Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
eigenes Schicksal wieder in die Hand zu nehmen.«
»Ich werde nie die Hand eines Mannes halten und nie wieder gehen. Ich werde nie wieder tanzen.«
»Das werden Sie.«
»Wie denn?«
»Sie werden seine Hand halten, mit ihm dahinrollen und in Ihrem Kopf tanzen, und Sie werden so stark sein, dass er Sie nicht anders wahrnimmt, als dass Sie neben ihm stehen. So ist das bei meinem Mann und mir, und so wird es auch für Sie sein«, versicherte sie mir.
»Na los, kommen Sie hier raus und nehmen Sie Ihr Leben in die Hand, Rain Arnold.«
Ich lächelte sie an.
»Werden Sie mich besuchen?«
»Nein«, sagte sie. Mein Lächeln verschwand. »Sie werden mich besuchen«, korrigierte sie mich und ich lachte. »So ist’s schon besser. Ich muss gehen und einige Patienten besuchen, die mich jetzt wirklich brauchen«, meinte sie und machte sich auf den Weg nach draußen.
»Dr. Snyder.«
»Ja?«, fragte sie und drehte sich um.
»Danke.«
»Ich danke Ihnen«, erwiderte sie.
»Warum?«
»Jedes Mal, wenn ich Entschlossenheit im Gesicht eines Patienten sehe, werde ich selbst stärker. Das werden Sie noch verstehen. Im Laufe der Zeit werden Sie es verstehen«, sagte sie.
Ich sah zu, wie sie hinausrollte; ich unterdrückte meine aufsässigen Tränen und tauchte tief in mich hinein bis in jene Quelle des Mutes, die Mama Arnold dort geschaffen hatte.
Ich werde stärker werden, schärfte ich mir ein. Ich werde stärker werden.
Früh am nächsten Morgen erschien Jake. Ich war bereits angezogen und saß in meinem Stuhl.
»Also«, meinte Jake, »Sie sehen aber hübsch aus.«
Ich hatte mir Zeit genommen für meine Haare und etwas Lippenstift aufgelegt. Ich war so nervös gewesen, dass meine Hand gezittert hatte. Ich musste den Lippenstift wegwischen und es noch einmal versuchen. Als ich dort saß und auf Jake wartete, kribbelte es mir im Magen, als drehten dort Goldfische wie verrückt ihre Runden und kitzelten meine Eingeweide.
»Wie ist es draußen?«, fragte ich ihn.
»Es ist ein wunderbarer Sommertag. Der Himmel war perlrosa, als ich heute Morgen erwachte. Vor Aufregung bin ich früh aufgewacht«, erklärte er.
»Ich konnte vor Aufregung nicht schlafen.«
Er lachte.
»Also, es ist Zeit nach Hause zu gehen, Prinzessin.«
»Sie wissen, was Victoria alles für mich arrangiert hat?«
»Ja, ich muss zugeben, dass sie ganze Arbeit geleistet hat, als sie Ihr Schlafzimmer vorbereiten ließ.Wenn irgendetwas erfunden worden ist für jemanden in Ihrer Situation, hat sie es dort. Ich habe Ihre Hilfe kennen gelernt«, fügte er mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu. »Sie hat kräftigere Arme als ich und breitere Schultern, und sie sieht aus, als könnte sie selbst den Teufel nur mit einem Stirnrunzeln verjagen. Victoria muss sich große Mühe gegeben haben, sie zu finden. Die duldet keinen Unsinn.«
Er trat hinter meinen Stuhl und fing an, mich aus dem Zimmer zu schieben.
»Warten Sie, Jake«, sagte ich drehte mich um, damit ich den Raum noch einmal betrachten konnte, der so etwas wie ein Refugium geworden war.
»Sie gehören nicht hierher, Prinzessin«, flüsterte Jake. »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
Er legte seine Hand auf meine; ich nickte, schloss die Augen und lehnte mich im Rollstuhl zurück. Auf dem Weg nach draußen verabschiedeten sich alle meine Krankenschwestern und einige der Therapeuten von mir und wünschten mir viel Glück. Ich hielt Ausschau nach Dr. Snyder, aber sie
war nicht in der Nähe. Sie hatte sich ohne Fanfaren von mir verabschiedet und mich verlassen.War das einfach Teil ihrer Behandlung oder lag es daran, dass sie es nicht über sich brachte, sich zu verabschieden? Mir gefiel die Vorstellung, dass wir mehr als Ärztin und Patientin geworden waren. Sie zu besuchen würde bei mir oberste Priorität haben.
Großmutter Hudsons Rolls-Royce war am Straßenrand geparkt.
Zum ersten Mal in meinem Leben musste man mir auf den Rücksitz helfen. Die Ärzte wollten, dass ich mehr Vertrauen in mein rechtes Bein legte und es stärker benutzte, um mich vom Rollstuhl in einen anderen Sessel und besonders in ein Auto zu stemmen, aber ich war ein bisschen ungeschickt, und Jake wollte nicht, dass ich in Verlegenheit geriet. Er wartete nicht, bis ich mich auf die Situation eingestellt hatte. Stattdessen hob er mich hoch und setzte mich hinein, als wäre ich ein Baby.
»Jetzt wollen wir Sie hier rausbekommen und nach Hause fahren«, sagte er und wich meinem Blick aus.
Er klappte den Rollstuhl zusammen,
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