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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Chester, aber sie verstand das nicht. »Vermutlich werde ich auf die Straße geworfen.«
    Ich wischte mir die Hände an einem Handtuch ab und marschierte hinter Boggs her. Was geschehen soll, geschieht, dachte ich mir. Ich war es leid, gegen sie alle zu kämpfen.
    Großonkel Richard saß hinter seinem Schreibtisch, den Sessel so gedreht, dass er zum Fenster hinausschauen konnte. Er rauchte eine Zigarre, deren Rauch in Spiralen zur Decke stieg, wo er von einem Ventilator gepackt und gleichmäßig im Raum verteilt wurde.
    »Sie wollten mich sehen?«, fragte ich.
    Er drehte sich rasch um und beugte sich vor.
    »Bitte schließen Sie die Tür«, forderte er mich auf.
    Das tat ich. Er deutete auf den Ledersessel vor seinem Schreibtisch. Ich ging dorthin und setzte mich.
Er schnipste die Asche ab, legte die Zigarre hin und faltete die Hände vor dem Bauch.
    »Als Leonora mir zum ersten Mal davon erzählte, dass sie Sie aufnehmen wollte, war ich nicht völlig damit einverstanden«, begann er. »Unser Haushalt funktioniert mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks, effizient, erfolgreich. Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass ich mir um die häusliche Seite unseres Lebens keine Sorgen zu machen brauche. Ich habe beruflich genug zu tun, und Leonora ist nicht mehr so stark, wie sie war, als sie nach England kam. Deshalb bin ich froh, dass wir Mr Boggs haben.«
    »Ich gehe morgen«, sagte ich.
    Er hielt inne, zwinkerte einen Moment heftig und schüttelte dann den Kopf.
    »Genau deshalb wollte ich Sie sehen. Sie sprechen einfach unaufgefordert.Wer sagt Ihnen, dass ich will, dass Sie gehen?«
    »Ich dachte nur …«
    »Vermutlich haben Sie Recht. Ich sollte es wollen, dass Sie gehen. Mit Ihren frechen Manieren haben Sie meinen Gast heute Abend beleidigt.«
    »Frech?«
    »Sie besitzen genug Vernunft und Haltung, wenn Sie auf der Bühne stehen.Warum nicht auch sonst?«
    »Ich bin, wer ich bin«, sagte ich, und Tränen brannten mir in den Augen. Ich wusste selbst nicht, was das bedeutete, aber es klang gut. Wie oft am Tag konnte man mir das Gefühl vermitteln, minderwertig zu sein?

    »Unsinn«, erwiderte er. »Sie sind noch niemand.«
    Jetzt zog ich die Augenbrauen hoch. Wusste er alles? Hatte Victoria ihm geschrieben?
    »Sie befinden sich im Prozess, jemand zu werden, wie die meisten jungen Frauen Ihres Alters, aber Sie besitzen noch keine wirkliche Identität. Sie haben jedoch noch die Gelegenheit, sich selbst zu formen, Ihre Persönlichkeit, Ihr ganzes Wesen.
    Es überrascht mich nicht, wie Sie sich benehmen und wie Sie mit Leuten sprechen, besonders mit älteren Menschen. Alle Amerikaner, die ich kenne, besitzen die gleiche Selbstgefälligkeit und Arroganz.«
    »Arroganz? Wir? Mir erscheint das genau andersherum. Ihr findet, ihr hättet das Rad erfunden, nennt uns die Kolonien. Amerika ist das beste Land der Welt.«
    Er starrte mich einen Augenblick an und lachte dann.
    »Schon gut, schon gut. Wir wollen nicht darüber debattieren, wer die beste Gesellschaft hat und wer am meisten zur Zivilisation beigetragen hat.Tatsache ist, dass ich Sie nicht hergerufen habe, um mich Ihrer zu entledigen, sondern um Ihnen Hilfe anzubieten«, sagte er in viel sanfterem Ton.
    »Hilfe? Mir?« Ich war überrascht. »Wie?«
    »Ihnen fehlt, mir fällt kein besseres Wort ein, Kultiviertheit. Ich bin ebenso wie meine Frau der Ansicht, dass aus Ihnen etwas werden kann, aber Sie müssen diese rauen Kanten abschleifen. Ich weiß, dass Sie bis jetzt eine harte Zeit hinter sich hatten,
und in Anbetracht dessen haben Sie sich bemerkenswert gut entwickelt. Aber in anderer Hinsicht müssen Sie noch ein wenig weiter gehen, und ich kann Ihnen dabei, glaube ich, helfen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie tun wollen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Wie können Sie mir helfen?«
    »Ich bringe Ihnen Manieren bei, lasse Sie von meiner Erziehung profitieren, aber Sie müssen sich kooperativ zeigen, und im Augenblick sollte es aus Gründen, die ich am besten unerwähnt lasse, unter uns bleiben.«
    »Mir Manieren beibringen?«
    »Wie Sie sich in vornehmer Gesellschaft zu benehmen haben. Kurz gesagt Etikette.«
    »Ich weiß mich zu benehmen.«
    »Nicht in der Welt, in der Sie sich bald bewegen werden. Einen guten Eindruck zu machen ist die halbe Schlacht. Nun?«
    »Vermutlich«, sagte ich achselzuckend. Ich wusste immer noch nicht genau, was er eigentlich vorschlug.
    »Nein, die angemessene Antwort wäre: ›Vielen Dank. Ich weiß Ihre Bereitschaft, mit mir zu

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