Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
verursachen.«
Sie starrte mich einen Augenblick an und nickte dann.
»Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie mit überraschender Entschlossenheit. »Es war Megans Schuld von Anfang an. Und die Schuld meiner Eltern, die immer Entschuldigungen für sie fanden, ihre Fehler immer vertuschten, ihr gestatteten, in ihrer rosaroten Welt zu leben.
Wenn sie in der Schule schlecht war, gaben sie den Lehrern oder dem Fach die Schuld. Wenn sie Geld unklug ausgab, hatte sie jemand hereingelegt. Immer das Opfer, arme Megan dies, arme Megan das.
Grant hätte nicht so verständnisvoll sein sollen, als die Wahrheit über dich bekannt wurde«, fuhr sie fort und redete dabei hauptsächlich zu sich selbst. »Sie spielt dieses Spiel nur zu gut, bringt Leute ständig dazu, sie zu bedauern. Männer sind so schwach, wenn es um jemanden wie Megan geht. Mein Vater war blind und dumm, immer wenn er sie anschaute, ihr zuhörte, die Dinge sah, die sie getan hatte. Sie ist eine Schlangenbeschwörerin.
Grant befindet sich in einer schwierigen Situation«, sagte sie. Sie hatte sich gefangen und redete jetzt wieder mit einer ganz anderen Stimme. »Diesmal sitzt er in der Falle. Natürlich konnte er sie nicht einfach hinauswerfen und die Welt wissen lassen, wen er da eigentlich geheiratet hatte. Er hat eine große Zukunft. Das verstehe ich. Man geht Kompromisse ein, um zu bekommen, was man haben will. Das ist Geschäftstüchtigkeit.
Grant ist außerordentlich geschäftstüchtig. Das
bewundert er auch an mir, weißt du. Das kann ich dir sagen.«
Sie presste die dünnen Lippen fest aufeinander und nickte.
»Ich muss zu ihm, um zu sehen, wie ich ihm helfen kann. Meine Schwester wird nicht in der Lage sein, ihm auch nur ein Jota zu helfen. Sie wird die Rolle der tragischen Frau spielen, so dass niemand es wagt, ihr die Schuld an all dem zu geben.«
Sie heftete ihnen Blick auf mich, die Pupillen wurden kleiner, die Augenlider bebten vor Zorn. »Aber du und ich wissen die Wahrheit, nicht wahr? Eines Tages werden wir sie zwingen, ihr ins Auge zu sehen.
In Ordnung«, sagte sie und erhob sich, »tu nichts und sprich mit niemandem darüber. Ich bleibe mit dir in Verbindung.
Wie du siehst«, sagte sie kühl lächelnd, »bin ich wirklich die Einzige, der du in dieser Familie vertrauen kannst.«
Bevor ich irgendetwas sagen konnte, drehte sie sich auf dem Absatz um wie eine Marionette und marschierte aus dem Haus, um ihre selbst auferlegte Mission zu erfüllen.
Mein Gott, dachte ich, sie ist tatsächlich glücklich. Sie will mich als Keil benutzen, mit dem sie meine Mutter und Grant immer weiter auseinander treibt, in dem Glauben, er würde sich einfach umdrehen und ihr dankbar in die wartenden Arme fallen.
Ich stand langsam auf und folgte ihr hinaus, um ihr zu sagen, dass ich nicht an einem Plan mitwirken wollte, der meine Mutter zerstören sollte, aber sie war bereits weg. Ich hörte nur noch das Brummen ihres Motors in der Ferne. Jake überquerte die Auffahrt.
»Was hat sie gesagt?«, erkundigte er sich.
Ich schaute ihn an.
»Sie haben Unrecht, Jake«, sagte ich.
»Womit?«
»Sie kann unmöglich Ihre Tochter sein.«
Abgesehen von einem Anruf von Tante Victoria, in dem sie mir mitteilte, dass sie die Organisation von Brodys Beerdigung in die Hand genommen hatte, hörte ich in den nächsten Tagen von niemandem etwas. Jeden Tag rechnete ich damit, dass meine Mutter anrufen und mir etwas Unzusammenhängendes vorbrabbeln würde, das von Selbstbezichtigungen bis zu Anklagen reichte. Ich hatte Angst, dass das Telefon klingelte.
»Ein Glück, dass ich beschlossen habe herzukommen, um zu helfen«, sagte Tante Victoria. »Grant ist immer noch nicht in der Verfassung, sich selbst zu helfen, und Megan ist praktisch die meiste Zeit nicht bei Bewusstsein. Sie holt alles heraus, was herauszuholen ist.«
»Ich bezweifle, dass eine Mutter, die ihren Sohn verloren hat, versucht, Sympathie herauszuschlagen, Tante Victoria«, sagte ich.
»Du kennst sie nicht so, wie ich sie kenne. Ich sehe, dass Grant sich vor ihr ekelt. Er hat nichts dergleichen zu irgendjemandem gesagt, aber ich sehe es in seinem Blick, wenn ich mit ihm rede.
Der Trauergottesdienst wird in der örtlichen Kirche stattfinden, und anschließend wird Brody auf der Grabstelle der Hudsons beigesetzt werden. Meine Mutter würde das wollen, meinst du nicht auch?«, fragte sie.
Warum versuchte sie, mich in dieser Angelegenheit zu ihrer Verbündeten zu machen? Am liebsten wäre ich mit ihr
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