Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
untergebracht hatte.
Im Stall war ich begeistert, wie schön Rain geworden war. Sie war ein kastanienbraunes Pferd mit einer fast blonden Mähne. Sie schaute mich voller Neugierde an, als ich näher kam. Dann hob sie ihr linkes Vorderbein und stampfte auf den Holzboden.
»Das ist ihre Art, hallo zu sagen«, erklärte Jake mir. »Sie sagt nicht jedem hallo, Sie haben also einen tollen Anfang gemacht.«
Ich lachte und kraulte ihr die Schnauze. Jake gab mir einige Zuckerwürfel, um sie zu füttern, während er Sattel und Zügel holte. Ich wusste,
wie man ein Pferd füttert, die Handfläche flach hält und sie die Würfel herausknabbern lässt. Sie nickte.
»Das war ihr Danke«, sagte Jake, als Rain zurückwich. Jake legte ihr den Sattel auf und befestigte den Gurt. »Das sollten Sie selbst machen. Stimmt’s?«
»Das war eines der ersten Dinge, die sie uns im Reitunterricht beigebracht haben«, bestätigte ich.
»Sie legen die Trense an«, forderte er mich auf und ich folgte ihm. Rain leistete keinerlei Widerstand.
Danach sah ich zu, wie Jake die Hufe reinigte. Er zog den Sattelgurt noch einmal nach und bat mich aufzusitzen, damit er die Steigbügel einstellen konnte. Als das erledigt war, führte er uns aus dem Stall.
»Reiten Sie mit ihr nach Westen. Der ausgetretene Pfad, den Sie dort sehen, führt auf den Gipfel dieses Hügels«, sagte er und deutete dorthin. »Von dort können Sie übrigens auf Ihren Besitz hinunterschauen, auf das Haus und alles rundherum. Folgen Sie weiter dem Pfad, er führt Sie wieder hierher zurück. Das sollte etwa anderthalb Stunden dauern.
Wenn Sie sie leicht mit den Beinen antreiben und sich ein bisschen vorwärts beugen, fällt sie in einen leichten Galopp. Das mag sie, aber sie wird Sie auch gerne auf die Probe stellen und sich widersetzen, wenn Sie sie zurücknehmen. Lassen Sie
ihr nicht ihren Willen, kein bisschen. Sie ist wie ein verzogener Teenager. Sobald Sie ihr klar gemacht haben, dass Sie das Sagen haben, ist sie lammfromm. Okay?«
»In Ordnung, Jake«, sagte ich.
»Einen schönen Ritt. Ich warte auf Sie«, sagte er. »Ich muss mal mit dem Burschen reden, dem der Stall gehört.«
Er ging davon. Mein Herz raste. Ich spürte die große Kraft des Pferdes unter mir. Ungeduldig verdrehte es den Hals, weil ich so zögerte, aber ich hielt die Zügel einen Moment lang fest, weil ich tun wollte, was Jake mir empfohlen hatte.
»Wir gehen, wenn ich so weit bin«, sagte ich, dann lockerte ich den Griff und drückte die Schenkel ganz sanft zusammen. Sie ging vorwärts, den Kopf hoch aufgerichtet stolzierte sie auf den Weg zu. Ich schaute mich um und sah, dass Jake mich beobachtete.
»Genau so«, rief er. »Sie sitzen aufrecht und in perfekter Haltung. Ich wusste es doch.«
Er hatte Recht. Wenige Minuten, nachdem ich losgeritten war, kam alles, was ich gelernt hatte, und meine frühere Reiterfahrung wieder. Nachdem ich in Dogwood meine anfänglichen Ängste überwunden hatte, war ich leidenschaftlich gerne geritten. Die Ironie, dass ein armes Mädchen, aufgewachsen im Ghetto, plötzlich in teurer Reitkleidung zusammen mit einigen der reichsten jungen Frauen der Gegend unterrichtet wurde, entging
mir nicht. Selbst jetzt brachte es mich zum Lächeln. Wenn ich früher zu Pferde saß, dachte ich immer daran, dass Mama Arnold vor Lachen brüllen würde und ihr dabei Tränen des Glücks über die Wangen laufen würden.
Ich spürte Rains Drang loszugaloppieren. Sie zog an den Zügeln, warf den Kopf hin und her, schnaubte, wieherte, tat alles, außer sich aufzubäumen und mich abzuwerfen. Ich zog die Zügel und ließ sie stillstehen. Sie senkte den Kopf, warf ihn hin und her, hob ihn wieder und scharrte mit dem rechten Vorderhuf. Schließlich beruhigte sie sich, und ich ließ sie langsam vorwärts gehen. Nach etwa fünf Minuten ließ ich ihr ein wenig die Zügel schießen, und sie fiel in einen leichten Galopp. Es war wunderschön – wie auf dem Wind zu reiten. Dann hatte ich Angst, ihr zu viel Spiel zu geben, und zog sie zurück, als wir uns dem Hügel näherten.
Langsam ritten wir hinauf. Ich blieb stehen und schaute mich um, wie Jake mich angewiesen hatte. Dort lag Großmutter Hudsons schönes großes Haus, das jetzt zum größten Teil mir gehörte, ins Tal geschmiegt. Der See glänzte wie Silber. Hoch über ihm kreisten zwei Krähen. Den Besitz aus dieser Perspektive zu sehen erfüllte mein Herz mit Freude.
Wie konnten wir ihn einfach verkaufen als eine Investition, das Land und
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