Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
vergangenen Jahr um mich geschlungen worden waren. Vielleicht waren ein Flirt oder zwei eine Möglichkeit, dies zu schaffen.
»Denk daran«, hatte Großmutter Hudson mir geraten, bevor ich nach England abreiste, »du musst dich immer deiner Umgebung anpassen.«
Wir trennten uns in der Eingangshalle des Wohnheimes, weil Leslies und Catherines Zimmer unten war. Als wir uns verabschiedeten, lächelte Leslie Randall zärtlich an und beugte sich dann vor, um mir ins Ohr zu flüstern.
»Bring ihn dazu, dass er sich nach dir sehnt, chérie« , sagte sie, »bis es weh tut.«
Ich fing an zu lachen. Randall schaute schnell beiseite, und wir gingen nach oben.
Er hatte ein behagliches Zimmer von angenehmer Größe, aber vermutlich gefiele mir alles gut, wenn man berücksichtigte, welchen Wandschrank ich im Endfield Place bewohnte. Ich sah, dass er alles gut in Ordnung hielt, alles war an seinem Platz. Es gab zwei Fenster, die auf die Straße hinausgingen und Nachmittagssonne bekamen. Beide Fenster hatten weiße
Baumwollvorhänge. Ein hellbrauner ovaler Teppich lag unter seinem Bett, so dass er die Füße nicht auf den kalten Holzboden stellen musste. Das Bett selbst war aus üppigem Kirschbaumholz. Es hatte ein Kopfteil mit einem geschnitzten Wappen, auf dem der Kopf eines Löwen prangte. Im Zimmer befanden sich ein großer Kleiderschrank, ein kleinerer Schrank sowie eine Kommode, ein Schreibtisch mit Stuhl und daneben zwei Nachttische mit einer Stehlampe. Der Raum wurde hauptsächlich von einer Deckenbeleuchtung erhellt, die die alte weiße Decke in warmes Licht tauchte.
»Das Badezimmer teile ich mir mit zwei anderen Schülern«, erklärte er, »aber sie sind beide über das Wochenende weggefahren.«
Ich war glücklich, als ich sah, dass es in der Badewanne eine anständige Dusche gab.
»Warum gehst du nicht zuerst«, sagte er. »Ich weiß doch, wie lange Mädchen brauchen. Ich habe schließlich eine Schwester. Hier«, fügte er hinzu und griff in seinen Kleiderschrank und zog einen Frotteebademantel heraus, »den kannst du benutzen.«
»Danke.«
Er gab mir ein paar Handtücher und ein frisches Stück Seife. Ich ging ins Badezimmer und duschte lange und heiß. Es war schwierig, in Endfield Place im Dienstbotenquartier zu wohnen, nachdem ich in Großmutter Hudsons Haus so verwöhnt worden war. Aber dadurch lernte ich Dinge schätzen, die ich für selbstverständlich gehalten hatte.
Nach der Dusche bürstete ich mir die Haare aus. Als ich in Randalls Zimmer zurückkehrte, lag er, ebenfalls in einen Bademantel gekleidet, auf dem Rücken, starrte zur Decke und versuchte sich in Geduld zu fassen. Sobald ich auftauchte, setzte er sich schnell auf.
»Ich brauche nur ein paar Minuten«, sagte er. Seine Blicke verweilten auf mir, als könnte er es nicht ändern, dass er mich so anstarrte. »Ich vermisse meine Dusche so«, sagte ich. »Tut mir Leid, dass ich länger gebraucht habe, als ich sollte.«
»Schon gut.« Er lächelte. Was für ein schönes Lächeln er hatte, immer so frisch. Sein wohl behütetes Leben hatte ihn so unversehrt gelassen, dass kein Mal, keine Narbe, kein hässlicher Anblick oder Gedanke trübte, was die Natur ihm geschenkt hatte. Durch die Reinheit und Unschuld seiner Augen fühlte ich mich jung und frisch und voller Hoffnung.
Als er an mir vorbeigehen wollte, berührten wir uns und er hielt nur wenige Zentimeter von meinen Lippen entfernt inne. Ich sah die Verwirrung in seinem Blick, der Kampf in ihm zwischen den Kräften, die einfach nur die Hand ausstrecken und mich packen wollten, und dem Teil von ihm, der verlangte, respektvoll und höflich zu sein. In diesem Moment hasste ich diesen Teil und führte ihn in Versuchung, indem ich mit meinem Gesicht noch näher herankam.
»Rain«, flüsterte er, und wir küssten uns. Es war eine Berührung, die Funken auf meinen Lippen entzündete,
winzige Explosionen, die ein heißes Gefühl bis in den Bauch ausstrahlten. Ich war immer noch nackt unter dem weichen Frotteebademantel, und er war unter seinem ebenfalls nackt.
Wir küssten uns wieder. Seine Hände öffneten meinen Morgenmantel und meine seinen. Seine Lippen fuhren meinen Hals entlang, zu meinem Kinn, der Nase, den Augen, während er sich vorbeugte. Ich spürte, wie sein Glied wuchs, aber ich hielt meinen Morgenmantel weiter teilweise geschlossen.
Er zog sein Gesicht zurück und schaute mich an.
»Rain«, sagte er, »ich kann mich deinen Blicken nicht entziehen. Als ich dich zum ersten Mal
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