne für den Augenblick schmiedeten, wenn die beiden Tunten über den finsteren Parkplatz zu ihrem Wagen gehen würden.
    »Ich empfinde sehr viel für dich, Andy«, fuhr Axel fort. »Ehrlich, ich bin in dich verliebt.« Er ließ sich zurücksinken und warf in dramatischer Verzweiflung die Arme in die Luft. »So, jetzt ist es heraus. Du kannst mich hassen, wenn du willst. Mir aus dem Weg gehen.«
    »Ist ja zum Kotzen«, sagte Rizzo, dessen gut sichtbares Tatoo eine vollbusige nackte Frau namens Tilly zeigte. »Ich brauche frische Luft«, stimmte sein Kumpel, Buzz Shifflet, zu.
    »Tommy, es wäre klug, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden«, schlug Brazil leise, aber bestimmt, vor. »Ich habe einen Fehler gemacht, und dafür entschuldige ich mich. Ich hätte nicht bei dir vorbeikommen sollen, und wir sollten nicht hier sein. Ich war schlechter Laune und habe es an dir ausgelassen. Aber jetzt machen wir uns aus dem Staub, oder es kostet uns das Leben.«
    »Du haßt mich also.« Am Boden zerstört versank Axel in sein gewohntes Du-hast- mich-tief-verletzt.
    »Du

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