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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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über das Stück. Randall fand, dass Macbeths Leben durch das Schicksal vorherbestimmt war und ihm wirklich keine andere Wahl blieb, als ein schlimmes Ende zu nehmen.
    Ich widersprach ihm und wies darauf hin, dass das Schicksal ihn lediglich in Versuchung führte. Es war dennoch seine Schuld, als er auf seine verrückte ehrgeizige Frau hörte und den König tötete.
    »Dann glaubst du also nicht, dass dein Leben dir vorherbestimmt ist?«, fragte er mich.
    »Ich hoffe nicht«, sagte ich. »Mein Leben hatte nicht den besten Start, und wenn meine Zukunft auch nur im Entferntesten meiner Vergangenheit gleicht, steht mir ein schlimmeres Schicksal bevor als Lady Macbeth.«
    Er wirkte nachdenklich.
    »Manchmal«, sagte er, »habe ich das Gefühl, wenn ich etwas herausfordere, etwas tue, das ich nicht tun sollte, dann trotze ich dem Schicksal und muss es hinterher büßen.«
    »Randall, wenn du nicht tun willst, was du tust, solltest du es deinen Eltern sagen und dir nicht von ihnen dein Leben diktieren lassen.«
    »Ich weiß. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht tun will. Ich liebe es zu singen. Es ist nur, dass … ich manchmal glaube, so viel zu verpassen. Ich werde
nichts haben, über das ich singen kann. Ergibt das für dich einen Sinn?«
    »Ja.«
    »Catherine und Leslie finden das auch.«
    »Da wir gerade über Versuchung reden«, sagte ich, und er lächelte.
    Die Fish-und-Chips-Portionen kamen. Ich hatte gedacht, ich sei nicht hungrig, aber der Duft weckte meinen Appetit, und ich verliebte mich in die Fritten, von denen ich viel zu viele aß. Später auf dem Nachhauseweg beklagte sich mein Magen über all das Fett. Mir war so, als platzten große dicke Blasen in mir. Deshalb musste ich unsere Verabschiedung stark abkürzen und schaffte es gerade rechtzeitig ins Haus. Ich rechnete damit, dass Boggs von meinem Ächzen und Stöhnen aus seinem Zimmer getrieben würde, aber er tauchte nicht auf, und ich konnte es nicht abwarten, mich im Bett zusammenzurollen. Den größten Teil der Nacht wälzte ich mich herum und wachte häufig mit Magenkrämpfen auf.
    Am Morgen fühlte ich mich wie eine alte Hexe und glaubte, ich sähe auch so aus. Als Mrs Chester mich fragte, warum es mir so schlecht ging, erzählte ich ihr, was ich gegessen hatte. Sie lachte und sagte, vermutlich wäre ich in einer richtigen Kaschemme gewesen. Sie bereitete mir ein Gebräu zu, nach dessen Genuss es mir viel besser ging. Zumindest sah ich nicht aus wie von den Toten auferstanden, als ich das Speisezimmer betrat, um das Frühstück zu servieren. Nur mein Großonkel war da.

    »Und?«, fragte er, sobald ich den Raum betrat. »Wie war das Stück?«
    »Oh, es war wunderbar. Danke, dass Sie mir die Karten besorgt haben.«
    »Ich habe viel Gutes über die Schauspielerin gehört, die die Lady Macbeth spielt«, meinte er nickend. »Haben Sie noch jemanden von der Schule mitgenommen?«, erkundigte er sich.
    »Ja«, sagte ich.
    »Hat es ihr auch so gut gefallen?«
    »Es war ein Er«, sagte ich.
    »Ach ja?«
    Er riss die Augen ein wenig auf und nippte an seinem Tee.
    »Er heißt Randall Glenn und studiert Gesang. Er hat eine wunderbare Stimme und wird vermutlich einmal ein Opernstar«, sagte ich. »Randall ist sehr nett. Er stammt aus Kanada und war schon früher mit seiner Familie hier, daher ist er mir sehr behilflich.«
    Er schaute mich mit dunklen, fast zornigen Augen an.
    »Sie müssen vorsichtig sein mit Ihren Beziehungen. Ein Fehler kann Ihr Leben ruinieren«, riet er mir. Es hörte sich eher wie eine Drohung an. »Die Straßen von London sind voll von Mädchen Ihres Alters, die von weit raffinierteren Burschen in Versuchung geführt worden sind. Denken Sie sich das Ganze einmal folgendermaßen«, fuhr er fort, faltete seine Zeitung zusammen und drehte sich mir zu.
Plötzlich hielt er inne. Mary Margaret, die im Speisezimmer rein- und rausgegangen war, blieb einen Moment an der Tür stehen, bis er sie wütend anschaute. Schnell verschwand sie in der Küche.
    »Denken Sie sich das Ganze einmal folgendermaßen«, fuhr er fort, als sei er rüde unterbrochen worden. »Ihre Hormone sind wie der Motor eines Fahrzeugs. Sie setzen einen in Bewegung, und in Ihrem Alter sind sie sehr wirkungsvoll, so wirkungsvoll, dass Sie die Beherrschung über Ihr Fahrzeug verlieren können und von der Straße abkommen. Sie können einen Unfall erleiden und sich selbst zerstören, verstehen Sie?«, fragte er mich.
    Er sprach mit mir wie mit einem kleinen Mädchen«, dem er die

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