Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
wie Megan, aber auch nicht so stark wie ich.Vielleicht warst du eher wie die Tochter, die sie sich gewünscht hatte. Ich habe vergangene Nacht über all das nachgedacht, um zu verstehen, warum sie dir so viel vom Familienvermögen hinterlassen hat, und ich bin zu diesem Schluss gelangt.«
Sie trank ihren Kaffee und starrte einen Augenblick
aus dem Fenster. Hatte ich sie falsch beurteilt? War ich so unfair und wenig mitfühlend, wie ich es ihr vorwarf?
»Wie du gestern selbst erlebt hast, ist meine Schwester dir keine große Hilfe in dieser unerfreulichen Situation, in der wir uns alle befinden«, fuhr sie fort. »Offen gestanden bin ich es leid, die ganze Drecksarbeit in dieser Familie zu erledigen. Schließlich habe ich meine eigenen Ambitionen und Interessen.
Deshalb habe ich beschlossen, einen Waffenstillstand zwischen uns auszurufen, wenn du dafür zugänglich bist.«
»Einen Waffenstillstand?«
»Grant hat Recht. Wir brauchen doch nicht irgendwelchen Anwälten die Taschen zu füllen, die im Endeffekt am meisten von diesem Familienstreit profitieren würden«, erklärte sie. »Meine Mutter hat beschlossen, dass wir beide um jeden Preis zu einer Art Partner werden. Ich werde weiter Geld verdienen für das Familienunternehmen, und du wirst davon profitieren. Wie hört sich das so weit an?«
»In Ordnung«, sagte ich vorsichtig. Ich fühlte mich wie jemand, der darauf wartete, dass das dicke Ende nachkam. »Was muss ich tun?«
»Tun? Es gibt nichts für dich zu tun. Du kannst wieder das Leben führen, das du führen möchtest. Ich stelle mir vor, dass du wieder nach England zurückkehren möchtest. Stimmt das nicht?«
»Doch«, bestätigte ich.
»Also, dann werden wir einfach das Haus und den Grundbesitz zum Verkauf ausschreiben und den Erlös investieren.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich.
»Du weißt nicht?«
»Dieses Haus … ich muss immer daran denken, wie wichtig es für Großmutter Hudson war.«
»Ja, das war es, aber sie ist tot, und wir müssen an die Unterhaltskosten denken. Wie kann ein Mädchen wie du daran denken, ewig hier zu bleiben?«
»Ein Mädchen wie ich?«
»Jung, das ganze Leben noch vor sich«, erwiderte sie. »Du kannst dir doch nicht diese ganzen Sorgen aufbürden wollen, besonders wenn du planst, nach England zu gehen.«
»Das stimmt wohl«, sagte ich.
»Natürlich stimmt das. Jeder muss sein Schicksal erfüllen. Meines war es, eine Weile in die Fußstapfen meines Vaters zu treten, und als er tot war, seinen Platz einzunehmen. Ich habe Gutes für die Familie geleistet. Mutter wollte das nie zugeben und mir zugute halten. Sie war von der alten Schule und hegte diese altmodischen Vorstellungen, dass eine Frau nicht in die Geschäftswelt gehört. Zu ihrer Zeit gaben sich starke Frauen damit zufrieden, ihre Ehemänner subtil wie Marionetten zu manipulieren. Sie blieben im Hintergrund, hinter dem Vorhang dessen, was als anständig und schicklich betrachtet wurde.
Ich erinnere mich genau, dass sie es als so unweiblich von mir empfand, sich für Aktien und Obligationen zu interessieren. Mutter starb ohne zu wissen, was der Unterschied zwischen einem Junk Bond und einer staatlichen Schuldverschreibung ist.«
»Den Unterschied kenne ich auch nicht«, gestand ich.
»Genau das meine ich. Deshalb ist es so wichtig, dass wir miteinander zurechtkommen. Ich bitte dich nicht darum, diese Unterschiede zu lernen oder dein Leben zu ändern, aber es gibt einen beträchtlichen Grundbesitz, der geschützt und erhalten werden muss. Das siehst du doch bestimmt ein.«
»Ja«, sagte ich.
»Gut. Also, ich bin froh, dass wir diesen kleinen Plausch miteinander hatten«, sagte sie. »Ich bringe dir in den nächsten Tagen etwas Papierkram vorbei, einige Angelegenheiten, die wir entscheiden müssen. Keine Sorge, ich werde dir alles ganz genau erklären. Ich habe das Gefühl«, sagte sie, erhob sich und griff nach ihrem Mantel, »dass es viel einfacher sein wird, mit dir darüber zu reden als mit Megan.
Übrigens«, fügte sie hinzu, als sie ihren Mantel anzog, »es überrascht mich nicht, dass sie Brody und Alison nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Morgen, weißt du noch? Alles wird auf morgen aufgeschoben«, sagte sie, lachte und ging.
Ich folgte ihr zur Tür. Sie drehte sich zu mir um, nachdem sie sie geöffnet hatte.
»Ich bin so froh, dass ich mich entschlossen habe, dieses Gespräch mit dir zu führen. Wer will schon so viel Unannehmlichkeiten am Hals haben bei all dem, was wir noch mit
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