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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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an.
    Mary Margaret faltete einen Moment Servietten zusammen und wieder auseinander, bevor sie hinauseilte. Für meinen misstrauischen Verstand war es jetzt an der Zeit, den forschenden Blick zu heben und die Schatten zu durchforschen, durch die Mary Margaret sich jeden Tag bewegte. Ich machte mir eine geistige Notiz, bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, vertraulich mit ihr zu sprechen. Sie brauchte dringender als ich jemanden, der mit ihr sprach.
    Ich aß nicht viel zum Frühstück, nachdem ich meine Pflichten erfüllt hatte. Obwohl ich gut geschlafen hatte, bewegte ich mich wie jemand, der Eimer
mit Steinen auf den Schultern mit sich herumschleppte. Der Regen gestern hatte einen kühlen Wind gebracht; immer noch hingen drohende Wolken über der Stadt. Diesmal nahm ich einen Schirm mit, aber es regnete auf dem Weg zur Schule überhaupt nicht.
    Randall wartete in der Eingangshalle auf mich und sprang auf, sobald ich auftauchte.
    »Ich habe versucht, dich gestern Abend anzurufen, aber dieser Grinch, der den Haushalt führt, ging ans Telefon und sagte, sie nähmen keine Gespräche für dich entgegen. Ich sollte dich zu deinen eigenen Zeiten kontaktieren, was immer das zu bedeuten hat.Was ist passiert? Warum bist du so in meine Gesangstunde hereingeplatzt, und wo bist du dann hingegangen?«
    »Ich will nicht darüber reden, Randall. Nur so viel, du hattest kein Recht, Leslie und Catherine von mir zu erzählen. Sie finden das nur amüsant. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich sehr enttäuscht von dir«, fügte ich hinzu.
    »Ich dachte doch bloß, du brauchtest weiblichen Rat«, erklärte er. »Ich dachte, wenn jemand verstehen könnte, was dir widerfahren ist, dann diese beiden.«
    »Du hättest mich erst fragen müssen«, sagte ich unnachgiebig.
    Er nickte.
    »Tut mir Leid. Ich werde dafür sorgen, dass sie es nicht in der ganzen Schule ausplaudern.«
    »Wie meine Mama immer sagte, sobald die Glocke
geläutet hat, kann man das nicht wieder ungeschehen machen. Ich muss in meinen Unterricht.«
    »Warte. Sollen wir uns zum Lunch treffen? Wir könnten noch etwas reden und entscheiden, was zu tun ist«, schlug er vor.
    »Was auch immer ich von jetzt an tun werde, Randall, wird etwas sein, das ich selbst entschieden habe. Das hier ist kein kleines Theaterstück, das wir gemeinsam aufführen.«
    »Aber …«
    »Lass mir etwas Zeit für mich«, sagte ich. »Ich muss wirklich eine Weile allein sein.«
    »Okay«, meinte er zögernd. »Tut mir Leid.«
    »Weißt du«, sagte ich, nachdem ich ein bisschen nachgedacht hatte, »ich halte bestimmt den Rekord in Entschuldigungen von Leuten, die nett und liebevoll zu mir sein wollten. Meine Mutter hätte mich Sorry nennen sollen.«
    Ich lief weg von ihm, die Treppe hinauf in meinen Schauspielunterricht. Bevor der Unterricht anfing, versuchten Leslie und Catherine wieder, mit mir über alles zu reden. Ich sagte ihnen klipp und klar, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollten. Keine von ihnen war beleidigt, auch wenn ich noch so scharf mit ihnen sprach. Ich fragte mich allmählich, ob überhaupt irgendetwas sie kränken konnte.
    Mittags verließ ich das Gebäude und verzehrte allein einen Tee und ein Sandwich in einem nahe gelegenen Café. Auf dem Weg zurück zur Schule sah
ich einen Mann etwa im Alter meines Vaters, der seine vier oder fünf Jahre alte Tochter trug, als er und seine Frau die Straße überquerten. Sie sahen aus wie Touristen, trugen beide Kameras um den Hals. Die Frau blieb stehen, um auf einer Karte zu überprüfen, in welche Richtung sie gehen mussten.Während sie warteten, hatte das kleine Mädchen die Arme um den Hals des Vaters geschlungen und ihre Wange an seine gelegt. Sie wirkte zufrieden und sicher.
    Der Mann, bei dem ich aufwuchs und von dem ich glaubte, er sei mein Vater, hatte mich nie in den Armen gehalten. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass er mich je getragen hätte, und sei es auch nur wie einen Sack Kartoffeln. Mama hatte das natürlich getan, und ich erinnere mich an viele Male, als Roy meine Hand gehalten hatte. Aber das Verhältnis eines kleinen Mädchens zu seinem Vater ist etwas so Besonderes. Nach nur einem kurzen Blick auf das zufriedene Gesicht dieses kleinen Mädchens wusste ich, dass es im tiefsten Inneren darauf vertraute, dass sein Daddy Dämonen vertreiben,Alpträume mit einem Knurren verjagen, sie so hoch heben, dass keine Gefahr sie erreichte, sie aus aus jedem Feuer, jeder Flut retten und ihr helfen

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