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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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spürte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis er sich jemanden vorknöpfte.
    Es gab Zeiten, in denen Hammer ihre Diät entsetzlich leid war. Dann allerdings erinnerte sie sich an die Tatsache, daß sie sich mit neununddreißig einer partiellen Hysterektomie unterziehen mußte, da ihr Uterus seine nützlichen Funktionen weitgehend eingestellt hatte. In drei Monaten hatte sie fünfzehn Pfund zugenommen, statt Größe 36 trug sie plötzlich 44. Die Ärzte sagten damals, sie äße zu viel, aber das war Blödsinn. Die Hormone waren schuld. Sie sind das Barometer des weiblichen Lebens. Sie ziehen über das Antlitz des weiblichen Planeten und zeigen mildes Wetter an oder Frost oder aufkommenden Sturm. Hormone steuern Feuchtigkeit und Trockenheit. Ihnen ist es zuzuschreiben, ob einem nach einem Spaziergang Hand in Hand mit jemandem in sanftem Mondschein zumute ist oder ob man das Alleinsein vorzieht. »Was hat denn das hier mit Verkehrsregelung zu tun?« wollte Goode wissen.
    »Ich will damit nur sagen, daß dieser Junge härter arbeitet als die meisten Ihrer Cops«, erwiderte West. »Dabei ist er nur Volunteer. Es gehört nicht zu seinen Pflichten. Auf den Standpunkt könnte er sich jedenfalls stellen, aber er tut es nicht.«
    Hammer überlegte, ob ihr eine Prise Salz schaden würde oder nicht. Himmel, wie schön es doch wäre, etwas Wohlschmeckendes zu sich nehmen zu können, ohne gleich wie ihr Mann auszusehen. »Ich bin für den Streifendienst verantwortlich. Und gerade dort befindet er sich jetzt«, sagte Goode und wendete die Salatblätter auf ihrem Teller, um zu sehen, ob noch etwas Gutes darunter war, ein Crouton vielleicht oder eine Walnuß.
    Brazil schwitzte in seiner Uniform und der leuchtend orangefarbenen Sicherheitsweste, und seine Füße brannten wie Feuer. Er hielt den Verkehr aus einer Seitenstraße an, wies Fahrzeuge zum Rechts- oder Linksabbiegen ein, pfiff auf seiner Trillerpfeife und gab die erforderlichen Handzeichen. Ein Hupkonzert ertönte, als ein Fahrer lauthals und unhöflich aus dem Fenster nach dem Weg fragte. Brazil ging zu ihm, um Auskunft zu geben, erhielt aber nicht einmal ein Dankeschön. Es war ein grauenvoller Job, und dennoch gefiel er ihm aus Gründen, die er selbst nicht verstand. »Auf die Weise entlastet er zumindest einen festangestellten Officer vom Verkehrsdienst«, sagte West. Hammer hatte inzwischen beschlossen, ihre beiden Deputy Chiefs sich selbst zu überlassen. Sie konnte das Gezänk zwischen diesen Frauen nur noch schwer ertragen. Es war immer wieder dasselbe. Hammer sah auf die Uhr und mußte an Cahoon denken, wie er da oben in seiner Krone saß. Dieser Idiot. Wenn niemand ihn aufhielt, würde er diese Stadt zum Nabel Amerikas machen, von waffentragenden Mistkerlen mit Gold Cards der USAir bevölkert und mit Logenplätzen für die Spiele der Panthers und der Hornets.
    Cahoon war dreimal auf seinem Weg zum Lunch im firmeneigenen Restaurant im sechzehnten Stock aufgehalten worden. In einem Ambiente von Leinentischdecken, LimogesGeschirr und frischen Blumen erwarteten ihn ein Präsident, vier Vizepräsidenten, ein Vorsitzender und dessen Stellvertreter sowie die leitende Geschäftsführerin der Dominion Tobacco Company. Diese wollte im Laufe der nächsten zwei Jahre einen Kredit von mehr als vierhundert Millionen für ein Projekt der Krebsforschung bei der US-Bank aufnehmen. Neben Cahoons Teller lag ein hoher Stapel Computerausdrucke. Zwischen den Tischen mit frischen Blumen eilten Ober im Smoking geräuschlos hin und her.
    »Guten Tag.« Der Vorstandsvorsitzende nickte in die Runde, wobei sein Blick einen Moment bei der Tabak-Geschäftsführerin hängenblieb.
    Cahoon mochte die Frau nicht, konnte aber nicht genau sagen, warum - abgesehen von seiner vehementen Abneigung gegen das Rauchen. Die hatte vor sieben Jahren begonnen, nachdem er es selbst aufgegeben hatte. Cahoon hatte große Vorbehalte gegen die Gewährung eines Kredits dieser immensen Höhe, zudem für ein Projekt, das so wissenschaftlich daherkam und so streng geheim war, daß ihm niemand genau sagen konnte, worum es sich eigentlich genau handelte. Fest stand nur, daß die US Bank in die Entwicklung der ersten wirklich gesunden Zigarette eingeschaltet sein würde. Cahoon hatte endlose Tabellen und Diagramme für ein langes und robustes zylinderförmiges Gebilde durchgearbeitet, das am Filter eine goldene Krone zeigte. Dieses erstaunliche Produkt nannte sich US Choice. Jeder könne es rauchen, niemandem werde es

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