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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mrs Chester sie machte.
    »Mary Margaret ist eine sehr hübsche junge Frau«, sagte ich. »Intelligent auch. Bestimmt braucht sie keine Ratschläge von mir.«
    Mary Margaret schaute mich an, als sei ich gerade einer Klapsmühle entsprungen, und ging schnell hinaus, um den Frühstückstisch abzuräumen.
    »Völlig wurscht, wie du über ihr gutes Aussehen denkst«, beharrte Mrs Chester. »Du solltest sie mal
mit raus nehmen. Sie geht doch nur von hier nach Hause zu ihrer alten kranken Mum. Sie denkt, sie is immer noch’n kleines Mädchen, aber ich wette, wenn die sich auftakelt, schauen ihr die Kerls schon hinterher«, prophezeite Mrs Chester. »Sie hat so’n liebes Gesicht. Es bricht mir fast das Herz.« Sie hielt einen Augenblick inne, bevor sie fortfuhr.
    »Sie tut mir einfach Leid, das is alles«, meinte sie abschließend und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. »Wenn ich könnte, würde ich ihr selbst einen guten Kerl suchen. Eine anständige Nummer würde sie über Nacht erwachsen werden lassen.«
    Ein merkwürdiges Rezept für Weisheit und Reife.
    Mary Margaret kam mit dem Geschirr in der Hand zurück, schaute mich ängstlich an und ging zum Spülbecken.
    Sie benimmt sich wie ein Mädchen, das halb so alt ist, wurde mir plötzlich klar. Aber was konnte ich schon für sie tun? Ich hatte Schwierigkeiten genug, meinen eigenen Weg zu finden, und es war nicht so, als hätte ich nicht versucht, freundlich zu ihr zu sein. Sie ging jedem persönlichen Gespräch aus dem Weg und schaute mich an, als wäre ich eine Art Bedrohung, aber mir tat sie einfach Leid.
    »Würdest du gerne heute Abend mit mir ins Theater gehen, Mary Margaret?«, fragte ich.
    Sie spülte weiter das Geschirr ab.
    »Lass das Mädchen nicht warten, gib ihr eine Antwort«, sagte Mrs Chester.
    Mary Margaret schaute erst sie an und dann mich.
Sie hatte kein Wort gehört. Denn sie war viel zu tief in ihre eigenen Gedanken versunken, hatte sich wie eine Schnecke in ihr Haus verkrochen.
    »Ich habe zwei Karten für ein Theaterstück heute Abend.Würdest du gerne mit mir hingehen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich kann nicht«, sagte sie. »Ich muss bei meiner Mum bleiben.«
    »Das ist albern, und das weißt du«, schimpfte Mrs Chester.
    »Nein, ich kann nicht«, beharrte sie und ließ dann, vielleicht weil wir sie so nervös gemacht hatten, einen Teller fallen, der in der Spüle zerbrach.
    Bevor jemand etwas sagen konnte, brach sie in Tränen aus und stürmte aus der Küche.
    »Siehst du?«, sagte Mrs Chester. »Du würdest doch nie vermuten, dass das Mädchen schon über zwanzig ist, so wie sie sich benimmt.«
    Ich wollte gerade den zerbrochenen Teller aufheben, als Boggs in der Tür auftauchte.
    »Was ist denn hier los?«, wollte er wissen.
    »Wie sieht es denn aus?«, fuhr ich ihn an.
    »Du zahlst dafür, was du in diesem Haus kaputtmachst, hörst du«, sagte er mit einem Blick auf die Scherben.
    »Sie hat es nicht zerbrochen«, teilte Mrs Chester ihm mit.
    »Wollen Sie dafür bezahlen?«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich bezahle das. Schieben Sie mir die Rechnung unter der Tür durch,
wenn Sie morgens vorbeimarschieren. Und wenn Sie wollen, können Sie noch die Mehrwertsteuer draufschlagen«, sagte ich. Die Mehrwertsteuer, so hatte ich gelernt, entsprach einer Verkaufssteuer in Amerika.
    Er starrte mich an, nickte und verließ die Küche.
    »Ich würde diesen Mann nich reizen, wirklich nich«, warnte Mrs Chester mich.
    »Warum nicht?«, verlangte ich energisch zu wissen.
    »Er hat etwas Schlechtes in sich.«
    »Warum lässt Mr Endfield ihn dann für sich arbeiten?«
    »Ich weiß es nich«, sagte Mrs Chester und wandte sich schnell von mir ab, »und es steht mir auch nicht zu, danach zu fragen.«
    Ich schüttelte den Kopf und kehrte ins Speisezimmer zurück, um den Frühstückstisch fertig abzuräumen. Die Endfields waren bereits gegangen. Mary Margaret kam herein, um zu helfen, die Augen blutunterlaufen, den Blick gesenkt.
    »Ist schon gut, Mary Margeret«, sagte ich. »Vielleicht kannst du ein anderes Mal mit mir ausgehen.«
    Sie schaute mich mit einer Erleichterung an, als hätte ich sie von einer schrecklichen Verpflichtung befreit.
    Und dabei hatte ich sie nur eingeladen, mit ins Theater zu gehen.
     
    Ich hätte Mary Margaret gerne mit ins Theater genommen, wenn sie gewollt hätte. Vielleicht hätten
wir uns dann ein wenig anfreunden können. Jetzt da sie nicht ging, richteten sich meine Gedanken auf Randall. Ich rief im

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