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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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machen.«
    »Genau, Ma'am«, nickte er. »Möchten Sie ein Perrier oder etwas anderes?«
    Sie schüttelte den Kopf und wog ihre Worte sorgfältig ab. »Homoschützenfeste. Schwulen-Morde. Woher haben Sie das?« Das war nicht ihre Denkweise. Ganz entschieden nicht.
    »Ach, kommen Sie schon.« Er stützte die Ellbogen auf die wertvolle Tischplatte und beugte sich vor. »Wir wissen doch alle, worum es hier geht. Diese Männer kommen in unsere Stadt. Sie liegen nic ht mehr an der häuslichen Leine, können sich ihren perversen Neigungen hingeben und halten das obendrein noch für besonders clever. Bis der Todesengel auf diese kranken Typen herabstößt.« Er nickte völlig überzeugt von sich. »Wahrheit, Gerechtigkeit und der american way of life. Gott läßt sich das nicht gefallen. Er spricht ein Machtwort.«
    »Lauter Synonyme«, sagte sie. »Bitte?« Er runzelte die Stirn.
    »Sind das nicht alles Synonyme?« fragte sie. »Wahrheit. Gerechtigkeit. Amerikanische Lebensart. Gott spricht ein Machtwort.«
    »Darauf können Sie wetten, Honey«, lächelte er.
    »Sol, nennen Sie mich bitte nicht so.« Sie richtete den Finger auf ihn. Das tat sie auch immer, wenn sie mit West in der Stadt unterwegs war und besonders nachdrücklich werden wollte. »Tun Sie das nie wieder!«
    Lachend lehnte er sich in seinem Ledersessel zurück. Diese Lady war wirklich amüsant. Was die sich traute. Zum Glück hatte sie einen Ehemann, der ihr den Kopf zurechtsetzen und sie in ihre Schranken weisen konnte. Cahoon war überzeugt, daß ihr Mann sie Honey nannte und daß sie selbst das sogar - wie Heidi, seine erste und einzige Frau - von ihm erwartete, wenn sie mit vorgebundener Schürze vor ihm stand. Jeden Samstagmorgen brachte Heidi ihm das Frühstück ans Bett, vorausgesetzt, er war in der Stadt. Auch nach so vielen Jahren treuer Ergebenheit hatte sie diese Gewohnheit beibehalten. Allerdings hatte sie einiges von ihrer Wirkung auf ihn verloren. Was passierte nur mit dem weiblichen Körper, wenn er erst die Dreißig überschritten hatte? Der Mann war immer bereit und willig, bis zum Tod. Er saß aufrecht im Sattel, unbeeinflußt von der Schwerkraft, und daher lag es für einen Mann wohl auch nicht so fern, sich gelegentlich nach einer jüngeren Frau umzusehen. »Kennen Sie die Bedeutungen von Honey?« insistierte Hammer. »Larvenfutter. Schmeichelei, Unterwürfigkeit. Reines Schöntun. Das, was man sagt, wenn man seine Socken gestopft oder einen Knopf angenäht bekommen möchte? Großer Gott, wäre ich doch nie in diese Stadt und an diesen Job gekommen!« Sie schüttelte ihren Kopf und meinte das gar nicht komisch. »Atlanta war auch nicht viel besser«, erinnerte er sie. »Und schon gar nicht Chicago, jedenfalls nicht für längere Zeit.«
    »Wie wahr, wie wahr.«
    »Was ist jetzt mit Ihrer Pressekonferenz?« fragte er, um zu den wichtigen Themen überzugehen. »Ich habe Ihnen doch einen durchaus geeigneten Vorschlag gemacht. Was ist nun damit?« Seine mageren Schultern zuckten. »Was ist mit meiner Pressekonferenz? Ist das denn zuviel verlangt? Dieses Haus hier ist so was wie ein Leuchtturm. Es weist der Geschäftswelt den Weg nach Charlotte-Mecklenburg. Wir müssen positive Nachrichten verbreiten, so wie im letzten Jahr die Aufklärungsrate von einhundertfünf Prozent bei Gewaltverbrechen...«
    Sie fiel ihm ins Wort. Das konnte sie ihm nicht durchgehen lassen. »Sol, hier geht es nicht um Rauchsignale an die Finanzwelt. Sie können die Ergebnisse unserer Arbeit nicht auf dem Papier oder im Computer manipulieren und annehmen, daß jeder das akzeptiert. Wir reden hier von sehr konkreten Dingen. Von Vergewaltigungen, Raubüberfällen, Einbrüchen und Morden mit realen Opfern aus Fleisch und Blut. Sie erwarten von mir, daß ich den Bürgern weismache, wir hätten mehr Fälle im letzten Jahr aufgeklärt, als wir überhaupt hatten?«
    »Es wurden auch alte Fälle gelöst, deshalb sind die Zahlen.« fing er an. Das war das, was man ihm gesagt hatte.
    Hammer schüttelte den Kopf, und Cahoons notorische Ungeduld stand jetzt kurz vor dem Siedepunkt. Außer seiner Frau und seinen Kindern wagte es niemand, so mit ihm zu reden. Schon gar nicht eine Frau.
    »Welche alten Fälle?« fragte Hammer. »Und wie lange liegen die zurück? Da könnte man mich auch fragen, wieviel ich als Polizeichef verdiene, und ich würde antworten eine Million Dollar, weil ich die Gehälter der letzten zehn Jahre addiert habe.«
    »Das sind doch Haarspaltereien.«
    »Nein,

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