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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hatte, musste ich jedoch an Boggs denken, der mich mit seinem Besenstiel aus dem Schlaf gerüttelt hatte, und geriet in Panik. Ich hatte keinen Wecker. Bestimmt würde ich verschlafen. Ich musste Mary Margaret bitten, mich zu wecken, wenn sie aufstand.Also schlüpfte ich in meinen Morgenmantel und spähte den Flur entlang. Wo schlief Mary Margaret?
    Großtante Leonora spielte immer noch Klavier. Das Flurlicht war schwach, die Schatten tief und lang. Ich ging am Badezimmer vorbei, tiefer hinein ins Dienstbotenquartier. Die Musik folgte mir. Gerade als ich die erste Tür erreichte, tauchte Boggs in der dunklen Tür auf. Er war in Unterhemd und Unterhose.
    »Wo willst du hin?«, verlangte er zu wissen.
    »Ich habe Mary Margaret gesucht. Ich wollte sie bitten, mich zu wecken, weil ich in meinem Zimmer keine Uhr habe«, erklärte ich schnell. Im düsteren Halbdunkel waren seine Augen glatt wie Öl. Er ängstigte mich mit seinem ausdruckslosen Gesicht und seiner mitleidlosen Stimme.
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Ich klopfe an deine Tür«, sagte er.
    »Mir wäre es lieber, wenn Mary Margaret das täte«,
sagte ich. »Wo ist sie?« Ich schaute zum Ende des Korridors. Ich konnte keine weiteren Zimmer sehen.
    »Sie schläft nicht hier«, sagte er. »Sie wohnt bei ihrer Mutter. Ich wecke dich. Keine Angst«, sagte er. Sein Gesicht lag völlig im Schatten.
    »Was ist mit Leo?«, fragte ich. Jeder andere als du, dachte ich.
    »Er wohnt über der Garage. Ich dachte, du wärst müde von der Reise«, fügte er hinzu.
    »Das bin ich auch.«
    »Dann geh schlafen«, befahl er. Er trat einen Schritt zurück und schloss die Tür.
    Ich stand einen Augenblick in dem schmalen Flur. Waren nur Boggs und ich hier? Teilte ich mir mit ihm das Badezimmer? Mir vorzustellen, dass er so nahe war, verursachte mir Übelkeit. Ich kehrte in mein Zimmer zurück und schloss die Tür. Morgen kaufe ich mir einen Wecker, dachte ich, und dann werde ich Großtante Leonora bitten, an meiner Schlafzimmertür ein Schloss anbringen zu lassen.
    Ich kroch unter die Decke und legte den Kopf auf das harte Kissen. Die Nachtluft verringerte den starken Geruch nach Mottenkugeln, aber er war immer noch da, zusammen mit dem ranzigen Geruch, der mich an einige Wohnungen im Wohnungsbauprojekt in Washington erinnerte. Die Klaviermusik endete und wurde bald ersetzt durch die üblichen Geräusche eines großen Hauses.
    Ich fiel eher in Ohnmacht, als einzuschlafen. Ich hatte das Gefühl, immer noch zu reisen.

    Gesichter und Stimmen vermischten sich. Mama griff nach unten, versuchte mich zu packen und meinen Fall zu bremsen, aber sie war immer einige Zentimeter zu weit entfernt. Roy rief hinter mir her, mein Name hallte um mich herum wider. Ich kam an Beni vorüber, die einfach nur lächelte und ein bisschen tanzte, bevor sie sich in Luft auflöste. Großmutter Hudson blitzte einen Augenblick lang mit besorgtem Blick in meinem Traum auf. Ich verlor jeden, den ich liebte, aus den Augen, stürzte immer tiefer auf das Licht zu und platzte mitten in das lodernde Feuer hinein, als ich vom leise klickenden Geräusch meiner sich schließenden Tür aufwachte.
    Mein Herz raste. Ich setzte mich auf. Es war schwierig, in der Dunkelheit etwas zu sehen. Eine Silhouette jagte mir Angst ein, aber rasch begriff ich, dass es nur der Kleiderschrank war. Niemand befand sich in meinem Zimmer, aber war jemand da gewesen? Ich lauschte auf Geräusche auf dem Flur, hörte aber keine. Dann ließ ich den Kopf wieder auf das Kissen fallen.
    Ich bin so müde, dachte ich.
    Ich bin so müde.
    Zu müde, um mich um Gespenster zu kümmern.

KAPITEL 3
    Wieder die Neue
    B oggs klopfte am nächsten Morgen so fest an meine Tür, dass ich glaubte, sie würde bersten. Das ist ein Mann, der es auch genießt, Fliegen die Flügel auszureißen, dachte ich.
    »Bist du wach?«, knurrte er auf dem Flur.
    »Ja, ja!«, schrie ich zurück. Mama hätte gesagt, er könnte einen Friedhof in einen Haufen Lazarusse verwandeln.
    »Ab in die Küche«, befahl er und ging davon.
    »Jawohl, Sir«, rief ich und salutierte. Dann stöhnte ich. Es war jetzt nicht nur der Jetlag. Ich musste im Schlaf Saltos geschlagen haben. Es schmerzte mir jeder Muskel in meinem Körper und die Decke hatte sich um meine Beine gewickelt.Vor meinem kleinen Fenster war es grau und bewölkt, und die Luft war viel kühler, als ich erwartet hatte. Das führte zu einer weiteren entzückenden Entdeckung. In diesem Zimmer gab es nichts, um Wärme zu erzeugen,

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