Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
das Haus behandeln wie irgendeine Aktie auf dem Markt? Sie besaßen zu
viel Persönlichkeit, Geschichte. Das war nicht einfach ein Besitz; es war ein Zuhause.
Victoria würde mit mir deswegen kämpfen müssen, beschloss ich. Als ich das Anwesen aus dieser Höhe sah, war ich überzeugt davon, dass es Großmutter Hudsons Absicht war, mir die Kontrolle darüber zu geben, weil ich die Bedeutung eines Heims erkennen würde, es beschützen und schätzen würde.
Rain schaute hinüber, als ob auch sie die Aussicht zu schätzen wüsste. Sie war überhaupt nicht ungeduldig. Ich streichelte ihr den Hals.
»Bald werden wir einmal dort hinüber reiten, Rain. Du kannst mich dann besuchen«, versprach ich ihr. Dann folgten wir weiter dem Weg, durch einige Wäldchen, vorbei an einem funkelnden Wasserlauf, wo die Nachmittagssonne die Steine des Flusses in Juwelen und Kristalle verwandelte, als das Licht durch die umstehenden Bäume fiel.
Ich gab meiner vierfüßigen Namensvetterin noch einmal Gelegenheit zu galoppieren; dann verlangsamten wir das Tempo und ritten gemächlich zum Stall zurück, wo Jake uns erwartete. Er saß auf einem Stuhl und las die Zeitung.Als er sah, dass wir näher kamen, erhob er sich.
»Nun?«
»Es war wunderbar, Jake. Danke.«
»Sie sieht aus, als hätte sie ein gutes Training absolviert, Prinzessin. Gut gemacht.«
Nachdem wir mit ihr ein wenig hin und her gegangen
waren und sie sich abgekühlt hatte, striegelte ich sie etwa eine halbe Stunde lang. In Dogwood ließen sie uns immer unsere Pferde striegeln. Das ist die beste Methode, sie an einen zu gewöhnen. Als Jake und ich gingen, war es bereits später Nachmittag.
»Ich sehe dich bald wieder, Rain«, versprach ich ihr. Sie drehte den Hals und nickte, als hätte sie mich genau verstanden.
»Das werden Sie«, sagte Jake. »Wenn Sie nach England zurückkehren, sollten Sie vielleicht auch reiten«, schlug er vor, als wir in das Auto stiegen.
»Vielleicht«, sagte ich. Ich schaute mich zu dem Reiterhof um, als wir davonfuhren. »Es ist wirklich schön hier, Jake. Ich habe dort oben eine Entscheidung getroffen. Ich werde nicht verkaufen«, sagte ich. »Solange ich kann, werde ich das Haus behalten.«
Er lachte.
»Gut«, sagte er.
»Wenn ich nach England zurückkehre, sollten Sie dort einziehen und sich darum kümmern«, fügte ich hinzu.
»Ich weiß nicht recht, Prinzessin.«
»Ich schon. Denken Sie darüber nach, Jake. Eines Tages möchte ich gerne hierher zurückkommen, weil dies mein Zuhause ist. Ich weiß, dass Sie sich darum kümmern werden, dass alles gut in Schuss ist. Okay?«
»Ich weiß nicht, Prinzessin«, wiederholte er. »Es
birgt eine Menge Erinnerungen für mich. Ich werde es mir überlegen«, versprach er.
Tief in Gedanken versunken lehnte ich mich zurück.Träumte ich nur, schuf ich mir eine Fantasiewelt, um der harten Realität zu entfliehen? Wie konnte ich jemals hierher zurückkehren? Wohin würde ich zurückkehren?
»Wer ist das denn?«, fragte er, als wir die Auffahrt zu Großmutters Anwesen hinauffuhren. Ein silbernes Corvette-Kabrio parkte vor dem Haus.
Hatte Corbette noch einen anderen Sportwagen, fragte ich mich.
Ich stieg aus und näherte mich dem Auto. Dann hörte ich eine Stimme, die mich vom Bootssteg her rief. Mein Halbbruder Brody winkte mir.
Jake hatte gewartet, um zu sehen, ob ich ihn noch brauchte.
»Wer ist es?«, fragte er blinzelnd.
»Es ist Brody«, sagte ich.
»Oh.«
»Megan muss ihm schließlich die Wahrheit über mich erzählt haben«, sagte ich.
Jake nickte.
»Dann wollt ihr beide wohl ein bisschen ungestört sein. Ich komme morgen wieder. Sie wissen, wo ich bin, wenn Sie mich brauchen. Danke, dass Sie Rain ihren Auslauf verschafft haben«, sagte er und fuhr davon, als Brody schnell näher kam.
Voller Erwartung stand er dort.
»Ich habe fast eine Stunde auf dich gewartet. Fast
hätte ich aufgegeben. Ich dachte, du wärst weggegangen, vielleicht zurück nach England. Meine Mutter schien nichts über deine Pläne zu wissen, als ich sie danach fragte«, fuhr er fort.
»Ach ja?«
»Ich wusste, dass sie und mein Vater hier draußen gewesen waren, aber sie wollte nicht darüber reden.
Deshalb«, sagte er achselzuckend und schaute sich um, »beschloss ich, mit meinem neuen Auto die erste große Tour hierher zu machen. Gefällt es dir? Dad hat es mir vor einer Woche gekauft wegen meiner guten Noten und meiner Leistungen auf dem Footballfeld – mir ist dieses Jahr eine Rekordzahl von Touchdowns
Weitere Kostenlose Bücher