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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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arbeiten, sehr zu schätzen.‹ Also«, fuhr er fort und lehnte sich zurück, »Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass wir hinter dem Haus ein kleines Cottage haben. Es wird zurzeit nicht viel benutzt, aber es ist in gutem Zustand.«
    »Ja«, bestätigte ich fast atemlos. Hatte Boggs ihm nie erzählt, dass er mich vor dem Cottagefenster angetroffen hatte?

    »Wir werden es zu unserem besonderen Klassenzimmer machen. Ich lasse dort ein paar Änderungen durchführen, und dann werde ich Sie benachrichtigen, wann wir beginnen«, verkündete er.
    Ich starrte ihn an. Klassenzimmer? Worüber redete er eigentlich?
    »Sie scheinen mein Angebot immer noch nicht besonders zu schätzen«, bemerkte er.
    »Ich befürchte, dass ich es immer noch nicht verstehe. Was werden wir genau tun?«
    »Ich werde für Sie gesellschaftliche Situationen schaffen und erklären, wie Sie sich verhalten sollen, was Sie zu erwarten haben. Als Schauspielschülerin sollte es kein Problem für Sie sein, sich ein wenig zu verstellen«, meinte er. »Es wird nicht allzu schwierig sein, aber es wird Ihnen von großem Nutzen sein.«
    »Warum wollen Sie etwas für mich tun? Sie sagten selbst, Sie wären nicht besonders glücklich darüber gewesen, dass ich hierher kam.«
    Er schaute einen Moment zu Boden und hob dann langsam den Blick. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war viel weniger förmlich, viel wärmer.
    »Ich spreche nicht mehr über sie. Es ist zu schmerzlich für Leonora, aber wir hatten eine Tochter, die als kleines Mädchen starb. Natürlich denke ich oft an sie und ich bedauere, dass ich ihr nie die Dinge geben konnte, die ich ihr gerne gegeben hätte, so auch als wenigstes meine gesellschaftlichen Kenntnisse.

    Wenn sie nicht gestorben wäre, wäre sie vielleicht eine so talentierte junge Dame wie Sie geworden. Ich stelle sie mir in Ihrem Alter vor. Es gibt so vieles, was ich ihr hätte sagen und zeigen wollen. Durch ihr vorzeitiges Dahinscheiden bin ich darum betrogen worden.
    Was ich ihr hätte geben können, kann ich jetzt Ihnen geben. In aller Bescheidenheit, jedes Mädchen wäre deswegen geschmeichelt und wüsste das zu schätzen.« Er holte tief Luft und schaute mich an. »Kurz gesagt, ich bin bereit, mehr ein Vater als ein Arbeitgeber zu sein. Also?«, fragte er rasch.
    »Danke«, antwortete ich, bewegt von seiner Rede, aber immer noch ein wenig verängstigt nach dem, was ich zwischen ihm und Mary Margaret gesehen hatte. Erwartete er, dass auch ich Kleinmädchenkleidung anzog und an einem Lutscher nuckelte?
    »Gut.« Er nahm seine Zigarre zur Hand. »Ich werde Ihnen mitteilen, wenn alles im Cottage so ist, wie ich es haben will. Bis dahin zügeln Sie bitte Ihr aufsässiges Temperament.«
    Er nickte und drehte seinen Sessel, als wollte er sagen: »Sie können jetzt gehen.«
    Ich stand langsam auf, blieb an der Tür stehen und schaute mich zu ihm um, wie er aus dem Fenster starrte. Dann ging ich mit klopfendem Herzen zurück in mein Zimmerchen.
     
    Großonkel Richard erwähnte in der folgenden Woche das Cottage nicht mehr. Deshalb fing ich an,
mich zu fragen, ob ich mir das alles nur eingebildet oder ob er seine Meinung geändert hatte. Mary Margaret kehrte am nächsten Tag zur Arbeit zurück, aber sie wirkte blass und krank. Als ich sie fragte, wie es ihr ging, sagte sie schnell: »Gut« und beließ es dabei. Weitere Fragen machten sie anscheinend nur noch blasser und verängstigter. Sie sah aus, als würde sie in Tränen ausbrechen, wenn ich es wagte, weiterzuforschen.
    Zwischen Randall und mir war es genau umgekehrt: Er sah aus, als würde er jedes Mal in Tränen ausbrechen, wenn er versuchte, mit mir zu sprechen. Einiges von meiner Wut und meiner Reaktion auf ihn wurde hervorgerufen von meiner eigenen Unentschiedenheit bezüglich meines Vaters. Wenn Randall ihn nicht so beharrlich gesucht hätte, stünde ich jetzt nicht dieser emotionalen und psychologischen Krise gegenüber. Ich gab ihm die Schuld daran und dankte ihm dennoch insgeheim. Er ging mir aus dem Weg, wich mir aus, wartete auf einen Blick oder ein Wort der Vergebung.
    Schließlich, am Samstagmorgen, beschloss ich, ihm zu verzeihen, und wollte ihm von der Einladung meines Vaters zum Tee am Sonntag erzählen. Nach meinen Frühstückspflichten wollte ich ihn überraschen und ihm vorschlagen, am Nachmittag etwas gemeinsam zu unternehmen. Ich wollte eigentlich nur einen netten Spaziergang in den Kensington Gardens machen und reden. Wir könnten uns ein Sandwich und etwas zu trinken

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