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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zu knurren, die normalerweise etwas war wie: »Wenn du keine Ahnung hast, wovon du redest, Leonora, solltest du besser schweigen.«
    »Ich meinte doch nur«, erwiderte sie darauf, schwieg dann aber, bis ihr ein neues Thema in den Sinn kam.
    Nachdem sie gegangen waren, half ich Mary Margaret, den Tisch abzuräumen. Das ganze Frühstück hindurch war sie sehr still gewesen. Sie antwortete mir kaum, wenn ich sie fragte, wie es ihr ging, und sie hielt den Blick gesenkt, als glaubte sie, ich könnte sonst die Wahrheit in ihren Augen lesen. Ich fand, sie wirkte ängstlicher und zerbrechlicher denn je.
    Deshalb versuchte ich all meinen Mut zusammenzuraffen, um Mrs Chester zu sagen, dass meiner Meinung nach mit Mary Margaret etwas nicht stimmte. Aber Mary Margaret erledigte das selbst auf höchst dramatische Weise.
    Sie hatte Mrs Chester am Spülbecken gerade eine Schüssel gereicht, als sie hochschaute, als ob etwas an ihrem Kopf vorbeigeflogen wäre, sich drehte und
dann auf dem Boden zusammenklappte wie ein Körper, dessen Knochen sich in Gelee verwandelt hatten. Weder Mrs Chester noch ich rührten sich oder sprachen im ersten Moment. Uns hatte es beiden einen Schock versetzt.
    »Mary Margaret!«, schrie sie schließlich. Sie schaute hoch und brüllte nach Boggs.
    Boggs musste direkt vor der Küchentür gestanden haben, um so schnell hereinzukommen, wie er es tat. Ich hatte immer das Gefühl, dass er in der Nähe war und unsere Gespräche belauschte. Ausnahmsweise war ich dankbar dafür. Mary Margaret hatte immer noch keinen Muskel gerührt, ihr Gesicht sah so käsig und weiß aus wie eine verblühte Lilie.
    Boggs starrte auf sie hinunter.
    »Was ist passiert?«, wollte er barsch wissen.
    »Sie ist zusammengeklappt und in Ohnmacht gefallen«, teilte Mrs Chester ihm mit.
    »Ich kümmere mich um sie«, erwiderte Boggs, ließ die Arme unter Mary Margaret gleiten und hob sie hoch, als er aufstand. Er trug sie mühelos und marschierte zur Küche hinaus, ihren Kopf an seiner Brust. An der Tür drehte er sich zu uns um.
    »Macht hier drinnen fertig«, befahl er und war verschwunden.
    »Was fehlt ihr?«, fragte ich.
    Mrs Chester schüttelte den Kopf und kehrte an ihre Arbeit zurück.
    »Was meinte er damit, er wird sich um sie kümmern? Was will er tun? Er ist doch kein Arzt, oder?«
    »Er wird sich um sie kümmern«, erwiderte sie stoisch.
    »Darauf wette ich«, murmelte ich. »Vermutlich wird er sie mit Schlägen wecken und zwingen, das Klavier abzustauben.«
    Mrs Chester sagte nichts mehr. Ich erledigte meine Arbeit so schnell wie möglich.Als ich aus der Küche kam, war das Haus ruhig. Ich ging den Flur entlang und schaute in die Zimmer, um zu sehen, ob Mary Margaret auf einem Sofa lag. Weder sie noch Boggs waren irgendwo zu finden.
    »Wo hat er sie hingebracht?«, murmelte ich.
    Ich eilte zu meinem Zimmer zurück und ging zu seiner Tür, um zu sehen, ob er sie in sein Zimmer gebracht hatte, aber auch dort herrschte Totenstille. Für mich gab es nichts mehr zu tun, als mich für die Schule fertig zu machen. Bei allem, was passiert war, war es fast unmöglich für mich, mich dort auf irgendetwas zu konzentrieren. Der Monolog, den ich im Unterricht vortrug, war ganz erbärmlich, und beim Tanzen war ich so schlecht, als hätte ich zwei linke Füße.Vermutlich war ich der einzige Schüler, der wenig Begeisterung zeigte, als große Aufregung herrschte wegen des bevorstehenden Vorsprechens für die Schulaufführung von Der Widerspenstigen Zähmung.
    Es gab ein Gerücht, dass einer der renommiertesten Londoner Theaterregisseure,Taylor Harrison, die Produktion leiten sollte. Jedes Jahr inszenierte ein bekannter Regisseur eine der Aufführungen der
Schule. Das war eine geschickte Methode, um der Schule Ansehen zu verschaffen und Aufmerksamkeit auf die Aufführungen zu lenken. Bevor der Tag zu Ende ging, kam Mr MacWaine vorbei, um zu bestätigen, dass das Gerücht stimmte.
    »DasVorsprechen«, verkündete er, »findet am kommenden Wochenende statt. Jeder, der daran interessiert ist, sollte beim Büro vorbeikommen und sich Unterlagen abholen, um sich vorzubereiten«, sagte er.
    Jeder, der interessiert ist? Wer war nicht daran interessiert? Die Schule verwandelte sich schnell in einen Taubenschlag. Die Aufregung wurde bis in den Monolog-Unterricht getragen, wo Mrs Winecoup uns bat, einige Improvisationen aufzuführen. Randall war mit mir in diesem Kurs. Obwohl wir nicht mehr miteinander gesprochen hatten, seit ich ihn mit Leslie erwischt

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