Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
würde das aussehen? Sie sitzt in der Klemme. Haben Sie doch etwas Mitleid mit ihr«, scherzte er.
Ich musste lächeln.
Das war ein gutes Gefühl, fast wie ein Überraschungspaket aufzureißen.
Dann rollten sie meinen Stuhl herein.
Das erinnerte mich daran, dass Lächeln und Lachen wie kostbare Antiquitäten waren.Wir können sie abstauben, aber sie haben keine Funktion mehr, außer im Regal zu liegen und uns an eine schönere Zeit zu erinnern, eine Zeit, als es noch etwas namens Hoffnung gab.
KAPITEL 7
Nach Hause
E ine Woche später tauchte der ungerührte Dr. Casey mit einer mausgesichtigen Krankenschwester auf. Als er mit ihr sprach, schaute sie ihn nicht an, hielt aber den Kopf aufrecht, dass es aussah, als starrte sie mich an, während sie die Augen hob, bis sie fast unter den Lidern verschwunden waren. Dann erst wandte sie sich ihm zu. Sie benahm sich, als könnte sie ihm nur einen verstohlenen Blick zuwerfen oder als wäre er eine königliche Hoheit, die man nicht direkt anschauen darf.
Er führte seine übliche Untersuchung durch. Dass er Plastikhandschuhe trug, als er mich berührte, gab mir das Gefühl, infiziert zu sein. Aber als er die Untersuchung beendete und abrupt von meinem Bett zurücktrat, fühlte ich mich wie eine richtige Seuchenquelle.
»Dr. Eisner und ich haben die Einschätzung Ihres Zustandes abgeschlossen«, begann er mit seinem dünnen, nasalen Ton. Er hielt seinen dünnen Hals steif, als er sprach, seine haselnussbraunen Augen bewegten sich nicht. Ich musste an eine lebensgroße Marionette denken, als er das Wort
Schicksal mit mahlenden Kiefern über seine dunkelrote Zunge brachte. »Die Therapie wird Ihre Beine stärken und die Muskulatur davor bewahren, weiter zu schwinden. Bis jedoch eine neue, viel versprechende Behandlungsmethode für Rückenmarksverletzungen entdeckt worden ist, werden Sie nie ganz gesunden.
Wie Sie wissen, kann es gelegentlich zu schmerzhaften Muskelkrämpfen kommen. Wenn Sie nicht angemessen aktiv sind, können sich Wundstellen bilden.Verminderte Beweglichkeit und schlechtere Blutzirkulation können zu lästigen Hautgeschwüren führen. Sie müssen es sich zur Gewohnheit machen, Ihre Haut täglich zu untersuchen.
Baden Sie täglich und trocknen Sie sich gründlich ab, besonders zwischen den Zehen und in der Leistengegend. Der Therapeut wird Ihnen ein Handbuch mit Anweisungen geben, wie Sie sich selbst pflegen können. Sorgen Sie dafür, dass Sie alles verstanden haben, bevor Sie entlassen werden«, sagte er.
»Ich werde entlassen?«
»Aus dieser Abteilung des Krankenhauses, ja«, sagte er. »Hier können wir nicht mehr viel für Sie tun. Wir werden Sie in die Abteilung für Physiotherapie verlegen. Sie werden mit Ihnen ein Programm beginnen, das Sie den Rest Ihres Lebens durchführen müssen«, fügte er trocken hinzu. Das hörte sich an wie eine Gefängnisstrafe, die über die Lippen eines strengen Richters kam.
Er machte sich Notizen auf mein Krankenblatt und gab es dann der Krankenschwester zurück. Sie warf mir einen Blick zu, lächelte und wartete.
»Haben Sie irgendwelche Fragen?«, fragte er.
Fragen? Das war alles, was ich hatte. Beispielsweise, was wäre geschehen, wenn Ken Arnold nach meiner Geburt in eine andere Stadt gezogen wäre? Was wäre mit mir geschehen, wenn Beneatha sich nicht mit irgendwelchen Gangmitgliedern eingelassen hätte und getötet worden wäre, wenn Mama nicht so krank geworden wäre? Was wäre passiert, wenn ich nie die Wahrheit über mich erfahren hätte? Was wäre passiert, wenn ich verschlafen und diesen letzten Ritt auf Rain verpasst hätte?
Ich schaute den Arzt an. Anscheinend wartete er eifrig darauf, dass ihm eine Frage gestellt wurde, so eifrig wie ein Wunderkind, das seine Intelligenz unter Beweis stellen wollte.
»Wann wache ich auf?«, fragte ich.
»Wie bitte?« Der Arzt schaute verwirrt drein.
Die Krankenschwester zog ihre dünnen dunkelbraunen Augenbrauen hoch und entspannte ihren schmalen Mund.
»Vergessen Sie es«, sagte ich. »Leute in Alpträumen antworten einem nicht.«
»Oh«, machte er, dass seine blassen Lippen einen kleinen Kreis bildeten. Ihm war gerade erst klar geworden, dass mein Leiden tiefer ging als die Stellen, an denen er herumstochern konnte, selbst mit seinen Röntgenapparaten. »Dr. Snyder kommt bald zu
Ihnen. Sie ist unsere Psychologin«, erklärte er. »Viel Glück«, wünschte er mir und drehte sich um.
Die Krankenschwester tätschelte meine Hand. Ich warf ihr einen Blick
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