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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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herum in meinen Kursen, warum ich mit so einem bescheuerten Lächeln dasaß, aber sie sahen meine Fantasien ja nicht.
    Gegen Ende der Woche zog mein Sprechlehrer mich beiseite und sagte mir, ich machte gute Fortschritte in meiner Aussprache. Am Donnerstag las ich Probe für die nächste Theatervorführung und bekam als Belohnung eine Rolle, die Rolle, nach der es Sarah Broadhurst gelüstet hatte. Sie tobte vor Zorn, als sie meinen Namen neben Ophelia aus Hamlet am nächsten Tag auf der Besetzungsliste las. Randall machte solch ein Theater darum, dass ich ihn bitten musste, etwas ruhiger zu sein, weil er mich vor den anderen in Verlegenheit brachte. Er sah, wie Sarah mich mit neidischem Blick anschaute.
    »Beachte sie gar nicht«, sagte er. »Wenn sie sich nicht an Enttäuschungen gewöhnt, hat sie im Theater sowieso keine Chance. Man muss ständig vorspielen und wird häufig abgelehnt, bis man ein großer Star ist und sich die Rollen aussuchen kann.«
    Die Passage, die ich sprechen sollte, kam im Stück, nachdem Hamlet Ophelias Vater versehentlich getötet hatte. Das hatte sie in den Wahnsinn getrieben.
    »Ich übe mit dir«, bot Randall an. »Ich habe es ein paar Mal gesehen.«
    Jeder schien beeindruckt davon, dass ich nach einer so kurzen Zeit an der Schule diese Möglichkeit
erhielt. Besonders Mr MacWaine sagte: »Ich werde diese Neuigkeit in einem Bericht erwähnen, den ich für Mrs Hudson vorbereite. Bestimmt wird sie entzückt sein zu hören, wie gut Sie sich machen, Rain.«
    Ich war ganz gespannt darauf, Großtante Leonora und besonders Großonkel Richard am Abend, wenn ich beim Bedienen half, davon zu erzählen. Sobald ich am Endfield Place eintraf, eilte ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Schockiert stellte ich jedoch fest, dass jemand meine Sachen durchwühlt hatte. Ich merkte das, weil die Kleidung in den Schubladen nicht mehr an ihrem Platz lag und die Sachen, die im Schrank hingen, offensichtlich hin- und hergeschoben worden waren. Die Schuhschachteln waren nicht wieder geschlossen worden, nachdem man sie geöffnet hatte.Wer auch immer das getan hatte, war nicht besonders behutsam vorgegangen. Jackentaschen waren nach außen gezogen. Ich besaß nichts von großem Wert, das sich zu stehlen lohnte.Wer konnte das getan haben? Warum?
    Wütend marschierte ich den Flur entlang, entschlossen, mich bei meiner Großtante und meinem Großonkel zu beschweren.
    Boggs, mein Hauptverdächtiger, tauchte vor dem Arbeitszimmer meines Großonkels auf. Bevor ich ein Wort herausbrachte, knurrte er: »Mr Endfield hat mich geschickt, dich zu holen. Er wartet auf dich«, fügte er hinzu und nickte in Richtung Arbeitszimmer.
    »Was ist hier los? Wer war in meinem Zimmer und hat meine Sachen durchsucht?«, wollte ich wissen.

    »Mr Endfield wartet«, erwiderte Boggs mit stählernem Blick.
    Genauso gut könnte ich versuchen, eine der Statuen im Park einzuschüchtern. Am liebsten hätte ich ihn dahin getreten, wo es ihn am meisten schmerzte. Wütend erwiderte ich seinen Blick und stürmte an ihm vorbei in das Arbeitszimmer, wo mein Großonkel hinter seinem Schreitisch saß, mir den Rücken zugewendet. Bevor ich ihn irgendetwas fragen konnte, befahl er mir, die Tür zu schließen. Das tat ich, dann drehte er den Sessel um, um mich anzuschauen. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein geöffnetes Kuvert und ein Brief. Er hielt ihn hoch.
    »Dieser Brief kam heute Morgen in mein Büro«, begann er. »Er ist von der Nichte meiner Frau,Victoria. Haben Sie irgendeine Ahnung, warum sie diesen Brief geschrieben haben könnte?«, fragte er, beugte sich vor und schaute mir wie ein Anklagevertreter ins Gesicht.
    »Nein«, sagte ich. »Warum? Was schreibt sie denn? Geht es um mich?«, fragte ich schnell und erwartete, dass Victoria Großmutter Hudsons Wünschen getrotzt und die Wahrheit enthüllt hatte.
    Statt zu antworten, lehnte er sich zurück und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Er holte Luft und straffte die Schultern, als wollte er sich an das Parlament wenden.
    »Ihnen sind wundervolle Möglichkeiten eröffnet worden, nicht nur hier, sondern auch in Amerika. Sie haben eine sehr teure, renommierte Schule besucht,
haben eine neue Garderobe geschenkt bekommen, sind medizinisch und zahnmedizinisch versorgt worden, haben in einem luxuriösen Quartier gewohnt und sind um keinerlei Gegenleistung gebeten worden, außer Erfolg zu haben und etwas aus sich zu machen.«
    »Das weiß ich doch alles«, sagte ich. »Ich bin dankbar dafür und

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