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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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den Kopf und den Rücken, danach war alles dunkel.
    Als ich die Augen wieder öffnete, schaute ich hoch zu der hellen Deckenbeleuchtung in einer Krankenhausnotaufnahme. Ich hörte, wie Menschen sich um mich herum bewegten, das Geräusch laufenden Wassers, eine Schale, die auf die Ablagefläche eines Beckens gestellt wurde. Ein Wirbel weißer Uniformen huschte vorüber, bis ich das Gesicht eines besorgten Arztes mittleren Alters sah. Er hatte sehr dünnes, graues Haar und Augen, die vor Besorgnis ganz verquollen waren. Auf der Nasenwurzel war ein kleiner roter Fleck, vermutlich von seiner Lesebrille.
    »Hallo«, sagte er und lächelte.
    »Wo bin ich?«, flüsterte ich. Es klang weit weg wie eine Stimme in einem Tunnel.
    »Sie sind im Krankenhaus. Sie hatten einen Unfall. Können Sie sich noch an irgendetwas erinnern?«, fragte er.

    Ich erzählte ihm, was ich noch wusste, aber ich fühlte mich zerschlagen, und mir war übel. Auch mein Körper fühlte sich an wie weit entfernt. »Also, dieser Schlag auf den Kopf hat eine Gehirnerschütterung verursacht, aber keine ernste. Das wird besser«, versprach er.
    Er blieb über mir, aber sein Lächeln verschwand vom Gesicht.
    »Ich möchte, dass Sie Ihr linkes Bein anheben«, sagte er.
    »Anheben?«
    Er nickte, und ich versuchte das Bein zu heben, aber ich spürte nichts. Nichts geschah.
    »Versuchen Sie jetzt das rechte«, sagte er, und ich tat das Gleiche. Er nickte. »Können Sie das spüren?«, fragte er.
    »Was?«
    Er richtete sich auf.
    »Was ist los mit mir?«
    »Als Sie vom Pferd fielen, sind Sie auch auf den unteren Teil des Rückens aufgeschlagen. Wir müssen Sie nach Richmond transportieren, wo sie medizinische Einrichtungen haben, in denen Verletzungen des Rückenmarks angemessen eingeschätzt und behandelt werden können.«
    »Des Rückenmarks?«
    »Je schneller wir Sie verlegen, desto größer sind die Chancen auf eine gewisse Besserung«, fügte er hinzu.
    Das Wort »gewisse« hing in der Luft wie eine
Seifenblase, die zu platzen und zu verschwinden drohte.
    »Nein«, rief ich.
    »Entspannen Sie sich«, sagte er. »Ich schicke Ihren Vater herein«, sagte er.
    Meinen Vater? Hörte ich schon Dinge?
    Sekunden später betrat Jake den Raum, die Mütze in den Händen, mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er um Jahre gealtert. Jede Falte war tiefer, die Augen dunkel und voller Qual, die Stirn gerunzelt.
    »Wie geht es Ihnen, Prinzessin?«, fragte er.
    »Jake, ich kann meine Beine nicht bewegen.«
    Er nickte.
    »Ich weiß auch nicht, warum ich Sie habe aufsteigen lassen. Mein Instinkt warnte mich, dass es übel ausgehen würde«, murmelte er.
    »Und wer gibt sich jetzt die Schuld an Dingen außerhalb unserer Kontrolle?«, schleuderte ich ihm entgegen. Ich musste die Augen weiter geschlossen halten, weil sich der Raum sonst drehte.
    »Ich hätte es besser wissen müssen. Ich bin älter, erfahrener.«
    »Nicht, Jake.« Ich überlegte einen Augenblick. »Haben Sie dem Arzt gesagt, Sie wären mein Vater?«
    »Ja. Das machte den ganzen Papierkram im Augenblick leichter. Diese Orte...«, brummte er.
    Ich öffnete die Augen und griff nach seiner Hand.

    »Sie sind doch mehr ein Vater für mich, als ich je einen gehabt habe, Jake«, sagte ich.
    Er presste die Unterlippe unter die Oberlippe und spannte dadurch den Kiefer an.Tränen in den Augen eines erwachsenen Mannes haben etwas an sich, das mich noch trauriger macht. Ich weiß, dass niemand es als unter seiner Würde betrachten sollte, Gefühle zu zeigen und zu weinen, wenn ihm oder ihr danach ist, aber jemand wie Jake, der schon so vieles im Leben gesehen und so viele Schwierigkeiten durchgestanden hatte, wirkte zu unerschütterlich, um in aller Öffentlichkeit zu trauern.
    »Ich kümmere mich um den Krankenwagen«, sagte er und ging schnell, aber ich hatte noch gesehen, wie eine Träne über seine Wangen lief.
    Es war eine sehr unbequeme Fahrt. Ich musste fest angeschnallt werden, um jede Bewegung auf ein Minimum zu reduzieren – nicht dass ich vorgehabt hätte, aufzustehen und zu tanzen. Selbst den Kopf einen Zentimeter vom Kissen zu heben versetzte mich auf ein Karussell. Ich war froh, immer wieder einzunicken.
    Im Traumazentrum in Richmond ging es sehr geschäftig, aber auch sehr effizient zu. Sobald ich den Ärzten dort überantwortet worden war, stellten sie schnell eine Diagnose. Sie untersuchten meine Lunge und konzentrierten sich dann auf meine Rückgratverletzung. Ich wurde neurologisch untersucht; als Erstes

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