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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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andere Patienten mit ähnlichen Verletzungen, die meisten von ihnen, wie Dr. Snyder gesagt hatte, mit viel größeren Schäden.
    Patienten mit schwerer Querschnittslähmung zu sehen, machte mir das deutlich klar. Ich war überrascht, wie die meisten von ihnen weitermachten und an ihrer Therapie arbeiteten.

    Als Dr. Snyder wiederkam, sprachen wir darüber, und anscheinend war sie fast stolz auf diese Patienten. Als wären wir jetzt ein eigenes Volk, bei dem sich die Leistungen jedes Einzelnen auf die gesamte Gruppe niederschlugen.
    »Jedes Mal, wenn Sie am liebsten aufhören möchten«, riet sie mir, »denken Sie an sie. Die Wahrheit ist, Rain, dass die große Mehrheit der Querschnittsgelähmten sich gut an die Situation gewöhnt, wie Sie das auch tun werden«, prophezeite sie voller Zuversicht. »Sie werden Auto fahren, ein normales gesellschaftliches Leben führen, und wenn Sie wollen, auch eine Familie haben.«
    »Eine Familie?« Darüber musste ich lachen. »Wer würde mich denn schon zur Frau haben wollen?«
    »Jemand, der sich in Sie verliebt«, antwortete sie schlicht.
    »Aber klar.«
    Ich musste noch meinem Vater in London und Roy schreiben, was mir passiert war. Tief im Innersten hoffte ich wohl, dass ich über Nacht sterben würde und es niemandem mehr erzählen musste, aber als immer mehr Zeit verging, wurde mir klar, dass ich es bald tun musste. Was ich nicht wollte, war ihr Mitleid. Dr. Snyder und ich redeten darüber, und sie sagte: »Erzählen Sie ihnen, welche Fortschritte Sie bei Ihrer Therapie machen, und Sie werden kein Mitleid ernten. Natürlich«, fügte sie hinzu, »sorgen Sie besser dafür, dass Sie Ihre Sache auch gut machen.«

    »Das hört sich nach Erpressung an«, sagte ich. Sie lachte und meinte, sie würde alles versuchen, was bei mir aussichtsreich erschiene.
    Ich mochte sie immer mehr. Schon der Gedanke, sie zu verlassen, jagte mir Angst vor dem Verlassen des Rehabilitationszentrums ein. Als ich das ansprach, sagte sie, das sei schmeichelhaft, aber sie wollte nicht, dass ich so empfinde.
    »Sie werden von niemandem abhängig sein, Rain. Kämpfen Sie dagegen an, dann werden Sie sich immer Ihre Selbstachtung bewahren. Ich habe einen Lastwagen, mit dem ich fahre. Die Seite klappt herunter, und ich kann mich hinein und wieder hinaus rollen. Ich brauche nicht einmal jemanden, der mir die Tür öffnet. Stellen Sie sich vor, was mir vorige Woche passiert ist«, sagte sie mit einem stolzen Lächeln.
    »Was?«
    »Ich habe ein Knöllchen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung bekommen. Der Polizeibeamte ließ mich rechts heranfahren und teilte mir mit, dass ich achtzig gefahren sei, wo nur fünfzig erlaubt waren. Ich sagte ihm, ich hätte das Schild übersehen, aber er meinte, ich sollte besser aufpassen, und wollte mir eher deswegen ein Knöllchen verpassen als wegen der tatsächlichen Geschwindigkeitsüberschreitung. Er füllte es aus. Dann schaute er herunter und sah, dass ich im Rollstuhl saß. Er hielt inne und sah aus, als wollte er es aus Mitleid zerreißen. Das machte mich rasend.

    ›Wenn Sie mir ein Knöllchen verpassen wollen, tun Sie es‹, sagte ich. ›Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen.‹
    Er wurde knallrot und schrieb schnell zu Ende. Ich dankte ihm und fuhr lächelnd davon. Hier«, sagte sie, öffnete ihre Handtasche und zog es heraus, »sehen Sie selbst. Ich habe eine Kopie davon gemacht, die in meinem Arbeitszimmer an der Wand hängt.«
    Ich starrte sie einen Augenblick an und lachte dann lauter als je, seit ich den Unfall gehabt hatte.
    Schließlich kam ich so weit, dass ich mich alleine in den Rollstuhl setzen konnte und auch wieder herauskam. Jake besuchte mich noch immer häufig. Er schaute mir bei der Therapie zu. Wenn ich ihn unverhofft anschaute, erhaschte ich einen mürrischen Gesichtsausdruck, der seinen Blick verfinsterte und jede Falte seines müden Gesichtes vertiefte.
    Er ging gebeugter und war auch nicht so gut gepflegt wie früher. Sein Haar war zerzaust und oft sah er aus, als könnte er eine Rasur gebrauchen. Wenn er nahe bei mir war, fiel mir auf, dass die winzigen Blutgefäße in seinen Augen stärker hervortraten als je zuvor. Sobald er merkte, dass ich ihn anschaute, heiterten sich seine Züge auf, so gut er es vermochte. Er erzählte mir vom Haus und dass es gut versorgt wurde. Er brachte mir auch die Post mit. Ich bekam einen Brief von Roy, in dem er schrieb, dass er wieder aus dem Knast heraus sei
und die Tage zählte. Ein Brief meines Vaters

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