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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kommen zu lassen, aber er wollte nichts damit zu tun haben. Unser Anwalt traf alle Anweisungen, und als er zur Beerdigung ging, bewegte er sich und sprach wie ein Mann in Trance, der hoffte, jeden Moment aus einem Alptraum
zu erwachen. Er schaute Leute an und hörte, was sie sagten, begriff aber nicht, dass sie wirklich da waren oder sprachen.
    Er ist nicht einmal mit mir zu ihrem Grab gegangen. Heathers Zimmer wird immer verschlossen gehalten. Mary Margaret darf es als Einzige einmal in der Woche betreten, um es sauber zu machen und Staub zu putzen. Ich verstehe nicht, was das soll, meine Liebe, Sie etwa? Wenn die Tür immer verschlossen ist, warum soll man sich die Mühe machen?
    »Sie dürfen in seiner Gegenwart kein Wort davon erwähnen«, fügte sie rasch hinzu. »Das dürfen Sie nicht. Er kann es nicht einmal ertragen, wenn jemand ihren Namen ausspricht.«
    »Warum haben Sie nirgendwo im Haus Bilder von ihr?«, fragte ich.
    »Richard erlaubt das nicht.Vor Jahren entfernte er alles, was an sie erinnerte, alles, was uns zwingen würde, in unserem Kummer zu verharren.«
    »Aber möchten Sie sich denn nicht an sie erinnern?«
    »Richard glaubt, es sei besser, so zu tun, als hätten wir uns sie nur vorgestellt. Er hat Recht«, verkündete sie mit einem gramvollen Lächeln. »Dadurch wird es so viel weniger schmerzlich.Wenn ich jetzt an sie denke, ist es so, als träumte ich von jemandem, den ich gerne als Tochter gehabt hätte, aber nie hatte.«
    »Sie haben nie versucht, weitere Kinder zu bekommen?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen Blick zu und starrte mich so lange
an, dass ich glaubte, sie würde mir nicht antworten, und dachte, ich sollte mich einfach umdrehen und schnell hinausgehen, weil ich es gewagt hatte, eine so persönliche Frage zu stellen. Dann sprach sie.
    »Wir hatten panische Angst, das Gleiche würde wieder passieren, wenn wir noch ein Kind hätten. Das Herzproblem war erblich. Richards Mutter starb, als sie erst knapp über dreißig war.
    Oh, ich weiß, dass wir egoistisch geworden sind, weil wir keine Kinder haben«, fuhr sie mit einem leichten Nicken fort, »aber ich konnte nichts tun. Richard wollte von Adoption nichts wissen. Ein Kind in diesem Haus würde nicht angemessen geliebt werden, wenn kein Endfield-Blut in seinen Adern floss, teilte er mir mit, und ich widersprach ihm nicht. Ich vermute, dass ich auch etwas egoistisch war und Angst hatte.
    Ich bin überhaupt nicht wie Frances, wissen Sie. Ich tue so, als stünde ich ihr kritisch gegenüber. Das ist ein Spiel, das wir schon immer gespielt haben, aber ich bewundere sie wirklich wegen ihrer Stärke. Manchmal glaube ich, es würde sie nicht einmal erschüttern, wenn die Königin persönlich zu Besuch käme. Als unsere Mutter starb, war Frances wie eine Mutter für mich. Manchmal war sie sogar für ihren eigenen Ehemann wie eine Mutter«, fügte sie mit einem kleinen Lachen hinzu.
    »Oh, aber sehen Sie nur, wie viel Uhr es ist«, erklärte sie und starrte auf die kleine Marmoruhr auf ihrer Kommode.

    »Sie kommen noch zu spät zur Schule, wenn Sie weiter mein Gefasel anhören müssen.«
    »Das ist kein Gefasel«, widersprach ich.
    Anscheinend hörte sie mich nicht. Sie trank ihren Tee und wiegte sich leicht auf ihrem Bett hin und her.
    Auf dem Weg hinaus schaute ich nach links und sah den Schaukelstuhl, in dem sie an dem Morgen gesessen hatte, als ich gekommen war, um mit ihr zu sprechen. Eine Decke lag darauf, und darunter lag eine winzige Hand und ein Arm von etwas, das wie eine Puppe aussah.
    Das ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen und beschleunigte mein Verlassen ihres Zimmers und dem Haus, nachdem ich meine morgendlichen Pflichten erledigt hatte und zur Schule gehen konnte.
     
    Während der ganzen Woche ging ich mit viel mehr Begeisterung in meine Kurse und Stunden, weil ich das Stück gesehen hatte. Randall meinte, ich sei inspiriert, und das konnte ich nicht abstreiten. Wenn ich dasaß und mich meinen Tagträumen hingab, sah ich mich selbst auf der Bühne. Am Ende all meiner Vorstellungen war der Applaus ohrenbetäubend, und immer eilte jemand mit einem Arm voller Rosen auf mich zu. Ich stellte mir meinen Namen in Leuchtschrift vor und sah Berichte über mich in Zeitschriften. In Washington waren diejenigen, die mich nur als ein weiteres armes schwarzes Mädchen aus einem
Sozialwohnungsblock kannten, geschockt, als sie die Zeitungen aufschlugen und meine Fotos im Feuilleton sahen. Bestimmt wunderten sich alle um mich

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