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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ein Chaos in meiner Küche anrichtet. Bei uns is alles tipptopp in Ordnung. Guck mal, wie mein Herd glänzt«, sagte sie und deutete darauf. »Mr Endfield ist ein richtiger Captain Bligh, wenn es darum geht, wie dieses Haus geführt wird.« Sie überlegte einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Damit du es von Anfang an weißt: Sollte er dich um eine Tasse Tee bitten, ist es immer Mz, hörst du?«
    »Mz?«
    »Milch zuerst, Mädchen. Ich dachte, du wärst so’ne Schlaue«, sagte sie diesmal noch verächtlicher.
    »Ich bin erst vor ein paar Stunden angekommen, Mrs Chester. Ich glaube, es ist nicht fair zu erwarten, dass ich bereits all ihre komischen Ausdrücke gelernt habe.«
    »Komische Ausdrücke?« Sie schaute Mary Margaret an, die natürlich den Blick senkte. »Das is ja vielleicht’ne Freche.«
    »Mrs Endfield wollte, dass Sie Rain eine Tasse Tee
und einen Keks geben«, flüsterte Mary Margaret Mrs Chester zu.
    »Tatsächlich?«
    »Ich brauche keinen Tee. Ich warte bis zum Abendessen«, sagte ich scharf.
    »Wirklich? Was für’ne Erleichterung. In Ordnung, Mary Margaret. Zeig ihr, wie sie den Tisch decken muss. Zu deiner Information, wir essen, nachdem wir ihnen das Abendessen serviert haben, also musst du noch’ne ganze Weile warten«, teilte sie mir mit. Sie starrte mich einen Augenblick an.
    »Was ist?«, fragte ich sie.
    »Du und deine Familie in Amerika, ihr lebt auf Stütze, nich?«
    »Auf Stütze?« Ich schaute Mary Margaret ratlos an.
    »Almosen des Staates«, flüsterte sie.
    Mein Rücken straffte sich augenblicklich.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte ich energisch.
    »Hab gehört, das is bei all euch Schwarzen in Amerika so.«
    »Da haben Sie was Falsches gehört«, sagte ich. »Ich glaube, ich kann Ihnen noch eine ganze Menge beibringen.« Die Augen schienen ihr einen Moment aus dem Kopf zu fallen. Mary Margaret hielt die Luft an, dann gackerte Mrs Chester laut los und drückte die Hände gegen ihren runden Bauch.
    »Man kann ja nie wissen, was die so von sich gibt. Mr Boggs wird seine Arbeit mit dir haben.Wird mir ein Vergnügen sein, jeden Tag zur Arbeit zu kommen,
solange du hier bist«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Okay, Schätzchen, an die Arbeit. Decke heute zwei Teller mehr, Mary Margaret. Sie bekommen Gäste.«
    Sie lachte in sich hinein und wandte sich wieder ihren Essenszubereitungen zu. Sie machte Yorkshirepudding, ein sehr stark aufgehendes Brot, wie sie mir erklärte, das zu Roastbeef serviert wurde und aus einem Teig aus Eiern, Mehl und Milch im Bratensaft gebacken wurde. Ich musste zugeben, dass es köstlich roch. Und zum Nachtisch, wie Mary Margaret das Dessert nannte, hatte sie eine Vanillesauce zubereitet, die über einen Madeirakuchen, eine Art Rührkuchen, gegossen werden sollte.
    »Mrs Chester ist in Hörweite der Bow Bells geboren worden, aber sie arbeitet als Köchin in den feinsten Häusern«, erklärte Mary Margaret, als wir den Speisezimmertisch deckten.
    »Der Bow Bells?«
    »Den Glocken von St.-Mary-le-Bow. Das bedeutet, sie ist ein richtiger Cockney. Eine Londonerin aus dem East End«, fuhr sie fort. Ich schüttelte den Kopf.
    »Weniger tratschen und mehr arbeiten da draußen, hört ihr?«, rief Mrs Chester aus der Küche.
    Mary Margaret machte eine Bewegung, als verschließe sie ihren Mund mit einem Reißverschluss, und arbeitete schneller. Das ist ein Sklavenhaus, dachte ich, Sklaven, die Sklaven befehlen.
    Mama, uns ging es doch gar nicht so schlecht.

    Ich lachte in mich hinein und faltete die Leinenservietten. Hinterher hatte ich ein wenig Zeit, um in diesen begehbaren Schrank von einem Zimmer zurückzukehren und meine Sachen fertig auszupacken. Ich wollte mich nur einen Augenblick hinlegen und mich ein wenig ausruhen, aber unglücklicherweise packte mich der Jetlag, und ich schlief tief ein.
    Ein harter Stoß an die Seite meines Eisenbettes schickte elektrische Schwingungen in meine Beine, in die Wirbelsäule, hoch bis in den Hinterkopf. Erschreckt wachte ich auf und fuhr hoch. Boggs stand da und hielt einen Besenstiel wie einen Knüppel gepackt. Er sah aus, als wollte er mich gleich damit verprügeln.
    Einen Augenblick lang war ich so verwirrt, dass ich vergaß, wo ich war. Ich blinzelte, bis meine verworrenen Gedanken sich beruhigten und der Bildschirm meiner Erinnerung klar wurde. Dann wurde ich wütend.
    »Was machen Sie in meinem Zimmer?«, wollte ich wissen. Gerade war mir aufgefallen, dass es keine Möglichkeit gab, die Tür abzuschließen,

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